Gastronomie im Kreis Ahrweiler Wirte im Kreis Ahrweiler leiden unter Corona-Regeln

Kreis Ahrweiler · „Eine Kneipe ohne Theke ist keine Kneipe, sondern nicht mehr als ein Wartesaal“: Die Wirte in Ahrweiler leiden unter den Corona-Beschränkungen. Viele hätten mehr Kosten als Einnahmen. Ein Gastronom hat schon aufgegeben.

 Auch in der Gaststätte „Bit am Niedertor“ dürfen die Gäste nicht an der Theke Platz nehmen.

Auch in der Gaststätte „Bit am Niedertor“ dürfen die Gäste nicht an der Theke Platz nehmen.

Foto: Martin Gausmann

Viele Dorf- und Eckkneipen sind in den vergangenen Jahren verschwunden. Insbesondere in den Dörfern und Außenbezirken der Städte sorgten Kostenexplosionen bei Mieten, Personal und Wareneinkauf verbunden mit immer mehr behördlichen Auflagen für Verdruss bei den Wirten. Wer nicht Eigentum und Familie einbringen konnte oder wollte, hatte zumeist keine Chance.

Auch in einem touristischen Hotspot wie der Altstadt von Ahrweiler gab es einst wesentlich mehr Bier- und Weinlokale. Die Corona-Pandemie könnte jetzt dafür sorgen, dass auch die letzten dieser Treffpunkte, die auch eine Rolle im sozialen Miteinander spielen, verschwinden. Der General-Anzeiger hat sich umgeschaut.

Der Marktbrunnen an der Ecke Niederhutstraße/Ahrhutstraße hat die beste Lage für eine Kneipe in Ahrweiler. Wer als Tourist durch die Fußgängerzonen schlendert oder über den Markt mit der mächtigen Laurentiuskirche kommt, der kommt an dieser Ecke nicht vorbei. 23 Jahre lang haben Rosemarie und Nunzio Jacovelli die Kneipe betrieben. Corona gab ihnen buchstäblich den Rest, ob der Auflagen zur Wiederöffnung in der vergangenen Woche haben sie das Handtuch geworfen. „Früher als beabsichtigt werden wir bedingt durch die Corona-Krise in den vorzeitigen Ruhestand gehen“, so die Aussage auf einem Schild im Fenster. Das Lokal ist geschlossen. Ob und wann es neue Pächter gibt, ist völlig offen. Denn aktuell macht es wenig Sinn, sich mit einer Kneipe zu versuchen.

„Eine Kneipe ohne Theke ist keine Kneipe“

Auch Bernd Ley im „Bit am Niedertor“ denkt darüber nach, nach einigen Versuchstagen in dieser Woche gar nicht mehr zu öffnen. Fünf  Tische kann er im Innenbereich seines Hauses belegen. Zehn Personen sind das in der Regel, bei zwei verschiedenen Haushalten vielleicht ein paar mehr. An guten Tagen tummelten sich hier sonst auch schon Mal um die 80 Leute, viele von ihnen an der Theke. Die ist jetzt komplett zu. „Eine Kneipe ohne Theke ist keine Kneipe, sondern nicht mehr als ein Wartesaal“, so Ley, der seit der Wiedereröffnung mehr Kosten als Einnahmen hat. Helfen könnte den Wirten beispielsweise eine Lockerung der Kontaktsperren, wie das in Sachsen-Anhalt der Fall sei, sagt er. Dort dürfen in der Kneipe fünf Personen am Tisch sitzen, auch aus verschiedenen Haushalten.

In der „Pumpe“ an der Adenbachhutstraße ist Wirtin Angela Hietbrink froh, dass ihre Kneipe, in der fast ausschließlich Einheimische verkehren, so verwinkelt ist. Das bietet Möglichkeiten für eine größere Anzahl von Tischen. Auch vor der Tür und im neuen Biergarten können Gäste sitzen. Aber die Wirtin macht seit Corona alles alleine, das Personal musste sie entlassen. „Ich mache die Theke, putze, gehe einkaufen“, berichtet sie. An den ersten Tagen reichte auch das nicht immer, um kostendeckend arbeiten zu können. Denn wo ansonsten auch schon Mal bis 5 Uhr in der früh geöffnet ist, herrscht aktuell ab 22 Uhr Nachtruhe. „Wir werden uns darauf einstellen und die Öffnungszeiten ändern“, so Hietbrink, die froh ist, viele Stammgäste zu haben. Große Sprünge werde sie dadurch nicht machen, ist sich die Gastronomin sicher.

Bei Martina Vosen im Jägerhof sind es auch die Stammgäste, die der Kneipe die Treue halten. „Bisher waren immer alle Plätze besetzt“, so die Wirtin. Vielen Gästen kann sie allerdings keinen Platz bieten, und die Kosten laufen weiter. Ohne Personal geht es auch im Jägerhof nicht, und das will bezahlt werden. Dass ihr das Ordnungsamt bescheinigte, die Vorgaben konsequent umgesetzt zu haben, nützt da wenig. Aufgeben will sie auf keinen Fall. „Wir müssen das Beste aus der Situation machen und sind froh, wenigstens ein bisschen Umsatz zu machen“, so Martina Vosen.

Ähnlich sieht es auch Markus Coels, der mit seinem Bruder Sven das elterliche Weingut übernommen hat. Alles, was bei den beiden an Wein produziert wird, wird in der Weinstube verkauft. Die Gäste probieren und kaufen dann ihren Wein, einen anderen Vertriebsweg gibt es nicht. „Daher sind wir auf die Öffnung angewiesen“, so Markus Coels. Er hat aber auch Verständnis für die Corona-Maßnahmen und stellt den Schutz der Menschen vor den wirtschaftlichen Erfolg. In der Weinstube haben aktuell ein Dutzend Gäste Platz, bei schönem Wetter bietet der angrenzende Hof nochmal rund 30 Plätze. „Immerhin kommen schon wieder Gäste, wenn auch noch weitaus weniger als früher“, bleiben die Brüder optimistisch.

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