Wingerte an der Ahr "Sonne bis Weihnachten, bitte"

KREIS AHRWEILER · "Als erstes schauen die Winzer nach den Wetterprognosen, wenn sie morgens die Augen auf gemacht haben." Da ist sich Paul Schäfer, junger Winzer aus dem Weingut "Burggarten" in Heppingen, sicher.

 Winzer Matthias Baltes wünscht sich nur noch Sonne.

Winzer Matthias Baltes wünscht sich nur noch Sonne.

Foto: Gausmann

Regen und noch mehr Regen schaffen Probleme in den Wingerten. Wenn das viele Nass vom Himmel den Rebstöcken bislang auch nicht geschadet hat, ist sich Schäfer doch sicher: "Wir brauchen definitiv kein Wasser mehr."

Die Sonne müsste scheinen. Aber da sieht es ziemlich mau aus. Der Winzer orientiert sich gern an den Daten aus der Wetterstation des DLR (Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum), ganz in der Nähe, am Neuenahrer Sonnenberg, einer der besten Weinlagen. Allerdings: Selbst wenn man die Infos stündlich abruft, ändert das am Wetter nichts. So ist für ihn die angekündigte leichte Verbesserung ein Silberstreif am Horizont.

Dass es bei all dem Regen kühl ist, wertet Schäfer als Pluspunkt. Denn bei höheren Temperaturen könnten sich Pilzerkrankungen ausbreiten, was derzeit nicht der Fall sei.

Angesichts der Kühle ist allerdings der Vegetationsvorsprung von 14 Tagen auf die Hälfte geschrumpft. Wenn es so weitergeht, schmilzt er noch mehr ab, denkt Schäfer. Er rechnet damit, dass die Frühburgunder-Lese wie im langjährigen Mittel Anfang September beginnt.

Noch ist in den Wingerten alles im grünen Bereich. Außer geringen Schäden durch den Sauerwurm, ein Raupenstadium des gefürchteten Traubenwicklers, stehen die Rebstöcke gut da. "Gesünder könnten sie nicht sein", sagt Schäfer. Und von Pilzkrankheiten gebe es bislang keine Spur. Wenn allerdings die Rebstöcke zu viel Wasser aufnehmen und die Beeren an den Trauben zu dick werden, könnten sie sich gegenseitig zerquetschen, Fäulnisbakterien könnten eindringen.

Offizielle Reifemessungen sollen in dieser Woche beginnen, berichtet Schäfer. "Man kann aber schon durchgehen und probieren", sagt er und schätzt beim Frühburgunder derzeit 60 bis 65 Grad Öchsle. Dabei wären 90 Öchsle-Grade schon "schick" und 95 Grad "richtig gut". Folglich muss nach all dem Regen für die Winzer endlich die Sonne her.

Die Flächen des Weinguts Burggarten liegen an der unteren Ahr, wo die Trauben generell früher reifen als hinter der Bunten Kuh, also in Dernau, Rech, Mayschoß oder Altenahr. Das könnte ein Plus für die Mittelahr sein. "Je unreifer eine Traube ist, desto besser verkraftet sie das Regenwetter", sagt Schäfer. Darum mache der Regen dem spät reifenden Riesling derzeit gar nichts aus.

Matthias Baltes, Genossenschaftswinzer in Mayschoß, sieht das auch so. Der Riesling bleibe am längsten hängen. Ansonsten ist nach seiner Beobachtung in diesem Jahr kein Vegetationsvorsprung der vorderen Ahr zu erkennen. Denn auch in Mayschoß zeigt der Spätburgunder erste Färbung, und so rechnet Baltes mit dem Beginn der Hauptlese Mitte September. Wenn auch schon in dieser Woche gelesen wird: der erste Solaris für Federweißen fürs Walporzheimer Winzerfest.

Wenn es nach Baltes ginge, könnte es bis Ende der Lese trocken bleiben. "Sonnige Tage und kühle Nächte: Das wäre optimal", sagt er. Denn auch an der Mittelahr bestehe die Gefahr, dass Beeren platzen, dadurch Menge verloren gehe und Fäulnisherde in die Trauben kämen.

Winzer beugen vor, indem sie Traubenrappen halbieren, damit sich das Stielgerüst auflockern kann und die Beeren nach Regen schneller trocknen. Außerdem sind die Mayschosser derzeit bei der Grünlese: Sie entfernen einen Teil der unreifen Früchte, damit die Verbleibenden sich gehaltvoller entwickeln können. Insgesamt sieht Baltes die Lage positiv: "Das Jahr ist gut verlaufen, Frost und Hagel haben uns verschont, und wir haben Aussicht auf eine ganz normale Ernte."

Ahr-Winzerpräsident Hubert Pauly fast zusammen, was die Winzer brauchen: "Sonne und nochmals Sonne, am besten bis Weihnachten."

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