Kurpark bleibt leer Tourismus im Kreis Ahrweiler in der Krise

Kreis Ahrweiler · Corona drosselt das öffentliche Leben. Denn touristisch reisen soll man nicht und touristisch übernachten ist erst wieder ab dem 18. Mai erlaubt. Die Gäste bleiben demzufolge aus - und viele Gastro-Betriebe kämpfen um ihre Existenz.

 Gähnende Leere im Kurpark Bad Neuenahr: Der Ahrtal Tourismus hat die „Geisterbestuhlung“ aufgebaut, um zu zeigen, was die Krise anrichtet.

Gähnende Leere im Kurpark Bad Neuenahr: Der Ahrtal Tourismus hat die „Geisterbestuhlung“ aufgebaut, um zu zeigen, was die Krise anrichtet.

Foto: Martin Gausmann

Die Sonne lacht. Da knubbelt es sich für gewöhnlich im Kreis Ahrweiler an den touristisch relevanten Orten, zumal, wenn beliebte Veranstaltungen locken. Hotels, Pensionen, Restaurants würden Zulauf und klingelnde Kassen verzeichnen. Aber Corona drosselt das öffentliche Leben. Denn touristisch reisen soll man nicht. Touristisch übernachten ist erst wieder ab dem 18. Mai erlaubt. Die Gaststätten sind noch bis Mittwoch zu und Veranstaltungen wurden teils bis zum Herbst abgesagt.

Das alles macht den Tourist-Informationen (TI) im Kreis Ahrweiler zu schaffen, die als Scharnier wirken zwischen Gästen und touristischen Leistungsträgern, also Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben, aber auch Unterhaltungsanbietern vor Ort. Der GA fragte: „Wie wirkt sich die Krise aus?“ Geantwortet haben Christian Senk, Geschäftsführer der Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH, Eva Flügge, Leiterin der Touristinformation Altenahr, Ulla Dismon von der Mittel­ahr Touristik und für die Tourist-Information Hocheifel-Nürburgring der Adenauer Verbandsbürgermeister, Guido Nisius. Ebenfalls Holger Klemm, Leiter der TI Bad Breisig, Marcel Möcking von der TI Remagen und Frank Neideck vom Tourismusverband Laacher See.

„Wenn einer leidet, dann mit Sicherheit unsere Branche“, beschreibt Eva Flügge die Lage. „Alle TI sind schwer betroffen“, unterstreicht Holger Klemm. Dazu zeigt Geschäftsführer Senk das düstere Bild einer Umfrage unter den Ahrtal-Mitgliedsbetrieben auf: „Erwartete Umsatzeinbußen von an die 70 Prozent, ein Drittel der Betriebe ist von einer Insolvenz bedroht.“ In den Nebentälern, Höhenorten und Weinorten der Mittelahr „geht es bei einigen Betrieben wirklich ums Überleben, es ist der pure Existenzkampf“, klagt Flügge.

■ Wie finanziert sich die TI, wenn derzeit Provisionen für Zimmervermittlung wegfallen?

In Remagen werden keine Provisionen für Vermittlungen im Stadtgebiet erhoben. Dass diese nur einen kleinen Teil der Gesamtfinanzierung darstellen, heißt es von den anderen Tourist-Stellen. Christian Senk verdeutlicht: „Die klassische Zimmervermittlung ist in Zeiten großer Online-Buchungsportale schon lange kein auslastendes Geschäftsmodell mehr.“ Wichtiger seien zum Beispiel Einnahmen der exklusiv beim Ahrtal-Tourismus zu buchenden Führungen im Regierungsbunker oder in die Ahrweiler Altstadt. Zuschüsse der Kommunen und Mitgliedsbeiträge machten indes den Großteil der Finanzierung der Tourist-Infos aus sowie Erlöse weiterer Geschäftsbereiche.

■ Welche Perspektiven werden gesehen?

„Wir sind nicht untätig“, betonen Frank Neideck und Kollegen. „Wir arbeiten an der Infrastruktur, wir arbeiten an den Wanderwegen, wir versuchen, die Informationspolitik aufrecht zu erhalten.“ Auch liefen Verhandlungen mit Vertragspartnern weiter. Informiert wird über Lieferdienste der Gastronomie und neueste Corona-Regeln. In Bad Breisig nutzt man „die Chance“ zur Vorbereitung. Klemm nennt Beispiele wie content-Marketing und Pflege von Social-Media-Kanälen. Der Ahrtal-Tourismus arbeitet an seiner Social-Media-Kampagne „#getinspirednow – visituslater“, um spätere Besuche anzuregen.

■ Wie sehr schlägt zu Buche, dass keine Veranstaltungen stattfinden?

„Jede Absage, ob durch uns wie aktuell für den Weinmarkt der Ahr an Pfingsten oder andere Veranstalter, tut uns in der Seele weh“, sagt Senk. Und ist sich darin einig mit Ulla Dismon, die ausgefallene Veranstaltungen der Winzer hervorhebt, „die für das Ahrtal ein Alleinstellungsmerkmal in der Region sind“. Gravie­render noch sei die Komplettschließung der Beherbergungsbetriebe und der Gastronomie. „Denn Veranstaltungen sind kein Selbstzweck, sie zielen vor allem auf Übernachtungsgäste ab“, so Dismon. Dass im Brohltal die „Nacht der Vulkane“, eine ganze Veranstaltungswoche Ende Juni, nicht stattfindet, sondern das Programm auf 2021 verschoben ist, „wird reinhauen“, sagt Neideck.

Wo es geht, werden Termine nach hinten verlegt. So auch Gastspiele in der Remagener Rheinhalle, die laut Möcking in den Herbst verschoben sind. Die Erwartungen der TI im Kreis sind durchweg auf den Sommer und mehr noch auf den Herbst gerichtet, was die Ausfälle jedoch nicht wettmacht. Eva Flügge: „In der Tourismus- und Freizeitbranche ist es nicht möglich, durch Produktions- und Kapazitätserhöhungen entgangene Gewinne zu kompensieren.“ Jedoch hofft man allgemein auf einen anziehenden Inlandtourismus.

■ Welche Überlegungen für die Zukunft treiben Sie um?

Die große Sorge gilt den Betrieben. „Hier wünschen wir uns von Seiten der Landespolitik klare Aussagen, wie es auch mit Veranstaltungen weitergeht“, sagt Christian Senk. Für Guido Nisius ist es entscheidend, „unsere Betriebe zu unterstützen, und ihnen damit Hilfestellung zu geben, um auch nach der Krise noch auf dem Markt zu sein“. Eva Flügge: „Hotellerie und Gastronomie benötigen eine Perspektive, einen Hoffnungsschimmer und natürlich finanzielle Unterstützung.“ Die Tourist-Informationen im Kreis sind telefonisch und per E-Mail erreichbar, aktiv auf Homepage und in den sozialen Medien. Die Räumlichkeiten der Standorte werden für die Öffnung auflagengerecht gestaltet. Daher ist Guido Nisius zuversichtlich: „Wir sind jederzeit in der Lage, den Normalbetrieb wieder aufzunehmen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort