Eindringliche Malerei in Bad Breisig Tiefgekühlte Einsamkeit

BAD BREISIG · Im Jugend- und Kulturbahnhof gehen Manfred Nowaks Bildwerke unter die Haut.

 Manfred Nowak stellt im Bad Breisiger Kulturbahnhof aus.

Manfred Nowak stellt im Bad Breisiger Kulturbahnhof aus.

Foto: Martin Gausmann

Erstaunliches erleben die Vernissage-Gäste im Jugend- und Kulturbahnhof. Zahlreich haben sie sich, begrüßt von Bürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch, zur aktuellen Bilderschau „Manfred Nowak – Suchen und Finden“ eingefunden. Am Ruhm des Ausstellers kann es nicht liegen. Denn einer, dessen Name in der Kunstszene des Kreises Ahrweiler nie fiel, der außerhalb davon als Künstler erst recht unbekannt ist, füllt den Saal mit seinen ungewöhnlichen Ölgemälden.

Nur Freunde und Verwandte wussten von dieser eindringlichen Malerei. Der Öffentlichkeit hat der 1949 in Remagen geborene „Oberbreisiger mit Herz und Seele“ die Arbeiten bislang vorenthalten. Zu Unrecht, wie jetzt offenkundig wird. Als Kind nannte er einen Malkasten und Zeichenpapier „mein schönstes Kommunionsgeschenk“. Als Betreiber einer Raumausstatterfirma behielt der früh an Kunst Interessierte diese Leidenschaft bei. „Auch bei größtem beruflichem Stress habe ich die Erfüllung beim oft nächtlichen Malen gefunden“, sagt Nowak.

Dass die Resultate nun allen offenliegen, ist „ein glücklicher Zufall“, so Hermann-Lersch. Nachgeholfen haben Malermeister Kurt Schalenberg und MdL Guido Ernst, die zur Ausstellung ermunterten. Denn Manfred Nowak, dem Aussehen nach „eher ein verschmitzt lächelnder Biolandwirt“, seien Selbstdarstellung und Sendungsbewusstsein fremd, erklärt sein Freund, der Diplom-Psychologe Dr. Uwe Mallin.

Er spricht die weiten, beruhigenden Eifel-Landschaften an, beschreibt dann treffend die Personenbilder, um Tische gescharte Gruppen, die, wie überraschend aufgespürt, verschlossen und erstarrt verharren. „Da ist etwas Erfrorenes, Rätselhaftes im Raum“, endet der Redner, seine und des Publikums Fragen offenhaltend.

Was hat der heimatliebende Einwohner auf teils riesigen Leinwänden in sehr eigener Handschrift festgehalten? Das Gegenteil von Idylle erwartet die Betrachter. „Selbst, kauernd“ hockt Nowak als kahles Männlein im hohen leeren Raum. „Da hab ich mich so gefühlt“, kommentiert er. Beim „Picknick im Freien“ starren Männer in einer Art Gefängnishof vor sich hin. Sprachlosigkeit sogar unterm Sonnenschirm.

Nowak titelt das grünlich-gelbe Versammlungsszenario: „Im Hof oder: Was gibt’s denn heute im Fernsehen?“ Es friert einen angesichts so viel tiefgekühlter Einsamkeit. Eine leblose Tischgesellschaft bilden ebenso starr auf ihr Essen konzentrierte Geburtstagsgäste, die Teilnehmer von „Illonas Kommunion“ und einer Hochzeit. Bestürzt steht man vor letzteren, die unter Schock zu stehen scheinen, als ob sie, durch Fluch oder Kontrakt gezwungen, die Braut einem Ungeheuer opfern müssen. Darauf angesprochen, sagt Nowak: „So habe ich es erlebt.“

Wer die Oberbreisiger Prozession mit Pfarrer und Messdienern in einer nebligen Gasse als intakten religiösen Brauch deutet, liegt gleichfalls falsch. Nicht zuletzt der Titel „Brav dem Kreuz folgen“ verweist auf dörfliche Enge und Zwänge. Eine Anklage auch Nowaks Großformat „Das letzte Abendmahl“, das Männer mit knöchernen Köpfen am grünen Tisch betreten dreinschauen lässt, wie Politiker oder Geschäftsleute, die zu hoch gepokert haben. „Die haben sich auch verrannt“, bestätigt der Maler.

Weitere packende, tiefgreifende Personenkompositionen und viele Selbstbildnisse sind zu sehen von Nowak, eine unverhoffte malerische Neuentdeckung, die ohne Studium, allein aus eigener Kraft, Schulung und unbeirrbarer Suche zu ihrer kreativen Mitte und qualitätvollen Werken vorstieß.

Die Ausstellung, die bis 31. Januar freitags bis sonntags von 15 bis 19 Uhr geöffnet ist, sollte nicht die letzte, sondern Auftakt zu einer ganzen Reihe sein.

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