Mit Maske durch die Ausstellung So ist ein Besuch im Arp Museum Rolandseck in Corona-Zeiten

Rolandseck · Der General-Anzeiger hat sich nach der Zwangspause im Arp Museum Bahnhof Rolandseck umgesehen. Manchem Besucher sind die aktuelle Ruhe und der Corona-Abstand dort sehr recht.

 Das Arp Museum in Rolandseck ist wieder geöffnet. Hygiene ist für Besucher und Mitarbeiter oberstes Gebot.

Das Arp Museum in Rolandseck ist wieder geöffnet. Hygiene ist für Besucher und Mitarbeiter oberstes Gebot.

Foto: Martin Gausmann

Es geht wieder was in Sachen Genuss. Restaurants dürfen öffnen. Das lassen sich die Gäste auf der Zunge zergehen. Zugänglich sind auch Galerien und Museen. Allerdings müssen da Nase und Mund im Zaum gehalten werden. Zur Eindämmung von Corona gilt unter anderem strikte Maskenpflicht.

Doch wie bekömmlich ist die Kunst mit Maske? Schlägt der Zeiger in Richtung Genuss oder Verdruss aus? Der GA hat sich nach der Zwangspause im Arp Museum Bahnhof Rolandseck umgesehen.

Dass trotz gebotener Gesichtsverdeckung nicht Gleichförmigkeit, sondern die Individualität der Träger durchkommt, zeigt sich bereits beim Personal. Zwei Damen hinter der Kasse sind im feschen Arbeitsdress und weißem Maskenschutz anzutreffen. Davor aber steht Hans-Josef Reitz von der Aufsicht, allseits bekannt als „Jupp“ und an diesem Tag von Kopf bis zu den Schuhen blau-weiß gekleidet, ein Farbkonzept, dem gleichfalls die dezent gestreifte Maske folgt. Als hilfreich und fidel bekannt, beweist der Mann zudem Stil. „Ich bin ja von Beruf Schaufenstergestalter“, erklärt er.

Von Andrang keine Spur, zählt Reitz an diesem Nachmittag 66 Gäste, ein Drittel des Normalbetriebs. An Wochenendtagen sind es in der Regel zehnmal so viele und mehr. Wie im ganzen Haus geht es in der Kunstkammer Rau ruhig zu, wo eine Besucherin aus Bonn ihrem Begleiter begeistert die Malweise einzelner Gemälde erläutert. War es ihr trotz Masken-Handicap – „ich kriege schlecht Luft“ – wichtig, heute zu kommen? „Selbstverständlich. Wir lesen ja in einem Bild wie in einem Roman und je nachdem, wer sich mit dem Bild beschäftigt, ist es immer eine andere Geschichte.“

Selbst naturalistische Malerin, ist die gebürtige Russin angetan von den Himmelsbildern des Mittelalters, den barocken Stillleben, den herabstürzenden Wassern von Tivoli des Romantikers Johann Martin von Rohden und im Besonderen von den weiten Himmels- und Wasserflächen impressionistischer Gemälde. Ein Wärter, dessen Maske zu rutschen beliebt, muss sie gelegentlich zu Abstand von den Werken anhalten. „Bei mir ist es anders“, positioniert sich der Freund: „Ich freue mich, einfach mal wieder den Geist zu beschäftigen.“

Weiße Markierungen

Auf dem Weg zum Aufzug, den weiße Markierungen „garnieren“, ist niemand zu sehen. Also kann man diese Haltepunkte für Warteschlangen zügig abschreiten. Oben im Neubau nehmen einen schlagartig die riesigen Gemälde des Künstlers Jonas Burgert gefangen. „Erinnert mich an Hieronymus Bosch, ist aber trotzdem anders, auch in den Farben“, sagt eine Bonnerin. Sie und ihr Mann, beide Grafikdesigner, besuchen mit dem Töchterchen das Museum. Ihr sind die aktuelle Ruhe und der Corona-Abstand sehr lieb: „Es fällt leichter, sich auf die Kunst zu konzentrieren.“ Keiner im Trio fühlt sich durch die Maske gestört. Während die Familie derzeit in Bonn keine Ausstellung reizt, erfährt man: „Wir sind große Fans vom Arp Museum.“ Dagegen kommt ein Paar aus Viersen erstmals ins Haus. „Heute haben wir eine schöne Rundwandertour in Remagen gemacht“, sagt die Frau. „Wir verbinden die Wanderungen immer mit Kultur“, ergänzt der Mann. Auf ihr modisches Masken-Bewusstsein angesprochen, brechen beide in Lachen aus. Sie wählte einen rot-weiß gepunkteten Stoff, er trägt ein extravagantes Modell Herkunft Küchenhandtuch, klassisch mit blauen Streifen, geschätzte Größe 2XL. „Hat nicht jeder“, kommentiert er selbstbewusst. „Meine Frau hat das genäht, hab ich mir gleich geschnappt.“

„Man kann schlecht atmen, man schwitzt, die Brille beschlägt“, beschreiben die Gäste die per Maske verursachten Einschränkungen. Doch die Kunst zog sie magisch an. „Ich musste die Dali-Ausstellung sehen“, heißt es da oder „ich habe die ganze Zeit auf die Öffnung gewartet“. Zu essen hätten sie genug zu Hause gehabt, sagt eine Solo-Besucherin: „Aber die Kunst fehlte, die ist ja auch ein Lebensmittel.“

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