"Duo Tangoyim" Ukrainische und russische Musik in Harmonie

AHRWEILER · Das "Duo Tangoyim" spielt Klezmer, Tango und jiddische Lieder aus Osteuropa und den USA in der Synagoge.

 Das "Duo Tangoyim" in der ehemaligen Synagoge.

Das "Duo Tangoyim" in der ehemaligen Synagoge.

Foto: Martin Gausmann

Mit zwei Hochzeitstänzen entfachten sie ein musikalisches Feuer, das bis zur letzten Zugabe nach zwei Stunden loderte: Stefanie Hölzle (Geige, Bratsche, Klarinette, Gesang) und Daniel Marsch (Akkordeon, Geige, Gesang) gastierten nach 2012 zum zweiten Male in Ahrweiler und überzeugten erneut ihr Publikum in der ehemaligen Synagoge mit ihrer akustischen Musik. Als "Duo Tangoyim" rissen sie mit Klezmer mit, obwohl sie nach eigener Aussage keinen jüdischen Hintergrund haben. Und sie boten gefühlvollen Tango und Musik aus dem Balkan und Osteuropa.

"Wie wunderbar die Musik harmoniert, aber leider die gegenwärtige politische Situation eine andere Wahrheit zeigt", demonstrierte das Duo aus Hückeswagen mit dem russischen Tanz "Chorovod" und dem ukrainischen Tanz "Kolomejke". Das jiddische Trinklied "A glezele yash" gab dem Gefühl Ausdruck, "wie die Seele brennt" und sparte nicht mit Seitenhieben auf schimpfende Ehefrauen und polternde Schwiegermütter. Vom Kommen und Gehen des Glücks unter Liebenden zeugte "Di goldene pave", ein jiddisches Wiegenlied aus New York.

Bei seinen Moderationen zeigte Marsch auf, wie Immigranten jüdische Lieder in den USA am Leben erhielten und diese von dort wieder einen Weg zurück nach Europa fanden. Zwei Millionen russische Juden seien zwischen 1880 und 1920 nach Amerika geflohen. Ein unerfahrenes Mädchen erlebte im Musikstück "Di grine Kuzine", wie die ärmlichen Verhältnisse und die Fabrikarbeit die Immigranten in Amerika veränderten.

Ein wahrer musikalischer Meltingpot war das Lied "Maramures-Suite", in dem rumänische, ungarische und jüdische Einflüsse verarbeitet wurden. Den chassidischen Einfluss auf das Judentum thematisierte ein Lied über einen polnischen Rabbi, das den direkten Weg zu Gott über Tanz und Musik beschrieb. Der "Yiddish Tango" präsentierte osteuropäischen Tango in einer aufwühlenden Version.

Das Leben im Exil zwischen Anpassung und Tradition griff "What can you makh (it is America)" auf. Humoristisch kam indes "Vu bistu geven" daher, die Geschichte eines Mannes, der nur mal kurz Zigaretten holen will und sich nach 40 Jahren Abwesenheit die bitterbösen Vorwürfe seiner Gattin anhören muss: "Das Haar ist grau geworden, die Hände fangen an zu zittern, wo bist Du gewesen?" Gerne folgte das Publikum der Aufforderung, mitzusingen. Zumal Marsch erklärt hatte: "Das muss nicht schön sein, sondern laut und von Herzen kommen."

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