Alles wirkt echt, selbst die Verspätung

Siegburger Modellbahntage im Schulzentrum Neuenhof ziehen scharenweise Eisenbahnfans an - Auf 1 000 Quadratmetern eine Anlage mit einer Strecke von rund 40 Metern

  Historisch:  Ein Lokschuppen, wie es ihn früher einmal gab. Heute haben Dampfloks nur noch bei Modellbauern Hochkonjunktur.

Historisch: Ein Lokschuppen, wie es ihn früher einmal gab. Heute haben Dampfloks nur noch bei Modellbauern Hochkonjunktur.

Foto: Axel Vogel

Siegburg. "1958 hat die Deutsche Bundesbahn das Dreilichtsignal eingeführt, das so genannte A-Signal", weiß ein Eisenbahnliebhaber und Händler aus Dortmund. Mit Lokomotiven und Waggons im Maßstab H0 und N ist er nach Siegburg zu den Modellbahntagen gekommen.

"Wenn Sie eine Dampflok mit nur zwei Lichtern vorne finden, haben Sie ein richtiges Sammlerstück." Das wäre zum Beispiel die Dampflok der Serie G 800 von Märklin aus dem Jahre 1955. Im Originalzustand zahlen Sammler gut und gerne 1 000 Euro dafür, ein Händler aus Much will für ein gebrauchtes Modell aber "nur" 500 Euro haben.

Beide Eisenbahnfans sind bei der Börse der Modellbahntage dabei. Der Eisenbahnclub Rhein-Sieg (ECRS) hatte am Wochenende zum ersten Mal Schienen in Siegburg verlegt. Auf rund 1 000 Quadratmetern steht die eigene Clubanlage und Anlagen von befreundeten Modellbahnclubs. "Wir haben hier rund 40 Meter Fahrstrecke", sagt Hartmut Starke, Vorsitzende des Vereins. "Das ist eine Eisenbahn im Maßstab H0 im Zweileiter-Gleichstromsystem." In einer überdimensionalen L-Form haben die Eisenbahnfans so genannte Module aneinander gesteckt.

Stadtteile, Industrieanlagen und Landschaften sind darauf gebastelt, geklebt und verschraubt worden. "Die Module sind genormt. So können wir sie untereinander immer wieder kombinieren und eine einzigartige Anlage zusammen stellen", erklärt Starke. Die Vereinsmitglieder stehen an computergesteuerten Bedienelementen und bringen die Dampfloks so in Fahrt.

Prominenter Zuschauer: Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn. "Ein richtiger Fan bin ich nicht, aber als Kind hatte ich eine H0-Eisenbahn", erinnert sich das Stadtoberhaupt. "Ich finde es toll, wie viel Mühe sich der Verein mit seinem Hobby gibt." Gleichzeitig wird nebenan auf der Börse gefeilscht und gehandelt: einzelne Schienen kosten 25 Cent, eine Weiche 5,80 Euro, jeder Trafo 5 Euro, ganze Dampfloks gibt es für 80 bis 220 Euro. Kataloge geben Aufschluss über Seltenheit und Wert.

Matthias aus Siegburg ist mit seinem Vater da. Der 15-Jährige hat sich für seine Anlage zwei Waggons aus den 60er Jahren von der Firma Märklin gekauft. Die großen Brüder haben in Wirklichkeit Holz oder Stahlrohre transportiert. "20 Euro haben wir dafür bezahlt", sagt der Vater von Matthias. "Im Geschäft hätte ich mindestens das Doppelte zahlen müssen."

Vater und Sohn haben "noch" eine kleine Anlage, die zu Hause im Keller untergebracht ist. Während dessen muss Vorsitzender Hartmut Starke zur Clubanlage seines Eisenbahnclubs. Es gibt Probleme mit der Computersteuerung, eine Lok will partout nicht in den Bahnhof einfahren. Ganz so wie im richtigen Leben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort