Grabungsarbeiten in Siegburg Archäologen legen historische Brunnen frei

SIEGBURG · Archäologen graben auf der Baustelle „Auf der Arken“ in der Siegburger Innenstadt zurzeit nach historischen Spuren. Schätze erwartet der Landschaftsverband dabei aber nicht.

 Die Brunnen, die Archäologen auf der Baustelle „Auf der Arken“ gefunden haben, sind vermutlich Relikte einer Färberei oder Gerberei.

Die Brunnen, die Archäologen auf der Baustelle „Auf der Arken“ gefunden haben, sind vermutlich Relikte einer Färberei oder Gerberei.

Foto: Nadine Quadt

Oliver Zirkel und sein Team ziehen momentan unweigerlich die Blicke auf sich. Das stört sie ebenso wenig bei ihrer Arbeit wie die anhaltende Hitze. „Das sind wir gewohnt“, sagt Zirkel, während er seine Kelle vorsichtig in der Erde bewegt. Seit der vergangenen Woche sind der Archäologe und seine Kollegen in der neben dem Haus „Auf der Arken“ gelegenen Baugrube beschäftigt. Wie berichtet, wollen die Brüder Rüdiger und Bernd Kranz zwischen Mühlenstraße und Mahlgasse ein sogenanntes Boarding-House als Erweiterung ihres Hotels errichten. Momentan ruht die Baustelle aber, denn die Experten haben im Boden sechs runde und einen rechteckigen Brunnen freigelegt.

Relikte aus vergangenen Zeiten sind im Siegburger Boden nicht selten. Nicht umsonst führt die Kreisstadt mit 217 Einzelnummern die Liste der Bodendenkmäler im Rhein-Sieg-Kreis an. „Die gesamte Innenstadt innerhalb der alten Stadtmauern gilt als Bodendenkmal“, hat die technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger einmal im Gespräch erklärt. Bei Bauarbeiten in der Innenstadt sei daher stets die Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) einzubinden. Deswegen waren Bernd und Rüdiger Kranz nicht überrascht, als auch auf ihrer Baustelle Überreste vergangenen Lebens aufgetaucht sind, liegt sie doch neben Siegburgs zweitältestem Haus.

„Wir suchen momentan nach datierendem Material“, erklärt Zirkel. Die Steineinfassungen der Brunnen sind gut im Erdreich auszumachen. „Bis auf einen sind alle mit Siegburger Ton abgedichtet“, verrät der Archäologe. Das rechteckige Becken habe eine Holzverschalung. Er vermutet, dass sie außerhalb eines alten Gebäudes lagen und Relikt einer ehemaligen Färberei oder Gerberei sind. Darauf ließen grünliche Verfärbungen im Erdreich neben einer der Steinfassungen schließen. Im Siegburger Stadtarchiv ist dazu nichts vermerkt, wohl aber, dass es in der näheren Umgebung mehrere Färbereien gab.

„Die Brunnen stammen von einem Handwerksbetrieb und sind nicht viel älter als 19. Jahrhundert“, kann Susanne Jenter von der Fachaufsicht für Firmengrabungen beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege schon jetzt sagen. Sie begleitet die Arbeiten an der Siegburger Mühlenstraße, die noch eine Weile andauern werden. Genaueres sollen die Untersuchungen der Experten vor Ort ergeben.

Momentan holen Oliver Zirkel und sein Team neuzeitlichen Schutt und Keramik aus den Brunnen. „Sie wurden damit vermutlich in der Nachkriegszeit verfüllt“, erklärt er. Immer wieder entdeckt er auf dem Gelände Verfärbungen im Boden. Vorsichtig legt er diese frei und Profile an. Mal sind es Holzreste, mal Keramikstücke, die er findet. Sicher ist: „Es sind auf der Baustelle keine Schätze zu erwarten“, sagt Susanne Jenter. Gleichwohl ist die Baugrube gesichert.

Bis zum abschließenden Bericht werden noch ein paar Tage verstreichen. Laut der Siegburger Unteren Denkmalbehörde werden die dann definierten Zeugnisse früheren Lebens in der Regel vermerkt, um schließlich wieder unter der Erdoberfläche zu verschwinden. Es gibt aber auch Fälle, bei denen Altes in den Neubau integriert ist. So etwa der alte Wehrturm der Stadtmauer, der heute Teil des Kellers im Jugendkulturcafé ist.

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