Leser mögen Liebesgeschichten Buchhändler im Kreis Ahrweiler fragen ihre Kunden nach Vorlieben

Kreis Ahrweiler · Bücher werden an Ahr und Rhein nach wie vor genutzt und geliebt. Buchhändler an Rhein und Ahr beobachten, dass die Menschen mehr denn je schmökern.

 Gespräch über Neuerscheinungen am Literaturmarkt: Andreas Hauffe berät in seiner Remagener Buchhandlung eine Kundin.

Gespräch über Neuerscheinungen am Literaturmarkt: Andreas Hauffe berät in seiner Remagener Buchhandlung eine Kundin.

Foto: Hildegard Ginzler

Technische Neuerungen haben die Medienlandschaft seit den ersten Höhlenmalereien verändert und das massiv in den jüngsten Jahrzehnten. Klassischen Medien, ob Zeitungen, Zeitschriften, Radio oder Fernsehen, wurde wegen des Internets schon der Untergang prognostiziert. Zu Unrecht. Sie haben sich unter dem Einfluss gewandelt und bestehen weiter. Auch Bücher werden nach wie vor genutzt und geliebt.

Was aber lesen die Leute heute? Welche Art Literatur schwindet, welche kommt an? Der General-Anzeiger hat sich bei Buchhändlern umgehört und dabei übereinstimmende wie abweichende Antworten erhalten von Jessica Bälz, Inhaberin der Ahrweiler „Buchhandlung am Ahrtor“ und der Filiale „Are Buchhandlung“ in Bad Neuenahr, Karin Berens, die in Adenau eine Buchhandlung führt, Tanja Steinborn von der Buchhandlung Moses in Bad Neuenahr und Andreas Hauffe mit „Hauffes Buchsalon“ in Remagen. Aus Sinzig sind dabei Thomas Zimmermann, Inhaber der Buchhandlung Walterscheid sowie für die „Buchhandlung Lesezeit, Bücher und Wein“ Jutta Wagmann und Ralf Weiß. Von der „Kunst- und Buchhandlung Maria Laach“ berichtet Betriebsleiter Matthias Wilken.

„Gelesen wird vielleicht mehr als je zuvor“, stellt nicht nur Hauffe fest und unterscheidet: „Frauen lesen mehr als Männer, Kinder mehr als Jugendliche.“ Nach Wilken lesen Frauen und Männer sogar „etwa im Verhältnis 2:1; Frauen greifen gerne zu Geschichten, die davon erzählen, wie andere Frauen ihr jeweiliges Leben gelebt haben, wie sie Herausforderungen gemeistert und sich an diesen entwickelt haben.“ Bei Frauen beobachtet Karin Berens „oftmals Liebesgeschichten und auch sehr gerne Erfahrungsberichte, Männer lesen dagegen gerne politische Bücher und Krimis.“ Wilken sieht die Männer ebenfalls zu Büchern tendieren, „die die Welt erklären“.

Hoch in der Konsumentengunst liegen Krimis und Romane. „Unverändert gut“ behaupte sich der Krimi im Belletristikbereich, so Jutta Wagmann und Ralf  Weiß. „Ungebrochenes Interesse an Krimis, historischen Büchern, Liebesromanen“ verzeichnet die Moses-Buchhandlung. Und „Krimis, Romane, Kinderbücher laufen super“ in Remagen.

Stark in der Leseförderung, verkauft man in Adenau reichlich Kinderbücher: „Bei Mädchen sind Pferdebücher und bei etwas älteren Mädchen auch Bücher über erste Liebe gefragt. Bei den Jungs sind es Comics und Kinderkrimis sowie Abenteuer- und Sachbücher.“ Klassiker wie Pippi Langstrumpf und Erich Kästner würden „auch noch immer gerne gelesen beziehungsweise vorgelesen“. Fantasy ziehe „im Jugendbuchbereich, der insgesamt leider rückläufig ist“, klagt in Sinzig die „Lesezeit“, und bei „Walterscheid“ fragen die Jüngeren nach Büchern zu Netflix-Serien. Bei Moses hingegen vermisst Steinborn in diesem Bereich „seit Jahren Bestseller à la Harry Potter, Twilight oder Die Tribute von Panem“. Dafür aber seien „die Bücher diverser Blogger und YouTuber gefragt. Die jungen Leute stürmen in den Laden, sobald ein Influencer ein neues Buch herausbringt“.

Vielfach liegt die Unterhaltungsliteratur vorn. In Remagen geht sie „besser als früher“. In der Moses-Buchabteilung bildet sie „ganz klar“ den Schwerpunkt. „Außerdem sind derzeit Bücher zum aktuellen Zeitgeschehen, Politik und natürlich dem allgegenwärtigen Thema Klimawandel äußerst beliebt.“ Dagegen meint Jessica Bälz, dass „kaum einer mehr einen Unterschied zwischen ‚ernster‘ und ‚unterhaltender‘ Literatur macht“. Dieselben Leser wählten mal etwas Leichtes und zu anderer Zeit Bücher, die Konzentration erfordern.

Für Thomas Zimmermann stellt es sich anders dar: „Nur eine kleine Klientel liest Ernstes wie Salman Rushdie oder Margaret Atwood.“ Noch schlechter schaut es für Lyrik aus. Sie zu vermitteln „ist und war immer schwierig“, sagt Hauffe. Auch Kurzgeschichten und Philosophisches fänden wenig Kunden. Bälz hat erfahren: „Neue, aktuelle Lyrik ist gar nicht mehr gefragt, dafür sind es aus Internet und Fernsehen bekannte Poetry-Slam-Autoren und in kleinem Rahmen, aber immer mehr, Graphic Novels.“ Verschieden urteilen die Läden über Sachbücher, die recht gut laufen, wenn sie Aktuelles behandeln und Ratgeber, die laut Tanja Steinborn durch Apps, Blogs und YouTube-Tutorials verdrängt werden. Zudem zeigen sich, je nach Umfeld, Präferenzen. Das mehr oder weniger von allen Befragten bediente Segment Reise und Wandern reüssiert besonders in Adenau, wo in der Nähe des Nürburgrings auch Rennsportbücher verkauft werden.

Und in Maria Laach, wo man eintaucht in die Welt des Klosters? „Früher wurden bei uns deutlich mehr Bücher mit religiösem Inhalt gekauft. Das verändert sich hin zu spiritueller Literatur, die manchmal christlichen Einschlag hat, aber längst nicht nur“, teilt Betriebsleiter Wilken mit.

Es sind Bücher zur Selbstfindung sowie ganzheitlich erfasste Fragen rund um Gesundheit und Krankheit. Was alle zu einen scheint: Stammkunden lassen sich in ihren Buchhandlungen gern beraten, viele Leser orientieren sich zugleich an Bestsellerlisten und Empfehlungen aus dem Internet.

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