Die Stadt findet keinen Pächter Wer in Remagen muss, kann nicht

REMAGEN · Auf dem Bahnhof gibt es keine Toiletten mehr. Die Stadt will nun erneut mit der Bahn verhandeln.

 Verriegelt und verrammelt: Die öffentlichen Toiletten auf Bahnsteig 1 des Remagener Bahnhofs.

Verriegelt und verrammelt: Die öffentlichen Toiletten auf Bahnsteig 1 des Remagener Bahnhofs.

Foto: Günther Schmitt

Morgens, kurz nach 10 Uhr im Bahnhof Remagen. Der Zug nach Emmerich fällt wegen technischen Defekts aus. Das zeigt die hochmoderne Laufschrift im blauen Kasten. Es pressiert. Zwei Tassen Kaffee und ein Glas Wasser fordern ihren Tribut. Der suchende Blick fällt auf den kleinen Anbau des Bahnhofs, wo eigentlich Toiletten sein sollten. Sollten.

Das Kabuff mit 100 Jahren auf dem Buckel und Nachkriegs-Sanitärtechnik ist verriegelt und verrammelt. Nur helle rechteckige Flächen auf den Holztüren verraten noch, dass dort einmal Schildern hingen, die auf öffentliche Toiletten hinwiesen.

Im Reisezentrum gibt es keine Toiletten

Mittlerweile scheint das Reisezentrum der Deutschen Bahn, hochmodern und hinter Glas und Schiebetüren im Inneren des Bahnhof untergebracht, die letzte Rettung. „Öffentliche Toiletten haben wir hier nicht“, sagt die nette uniformierte Dame hinter dem Counter. Gibt aber, die Eile ahnend, einen guten Tipp: „Im Café gegenüber kostet das nur 50 Cent.“

Stimmt. So steht's auf der Innenseite der Tür des Gäste-WC, aber nett formuliert. Denn „wer nicht in den Genuss von Kaffee- oder Kuchenspezialitäten kommen will“, wird gebeten an der Theke eben jenen Betrag zu hinterlassen. Tagsüber vielleicht eine Lösung, doch irgendwann schließt auch das Café. Und dann?

Die Crux ist, dass etliche Reisende in Remagen umsteigen müssen, so sie aus dem Ahrtal kommen oder dort hin wollen. So am Wochenende nach einem Köln-Besuch eine ganze Gruppe aus Marienthal. „Da ging ohne Blase aus Platin nix“, beschwerte sich ein Mitglied der Gruppe gegenüber dem General-Anzeiger.

Mal eben in die Büsche schlagen, geht in Remagen nicht. Und ob der Anschlusszug noch zu kriegen ist, wenn der Fahrgast mit verkniffenem Blick die 260 Schritte bis zur nächsten öffentlichen Toilettenanlage geschafft und wieder retouriert hat, kommt auf den Fahrplan an.

Kein Pächter für die Toilettenanlagen

Scheinbar keinen Plan hat die Bahn, wie es mit dem mittlerweile seit eineinhalb Jahren geschlossenen Örtchen auf dem Bahnhof weitergehen soll. „Wir haben bislang keinen Pächter für die Toilettenanlagen gefunden“, heißt es auf ein Beschwerdeschreiben der Stadt Remagen von der Bahn. Die will nicht nachgeben. Im Gespräch mit dem General-Anzeiger kündigte Wirtschaftsförderer Marc Bors eine neue Offensive der Stadt an: „Wir werden die Bahn mit Nachdruck auffordern, das Problem zu lösen.“Im Rathaus und in der Tourist-Info der Stadt Remagen sitzen anscheinend ohnehin die Problemlöser der Bahn.

„Neben Toiletten fehlen im Bahnhof auch Schließfächer für die Touristen. Da helfen wir aus, in dem die Gäste ihre Sachen bei der Tourist-Info hinterlegen können“, sagte Bors und verweist darauf, dass die Stadt ihre Hausaufgaben in Sachen öffentliche Toiletten -gemacht hat. Die sind direkt unter dem Marktplatz vor dem Rathaus, eine Behindertentoilette schräg gegenüber in der Passage der Tourist-Info.

Nur eben ein Paar Minuten Fußweg von Bahnsteig eins entfernt. Die können beim Müssen müssen und nicht Können können zu einer Ewigkeit werden.

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