Kreis Ahrweiler Weisser Ring verzeichnet zehn Prozent mehr Meldungen von Straftatopfern

KREIS AHRWEILER · Körperverletzungsdelikte machen fast ein Drittel der Betreuungen beim Weissen Ring, Außenstelle Ahrweiler, aus. Vor allem Gewalttaten in engen sozialen Beziehungen weist der Jahresbericht 2013 der Opferschutzorganisation aus. "Wenn die Sprache fehlt, wird geprügelt", sagt Außenstellenleiter Hubertus Raubal.

Im Jahr 2013 haben sich 104 Personen als Straftatopfer bei der Außenstelle gemeldet. Das bedeute einen Anstieg um knapp zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einerseits bedauert er die Zunahme, andererseits schreibt er sie einem zunehmenden Bekanntheitsgrad des Weissen Rings im AW-Kreis zu.

Insgesamt hätten sich die Fallzahlen in seinem Zuständigkeitsgebiet seit Beginn seiner Außenstellenleitertätigkeit vor zehn Jahren nahezu verdoppelt. Als Opfer von Sexualstraftaten haben sich im Jahr 2013 27 Betroffene gemeldet. Dass in zwei Fällen auch "K.O.-Tropfen" eingesetzt wurden, ist laut Raubal für das Team neu gewesen.

Weitere Schwerpunkte war Mobbing und Stalking. Dabei seien die Täter besonders fantasievoll: Eine Täterin habe sich bei einem Vortrag zu diesem Thema selbst als Opfer dargestellt und bei den Zuhörern um Verständnis für ihr Tun geworben. Auch mit Fällen von Einbruch, Diebstahl oder Raub hatte die Außenstelle zu tun. Derzeit betreuen die 14 dort tätigen Frauen und Männer 53 Opfer vorsätzlicher Straftaten, einige davon bereits jahrelang.

Seit Jahren steigen laut Bericht die Kriminalfälle im Internet und in sozialen Netzwerken, wo sich vor allem Kinder und Jugendliche naiv und sorglos bewegen. Der Weisse Ring will mit dazu beitragen, dass Nutzer kritischer und vorsichtiger mit sogenannten "Friends" kommunizieren. Er bietet auch für Schulen im Kreisgebiet Unterstützung und Informationsmaterial an.

Die Außenstelle Ahrweiler erhielt im vergangenen Jahr eine außergewöhnliche Ehrung: In Anerkennung und Würdigung besonderer ehrenamtlicher Verdienste um Gesellschaft und Mitmenschen verlieh die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, dem Leiter der Außenstelle, Hubertus Raubal, die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz.

Sein Team unterstützt Straftatopfer und deren Angehörige ehrenamtlich bei der Suche nach Hilfsmöglichkeiten, begleitet zu Gerichtsverhandlungen und Behörden oder hilft beim Ausfüllen von Formularen.

Kostenfrei waren die Mitarbeiter fast 3000 Stunden und mehr als 11.000 Kilometer für Kriminalitätsopfer im Einsatz. Neben dieser immateriellen Hilfe wurden laut Bericht auch mehr als 7000 Euro als materieller Beistand in Form von Geldzahlungen oder Beratungsschecks für Rechtsanwälte oder Therapeuten geleistet. Neben der Opferhilfe sind die Ehrenamtlichen der Außenstelle auch vorbeugend und aufklärend aktiv.

Neben der Hilfe für Straftatopfer seien zusätzliche Aktivitäten und Vorhaben aber nur unter Schwierigkeiten durchführbar, zumal viele Mitarbeiter berufstätig seien. Das Team des Weissen Rings sucht deshalb Verstärkung. Auch junge Erwachsene mit neuen Ideen sind als Bindeglied zu Straftatopfern ihrer Altersgruppe gerne gesehen. Daneben wirbt die Außenstelle verstärkt um Mitglieder.

Weitere Informationen unter der Telefonnummer 02655/961259.

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