Angst vor Gestank und Lärm durch Geflügelzucht-Betriebe

Wenn Gerd Eßer in seinem Garten steht, freut er sich über die gute Luft in Rheinbach-Oberdrees. Doch schon bald könnte es vorbei sein mit der guten Luft, befürchtet er. Eine Bürgerinitiative wendet sich gegen geplante Unternehmen.

Angst vor Gestank und Lärm durch Geflügelzucht-Betriebe
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Swisttal/Rheinbach/Euskirchen. Wenn Gerd Eßer in seinem Garten steht, freut er sich über die gute Luft in Rheinbach-Oberdrees. Doch schon bald könnte es vorbei sein mit der guten Luft, befürchtet er. Denn wenige Kilometer von seinem Wohnort entfernt sollen demnächst zwei Großbetriebe für Geflügelzucht eröffnet werden. Eßer ist besorgt, dass diese Betriebe die Luftqualität in der Gegend verschlechtern könnten.

"Frischluft statt Tierfabriken" fordert die gleichnamige, von Gerd Eßer jetzt mitgegründete lokale Bürgerinitiative in Rheinbach und Swisttal. Die besorgten Bürger wenden sich gegen die zwei geplanten Geflügelzuchtbetriebe in der Voreifel. In der Nähe von Kuchenheim soll ein neuer Legehennenbetrieb für bis zu 270 000 Hennen gebaut werden, wenige Kilometer entfernt soll bei Palmersheim eine neue Putenmastanlage für bis zu 40 000 Puten entstehen.

"Gleich zwei Massentierhaltungen mit insgesamt 310 000 Tieren in unmittelbarer Nähe unserer Dörfer sind eine unzumutbare Belastung für etwa 10 000 Menschen und beeinträchtigen deren Lebensqualität", sagt die Sprecherin der Initiative, Karla Detro, die ebenfalls aus Oberdrees stammt.

Aus Sicht der Bürgerinitiative gibt es noch zu viele offene Fragen bezüglich des Großprojektes. Jörg Freyer aus Swisttal-Odendorf fragt sich beispielsweise, "ob der in riesigen Mengen anfallende Kot auf die Ackerböden aufgebracht wird, und ob dabei Medikamentenrückstände, insbesondere Antibiotika, in die Nahrungsketten gelangen."

Daneben macht den Anwohnern die Geruchsentwicklung der Anlage, die Lärmbelästigung durch den erhöhten Betriebsverkehr und die Feinstaubbelastung Sorgen. Auch die Stadt Rheinbach hat sich in einer Stellungnahme gegen die neue Putenmastanlage ausgesprochen. Sie befürchtet, dass sich nach den beiden Geflügelzuchtbetrieben noch weitere Großbetriebe in der Region ansiedeln werden und teilt die Bedenken der Initiative bezüglich erhöhter Emissionen.

Da sich die beiden Betriebsstandorte jedoch auf Gebiet der Stadt Euskirchen befinden, fehlt der Stadt Rheinbach jegliche Handhabe, um gegen das Projekt vorzugehen. Für das Genehmigungsverfahren ist die Stadt Euskirchen zuständig. Deren Stadtrat hat dem Bau des neuen Putenmastbetriebs bereits zugestimmt.

Ähnlich wie Rheinbach geht auch die Gemeinde Swisttal davon aus, dass durch die Putenmastanlage Lärm, Staub und Gestank zunehmen - in diesem Falle für Odendorf. Aus ähnlichen Gründen sieht die Gemeinde auch die geplante Erweiterung des Eierhofs Hennes bei Kuchenheim kritisch. Der zukünftige Betreiber des Legehennenbetriebs stellte den Bauantrag am 22. Juli.

Der künftige Betreiber des Putenmastbetriebs, Rainer von Meer, kann die Bedenken nicht nachvollziehen: "Aus zwei unabhängigen Gutachten geht zweifelsfrei hervor, dass unser Betrieb keine Immissionshöchstwerte überschreiten und keinerlei Umweltrichtlinien verletzen wird. Bereits in 800 Metern Entfernung wird es außerdem auch keine Geruchsentwicklung mehr geben."

"Alle wollen frische Lebensmittel aus der Umgebung, aber niemand möchte einen Betrieb in seiner Nähe haben", meint Karl-Heinz Hennes, künftiger Betreiber des Legehennenbetriebs. Auch er habe sich von verschiedenen Gutachtern die Umweltverträglichkeit seiner Anlage versichern lassen. Des Weiteren habe er gar nicht vor, sofort die volle Kapazität von 270 000 Hennen auszunutzen. Er schaffe mit dem Ausbau auch circa 30 neue Arbeitsplätze. Und er biete den Anwohnern eine Besichtigung seines Betriebs an.

Den Dialog mit den Betreibern und den Genehmigungsbehörden will auch die Bürgerinitiative suchen. "Wir wollen den Fragen, Sorgen und Ängsten der betroffenen Menschen eine Stimme geben und diese in die behördlichen Entscheidungsprozesse einbringen", erklärt Karla Detro. Für August ist eine erste öffentliche Informationsveranstaltung geplant.

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