Düstere Stimmung in Hotellerie und Gastronomie Tourismusbranche an der Ahr schlägt Alarm

Bad Neuenahr · Die Tourismusbranche an der Ahr schlägt Alarm: Zahlreiche Betriebe sind wegen des Corona-Shutdowns in ihrer Existenz bedroht. Hilfen von Bund und Ländern wurden beantragt, sind aber vielfach noch nicht angekommen.

 Leere Stühle, leere Restaurants, leere Ausflugslokale und Kneipen: Im Ahrtal wächst die Sorge der Touristiker.

Leere Stühle, leere Restaurants, leere Ausflugslokale und Kneipen: Im Ahrtal wächst die Sorge der Touristiker.

Foto: Martin Gausmann

Die Touristiker an der Ahr schlagen Alarm: Das touristische Leben steht auch im Ahrtal schon seit vielen Wochen still. Die Lage von regionalen Unternehmen, die ganz oder teilweise vom Tourismus leben, ist prekär bis alarmierend. Dies belegt eine aktuelle Online-Umfrage, die von der Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH sowie dem Ahrtal-Tourismus unter seinen Mitgliedern durchgeführt wurde, um eine genaue Datenlage zu erhalten. Mehr als 130 Unternehmen aus Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel, Gesundheitswirtschaft und Weinwirtschaft haben sich an der Umfrage beteiligt. Das wenig überraschende Ergebnis: Die Stimmung ist düster.

„Unser Ziel ist, durch ein Gesamtbild aus dem Tourismus-Bereich eine angemessene Interessenvertretung auf allen politischen Ebenen zu ermöglichen“, so der Geschäftsführer der Marketing GmbH, Christian Senk. „Die Auswertungen der Umfrage bestätigen unsere Befürchtungen“, so Senk weiter.

Die Umsatzeinbußen für März liegen bei den angefragten Unternehmen im Vergleich zum Vorjahresmonat im Durchschnitt bei 58 Prozent. Die Umsatzeinbußen für das zweite Quartal schätzen die Unternehmen insgesamt bei knapp 69 Prozent ein. Hotellerie, Gastronomie und Ferienwohnungsbetreiber sind von der Krise besonders hart getroffen. Bei ihnen wird im zweiten Quartal mit Umsatzeinbußen von 80 bis 87 Prozent gerechnet.

Hilfen von Bund und Ländern wurden beantragt, sind aber vielfach noch nicht angekommen. Hilfen des Landes sind bis dato nur bei zwei Betrieben angekommen. Bei mehr als zwei Drittel der Betriebe, die bereits staatliche Hilfen empfangen haben, lag die Bearbeitungszeit der Banken und Behörden bei drei oder mehr Wochen, berichtete Senk. Das sei viel zu lange – „gerade auch mit Blick nach Nordrhein-Westfalen, wo die Auszahlung der beantragten Gelder innerhalb von wenigen Tagen möglich ist“, hielten die Befragten in den dafür vorgesehenen Kommentarfeldern der Umfrage vermehrt fest. Knapp zehn Prozent haben aufgrund ihrer Betriebsgröße gar keinen Anspruch auf Hilfen und empfinden die angebotenen Maßnahmen für ihren Betrieb entsprechend als nicht passend. Jeder Dritte der befragten Betriebe ist derzeit akut von einer Betriebsaufgabe bedroht. In der Gastronomie und im Einzelhandel sogar jeder zweite Betrieb, teilte die Marketing GmbH mit.

„Um massenhafte Betriebsaufgaben zu vermeiden, ist ein dringender Handlungsbedarf der Landes- und Bundes-Politik gefordert. Dies gilt sowohl für Betriebe bis zehn, beziehungsweise 30 Mitarbeiter als auch für Betriebe mit mehr als 30 Mitarbeiten. Denn diese gehen bisher völlig leer aus. Ziel muss es sein, keinen Betrieb coronabedingt zu verlieren“, fordert Senk.

Durchweg alle Betriebe wünschen sich deutlich mehr staatliche Unterstützung, vor allem in Form von unbürokratischen Sofort-Zuschüssen und Steuersenkungen, sowie mehr Planungssicherheit. Auch wurde mehrfach der Wunsch nach Informationen dazu geäußert, wann denn mit einer Wiederöffnung der Betriebe zu rechnen sei und wie diese aussehen solle. „Sie fühlen sich von der Bundes- und Landespolitik mit ihren existenziellen Problemen nicht hinreichend wahrgenommen, denn es gibt immer noch kein greifendes Konzept, wie der Tourismus-Branche tatsächlich unter die Arme gegriffen werden kann“, sagte Bürgermeister Guido Orthen. Auch ein Fahrplan zur Wiederöffnung von Hotel- und Gastronomiebetrieben sei noch nicht in Sicht.

Als stellvertretender Vorsitzender des Tourismus- und Heilbäderverbandes Rheinland-Pfalz, Vorsitzender der Sektion Heilbäder und Kurorte sowie als beratender Teilnehmer der Enquete-Kommission „Tourismus Rheinland-Pfalz“ hat er die Umfrage-Ergebnisse dazu genutzt, die derzeitigen Probleme der Tourismus- und tourismusnahen Branchen unmittelbar auf Landesebene anzusprechen (siehe gesonderten Bericht auf Seite 21).

Zu den angefragten Betrieben zählen die Mitglieder des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler, der Werbegemeinschaft Aktivkreis Bad Neuenahr-Ahrweiler, der Werbegemeinschaft Ahrweiler und des Ahrweinvereins.

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