"Michel Petrucciani" Ahrweilerin produzierte Dokumentation

AHRWEILER/BERLIN · Die in Berlin lebende Hauptproduzentin des Films "Michel Petrucciani" stammt aus Ahrweiler. Sie machte auf dem Gymnasium Calvarienberg ihr Abitur, erlebte "also eine ganz normale Ahrweiler Mädchenschullaufbahn", wie sie gegenüber dem General-Anzeiger erklärt.

 Martina Haubrich mit Regisseur Michael Radford (links) und Roger Willemsen.

Martina Haubrich mit Regisseur Michael Radford (links) und Roger Willemsen.

Foto: WDR

"Eines Tages sah ich Duke Ellington im Fernsehen, mein Herz machte einen Sprung - danach wollte ich ein Klavier", erzählt Michel Petrucciani. Doch das Spielzeugklavier, das ihm die Eltern schenkten, zerschlug der Vierjährige. Er forderte ein echtes. Auf dem Klavier sollte der 1962 im französischen Orange Geborene zum virtuosen, international bekannten Jazz-Pianisten werden.

Mit 13 gab er sein erstes Konzert als Profimusiker, wurde ein Star in Frankreich, als er 1981 beim Pariser Jazz-Festival auftrat, 17-jährig brach er ohne Englischkenntnisse nach Kalifornien auf. Dort animierte sein Spiel den erfolgreichen, dann aber musikabstinenten Charles Lloyd, erstmals nach 15 Jahren wieder zum Saxofon zu greifen. Michel Petrucciani war außergewöhnlich in seiner Leidenschaft für die Musik und seiner Gier nach Leben.

Dem kleinwüchsigen, glasknochenkranken Mann mit dem unbezwingbaren Willen und starker Persönlichkeit, der 1999 in New York starb, ist der Film "Michel Petrucciani - Leben gegen die Zeit" gewidmet. Die berührende Dokumentation läuft seit Dezember 2011 in den deutschen Kinos. Dass es sie gibt, ist maßgeblich Martina Haubrich zu danken.

Hauptproduzentin stammt aus Ahrweiler

Die in Berlin lebende Hauptproduzentin des Films stammt aus Ahrweiler. Sie machte auf dem Gymnasium Calvarienberg ihr Abitur, erlebte "also eine ganz normale Ahrweiler Mädchenschullaufbahn", wie sie gegenüber dem General-Anzeiger erklärt. Doch früh entwickelt sich ein ausgeprägtes Interesse: "Mit unserer Englischlehrerin Iris Klefisch sahen wir im Burghof-Kino englischsprachige Filme. Das war für mich definitiv das Größte." Speziell faszinieren sie Dokumentationen. "Es war einmal in Amerika", "Jenseits von Afrika" und "Schrei nach Freiheit" werden "mein Fenster zur Welt".

Stichwort für ihre zweite Liebe: die Großstadt. Nach dem Abi geht Haubrich für ein Jahr nach Amerika, jobbt als Au Pair in Philadelphia und unterrichtet parallel dazu Deutsch am German Department. An den Wochenenden erkundet die junge Frau mit Freunden New York, besucht Theater und Kino - "eine aufregende Zeit". Zunächst in Köln, später in Berlin, studiert sie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften. Ihr Studium finanziert sie unter anderem als Flugbegleiterin auf Langstreckenflügen. Die wiederum nutzt sie, um Reportagen für das Radio zu machen, etwa über Tango in Buenos Aires.

"Ich will produzieren."

Nach Regiearbeit und Redaktionsassistenzen bei VOX, SFB und Arte merkt sie: "Ich will produzieren." Seit 2004 leitet Martina Haubrich als Executive Producer die Berliner Niederlassung der Looks Filmproduktionen. Die Idee zum Film über Michel Petrucciani und die Verpflichtung von Regisseur Michael Radford kamen vom französischen Koproduzenten "Les Films d'ici". Aber den Franzosen fehlte noch Geld für die Doku über den Musiker. Looks konnte indes durch Haubrich auch substanziell Enormes beisteuern. Denn sie nutzte ihren Kontakt zu TV-Talker Roger Willemsen.

1996 war Willemsens eigener Film über den Jazzmusiker heraus gekommen. Unmengen Drehmaterials - etwa 70 Stunden - blieben ungenutzt. Bis Haubrich und der Moderator bei einem Mittagessen in Hamburg über Petrucciani und den Film sprachen: "Dann stand fest, er gibt uns das Material als Co-Produzent." Bei der Vorstellung im vergangenen Jahr in Cannes erlebte der Film "Standing Ovations". Er wurde inzwischen als bester Dokumentarstreifen für den französischen Filmpreis César nominiert.

Die Verleihung findet am Freitag in Paris statt.

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