"Mobile Kontroll- und Überwachungseinheit" Angst ist ein Fremdwort

KÖLN/SANKT AUGUSTIN · Beim letzten Ausbildungstag ging es für 30 künftige MKÜ-Beamte der Augustiner Bundespolizei noch einmal richtig zur Sache.

 Einsatzbereit: Die neuen MKÜ-Beamten vor einem ihrer Hubschrauber in Köln-Dellbrück.

Einsatzbereit: Die neuen MKÜ-Beamten vor einem ihrer Hubschrauber in Köln-Dellbrück.

Foto: Wolfgang Kaes

Den letzten Ausbildungstag könnte man natürlich auch etwas ruhiger angehen lassen. Doch für die 30 jungen Beamten der Sankt Augustiner Bundespolizeidirektion, die künftig zur Spezialeinheit MKÜ gehören wollen, ist jeder Tag des vierwöchigen Intensivtrainings in Köln-Dellbrück kostbar.

Und so ging es am Donnerstag noch mal richtig zur Sache: Gewaltbereite und vermummte Demonstranten, richtige Kanten, an den Parolen und der Frakturschrift auf den Kapuzenshirts unschwer als Neonazis auszumachen, rücken auf der grünen Wiese vor. Am grauen Himmel über Dellbrück tauchen wenig später drei Hubschrauber auf. An Bord: die 30 künftigen MKÜ-Beamten.

MKÜ steht für "Mobile Kontroll- und Überwachungseinheit". Sie zählt rund 170 speziell ausgebildete Beamte und untersteht unmittelbar der Bundespolizeidirektion in Hangelar, auch wenn sie im Nordosten Kölns stationiert ist. Zu der Spezialeinheit gehören außerdem zwei weitere Einsatzzüge in Essen und Goch sowie zwei Entschärfergruppen, die an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn stationiert sind.

Die MKÜ ist rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche jederzeit verfügbar, sobald es an Rhein und Ruhr ernst wird. Sie soll in Windeseile bei der Bewältigung von besonderen Einsatzlagen im gesamten Bundesland Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stehen: bei Demonstrationen ebenso wie bei Fußballspielen, aber zum Beispiel auch bei Großfahndungen der Polizei. Im Alltag unterstützen die MKÜ-Beamten aber auch ihre Kollegen bei Routineaufgaben auf Bahnhöfen oder Flughäfen.

Die aufmarschierten Neonazis sind auf Krawall gebürstet. Zunächst nur verbal. Aber das soll sich bald ändern. Sie sind natürlich nicht echt, sondern maskierte Kollegen aus Essen, die viel Erfahrung damit haben, in solchen simulierten Szenen ihre wahre Herkunft vergessen zu lassen und den Nachwuchs an die Grenzen der Belastung zu führen.

Doch die 30 künftigen MKÜ-Beamten lösen ihre Aufgabe mit Bravour: Die Neonazis werden sekundenschnell eingekesselt, die Einpeitscher isoliert, die Schläger überwältigt und festgenommen. Das alles läuft mit der Präzision eines Uhrwerks ab. Kriegt man denn da keine Angst? Désirée Weidler lacht und schüttelt den Kopf. "Angst? Nein! Wieso? Ich bin doch gut ausgebildet, ich bin bewaffnet, und ich kann mich auf meine Kameraden immer hundertprozentig verlassen."

Die 23-jährige Berlinerin zog für ihren Traumberuf ins Rheinland um. Denn sie wollte nach der Grundausbildung zur Bundespolizistin in Neustrelitz unbedingt zur MKÜ. "Auf mich wartet in dieser Einheit der abwechslungsreichste und spannendste Job, den die Bundespolizei zu bieten hat", versichert die junge Frau nicht ohne Stolz in der Stimme.

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