Vier Künstler in Remagen Zugehörigkeit und Selbstbehauptung

REMAGEN · Das Künstlerforum Remagen präsentiert vier zeitgenössische Künstler aus Rotterdam. Ein Highlight der Vernissage war die Performancekünstlerin Zhanhong Liao.

Zhanhong Liao ist in China geboren und vernetzt die Kulturen des Westens und des Ostens.

Zhanhong Liao ist in China geboren und vernetzt die Kulturen des Westens und des Ostens.

Foto: Martin Gausmann

Sie hangelt sich über die siebenteilige Collage an der Wand, rollt über den Boden, beginnt sich anzumalen und reicht den Pinsel im Publikum weiter. Beide Hände vor der Brust aneinandergelegt, wie auf ihrem größten Bildformat, beendete Zhanhong Liao ihre Performance, die sich als Hingabe an die Kunst und Einladung zur Teilhabe verstehen ließ. Sie war ein Beitrag zur Vernissage von „Rooting – Verwurzelung“ im Künstlerforum Remagen, zu der Organisatorin Melanie Mertens begrüßte und Annette Krapp, Kunstvermittlung Arp Museum Bahnhof Rolandseck, eine vielbeachtete Einführung durch alle Räume gab.

Angesichts der Globalisierung interpretierten die Aussteller, vier niederländische Künstler aus Rotterdam, das Thema Verwurzelung als komplexe Frage nach Zugehörigkeit und individuellen Wurzeln. Bestehende Wurzeln in anderer Umgebung neu „auszuwurzeln“, dieses Bild eines verpflanzten Baumes nutzte Krapp. Harry Schumacher, früher Innenarchitekt, der seinen Beruf an den Nagel hängte, um freier als Künstler zu agieren, befasst sich mit dem Verhältnis Mensch und Natur: „Obwohl wir Teil der Natur sind, stellen wir uns über sie.“ Die gravierenden Folgen zeigt er am „Patienten“ Natur auf. Ein entkerntes Tafel-Gestell und eine Krücke stützen in seiner Installation kahles Geäst, das Bluttransfusionen erhält.

Auf der separat hängenden Tafel liest man: „Haben wir nichts gelernt?“ Erik van Loon tritt in der vom Land Rheinland-Pfalz und vom Zentrum für Bildung und Kunst unterstützten Ausstellung als Video-Künstler auf. Drei Tage und Nächte lang befragte er in allen Bundesländern Menschen zu den Farben der deutschen Flagge. Zutage kam dabei auch das schwierige Verhältnis der Deutschen zu Symbolen. Manche Passanten missdeuteten etwa seinen Flyer in Schwarz, Rot, Gold als rechte Propaganda. Als ein sperriges Thema kennzeichnet die aus Brasilien stammende Wilma Kun Verwurzelung und Selbstbehauptung, indem sie aus Silikon gegossene Kopfhüllen auf echte Wurzeln setzt.

Ihre Bilder aber, wo sie sich selbst komplett zeichnet, während sie ihre Angehörigen in Umrissen stickt, behandeln die familiäre Ein- und Entbindung. Neben solcher Verwurzelung in Natur, Nation und Familie spiegelt Zhanhong Liao, die in China zur Welt kam, in Buchobjekten, Fotos und Malerei die Vernetzung östlicher und westlicher Kultur.

Die Ausstellung in der Kirchstraße 3 ist bis 11. Dezember geöffnet: samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Parallel dazu geben die Künstler Workshops im Arp Museum. Infos unter: arpmuseum.org/veranstaltungen.html und unter: www.kuefo-remagen.de.

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