Karnevalszug in Oberbreisig Süße Erdbeeren und viele Piraten

OBERBREISIG · In Oberbreisig waren die Narren los. Jecke trotzen gut gelaunt dem Regenwetter.

 Karnevalszug in Oberbreisig

Karnevalszug in Oberbreisig

Foto: Martin Gausmann

Bei diesem Wetter mussten die Narren in Oberbreisig schon besonders emotionsflexibel sein: Nass-kalt war es, als sich gestern Nachmittag der traditionelle Fastelovendszug den Weg durch den geschmückten Ort bahnte. Wenngleich das Wetter auch für einen geringeren Zuschauerandrang gesorgt hatte als rund um die Pfarrkirche Sankt Viktor sonst üblich, so war es dann doch eine stattliche Menge an Narren, die schunkelnd und singend am Straßenrand stand und lauthals den vorüberziehenden Karnevalswagen zujubelten.

Hübsche Feen, Piraten, Clowns, Wikinger, Indianer und Cowboys, die ihre Colts allerdings unter dicken Anoraks versteckt hatten, waren froh, dass der Regen zumindest zeitweise aussetzte, als der Zug mit seinen zwanzig Wagen und Gruppen an ihnen vorbeimarschierte.

Der Spielmannszug der KG Bad Breisig mit den Tanzkorps im Gefolge bildete die Spitze der fröhlichen Jeckenschar, die jedes Jahr bemüht und engagiert ist, dem Publikum einen ausgefallenen närrischen Lindwurm zu präsentieren. Gelungen ist das auch diesmal wieder.

Dazu trugen beispielsweise die aus dem Zoo ausgebrochenen Zebras, Bären und Tiger bei, die jedoch völlig ungefährlich für die Menschheit im Zug mitwanderten oder hoch vom Wagen Kamelle warfen, statt Beute zu machen. Die Brassband Fidele Lähmdüwwel haute derweil kräftig auf die Pauken und ebnete so lautstark einer Abordnung aus der Hölle den Weg. Der Teufelsschar saß allerdings eine himmliche Delegation im Nacken: Nette Engel behielten die höllischen Gesellen stets im Blick.

Im „Oberbreisiger Schläfernest“ ging es derweil unerwartet munter zu. „De Arbeit is us drissejal. D´r frühe Vogel kann uns mal....“ lautete dort die Devise der Schlafmützen, die aber hellwach Kamelle schmissen und Getränke verteilten. Und weil das so gut beim Publikum ankam, revanchierten sich Anlieger der Hauptstraße mit einem kleinen spontanen Feuerwerk. Zig Raketen schossen in den verregneten grauen Himmel.

„Erdbeere söös und fein“ lautete das Motto eines Obstwagens, der süße Früchtchen im Schlepptau hatte. Die Oberbreisiger Damen hatten sich allerdings auch wirklich fein als Erdbeeren verkleidet, die so manchen Kuchen geschmückt hätten. Natürlich galt das auch für die „Vogelscheuchen“, die der Gruppe folgten. Bei näherer Betrachtung erwiesen sich die Schreckgespenste aus Stroh aber als Oberbreisiger Dorfschönheiten, denen Baron von Münchhausen auf den Fersen war. Der Freiherr, der es so liebte, Geschichten zu erzählen und es dabei nicht immer so ganz mit der Wahrheit nahm, saß stolz auf einer Kanonenkugel, die zumindest in Oberbreisig nicht abgeschossen wurde.

„Wir entern das Oberdorf“, verkündete eine Gruppe von Piraten, die sich aber – begleitet von den Klängen des Sinziger Spielmannszuges Freiweg – als harmlos erwies. Zuckersüß waren die im Zug mitlaufenden rosaroten Torten, die aber keine Kuchenstücke, sondern Kamelle verteilten.

Wie lustig das Leben des fahrenden Volkes sein kann, machte im Anschluss eine weitere Gruppe deutlich: „Lustig ist das Zigeunerleben, wir wollen in Oberbreisig einen heben“, machten sie als Zielsetzung deutlich. Das wurde nach dem bunten Karnevalszug dann auch in der Festlovens-Stube „Sankt Victor“ umgesetzt.

Dort trafen die bunten Zigeuner dann auch in Frack und Zylinder gekleidete Dorf-Honoratioren, die zuvor auf ihrem mit Flammen dekorierten Wagen in der Hölle geschmort hatten, weil der liebe Gott halt weiß, „dass wir keine Engel sind“.

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