Bonner Kirchen Appell von Papst Franziskus stößt auf große Resonanz

BONN · Der Aufruf von Papst Franziskus, Flüchtlingen direkt zu helfen, hat auch in den katholischen Gemeinden in Bonn für einen neuen Schub gesorgt. Etwa bei Konstanze Nolte in St. Elisabeth im Pfarrverband Bonn-Süd. "Hier zu helfen ist unsere Aufgabe. Und da packen wir auch an", sagt die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats.

 Papst Franziskus hat die Gemeinden aufgerufen, Flüchtlingen Wohnraum zu geben.

Papst Franziskus hat die Gemeinden aufgerufen, Flüchtlingen Wohnraum zu geben.

Foto: dpa

Mehr als 80 E-Mails mit Hilfsangeboten sind bislang eingegangen. Vor dem Gespräch mit dem GA hat sie wieder einmal eine ganze Autoladung mit frischem Obst in die Flüchtlingsunterkunft in der Ermekeilkaserne transportiert.

Schon vor Wochen hat der Pfarrverband ein Spendenkonto für die Flüchtlingshilfe eingerichtet. Von den eingegangenen Geldern wird in Absprache mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) alles das hinzugekauft, was akut benötigt wird. "Das DRK-Team in der Unterkunft reiße sich ein Bein für die Flüchtlinge aus", sagt Nolte, aber alles könne nicht immer reichlich vorrätig sein. Und da helfe der Pfarrverband.

"In den Geschäften bin ich schon bekannt als die, die Unmengen Bananen in den Einkaufswagen packt", sagt Nolte und lacht. Als Säuglingsnahrung im Heim knapp war, räumte sie die Ladenregale leer. Jeden Wochentag lernten zudem 18 Flüchtlinge aus Tannenbusch vier Stunden lang im Pfarrsaal Deutsch - versorgt von Helfern mit einem Frühstück, auch mal mit einem frisch gebackenen Pflaumenkuchen. "Sie sagen, dieser Intensivkurs sei eine Oase für sie", freut sich Nolte.

Im Münsterladen will sie englischsprachige Bibeln für den vielsprachigen Austausch und Gottesdienste besorgen. So unbürokratisch habe sie katholische Kirche lange nicht erlebt, sagt Nolte. Neben dem Papst habe Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki klare Worte vorgegeben, die sie wie viele andere Koordinatoren beflügelten.

Mit der enormen Flüchtlingsbewegung sei auch das Engagement der katholischen Kirche in Bonn verstärkt worden, sagte Stadtdekanatssprecher Reinhard Sentis. Die vielen Gruppen und Initiativen seien vernetzt in der vom Kölner Erzbischof ins Leben gerufenen "Aktion Neue Nachbarn". Der Appell des Papstes, in jeder Gemeinde auch Wohnraum zu schaffen, brauche natürlich noch Vorlaufzeit. In einigen Gemeinden ist man schon soweit: In St. Rochus und Augustinus unterstützen Ehrenamtliche einen Syrer, der so seine Eltern und fünf Geschwister mitsamt ihren Kindern aus dem Kriegsgebiet nach Bonn holen und in Wohnungen unterbringen konnte (der GA berichtete).

Ökumenisch kümmern sich in Endenich die Gemeinde St. Maria Magdalena und Christi Auferstehung mit Koordinatorin Helena Nguyen und die evangelische Trinitatisgemeinde um 140 Flüchtlinge im Paulusheim. Dort will man auch einer Familie zu Wohnraum verhelfen. In Bad Godesberg ist im Oktober eine siebenköpfige syrische Familie in ein Gebäude an St. Martin eingezogen.

Wie berichtet, startete Ingeborg Rathofer, Pastoralreferentin von St. Petrus, mit der katholischen Jugendagentur, der evangelischen Lukaskirchengemeinde, dem DRK und der Heilsarmee eine Akuthilfe in der Pestalozzischule. Die Ehrenamtlichen wollen in dieser neuen städtischen Notunterkunft für bis zu 120 Flüchtlinge sorgen.

Warum engagiert sich eine Katholiken wie Konstanze Nolte eigentlich so stark in der Flüchtlingshilfe? Ihr "Erweckungserlebnis" sei eine Christmette gewesen, berichtete Nolte: "Da klagten doch Leute hinter mir darüber, dass mit den Flüchtlingen nun die Preise ihrer Immobilien fallen würden. Und das während des Krippenspiels."

Hotline

Wer sich in der katholischen Flüchtlingshilfe Bonn ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich unter Tel. 02 28/10 83 33 melden. Die Hotline ist montags bis freitags von 14 bis 16 Uhr besetzt. Auch Fragen zu Geld- oder Sachspenden werden dort beantwortet. Das Erzbistum Köln hat die Infos im Internet gebündelt auf www.aktion-neue-nachbarn.de und in der neuen Facebook-Gruppe "Neue Nachbarn Netzwerk".

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