Fünf Bewerber Vorstellung der Kandidaten zur Bürgermeisterwahl in Remagen

REMAGEN · Bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstagabend in der Rheinhalle stellten sich die Remagener Bürgermeisterkandidaten interessierten Bürgern vor.

 Gereon Wickord (v.l.), Walter Köbbing, Sabine Junge, Peter Wyborny und Björn Ingendahl stellten sich in der Remagener Rheinhalle den Wählern vor. 450 Interessierte waren zur Podiumsdiskussion mit den Bewerbern für das Bürgermeisteramt gekommen.

Gereon Wickord (v.l.), Walter Köbbing, Sabine Junge, Peter Wyborny und Björn Ingendahl stellten sich in der Remagener Rheinhalle den Wählern vor. 450 Interessierte waren zur Podiumsdiskussion mit den Bewerbern für das Bürgermeisteramt gekommen.

Foto: Martin Gausmann

Gäbe es ein „Applausometer“, mit dem gemessen werden könnte, wer nun am meisten überzeugen konnte, so wäre man nach der Veranstaltung wohl so schlau wie vorher: Bei einer von der Rhein-Zeitung veranstalteten Podiumsdiskussion in der mit 450 interessierten Bürgern besetzten Remagener Rheinhalle stellten sich die Bewerber für das Bürgermeisteramt der Römerstadt vor und stellten sich Fragen zu verschiedenen Themenbereichen. Kontroverse Diskussionen blieben aus – und so blieb es bei höflichem Beifall für jeden Kandidaten.

Am 4. März entscheiden die Remagener darüber, wer ab August auf dem Chefsessel des Rathauses sitzen wird. Amtsinhaber Herbert Georgi (CDU) hatte bereits vor mehr als einem Jahr angekündigt, sich nicht wieder zur Wahl stellen zu wollen. Lange war dann von Kandidatenaufstellungen und Interessenten für das Amt nichts zu hören. Bis schließlich zum Jahreswechsel kurz vor Ende der Bewerbungsfrist plötzlich gleich fünf Kandidaten ihren Hut in den Ring warfen: Walter Köbbing (CDU), Sabine Junge (SPD), Björn Ingendahl (parteilos/nominiert von den Grünen), Peter Wyborny (WGR) und Gereon Wickord (parteilos).

Die Podiumsdiskussion in der Rheinhalle diente den Wählern als Entscheidungshilfe und den Bewerbern zunächst der Vorstellung. Sabine Junge fächerte wie alle Kandidaten ihre Vita auf und stellte allen innerparteilichen Turbulenzen zum Trotz klar: „Die SPD ist meine politische Heimat.“ Bei Björn Ingendahl war das weniger eindeutig: Ja, er sei zwar von den Grünen nominiert, weil es in der Denke viele Schnittmengen gebe. Der Partei gehöre er jedoch nicht an, unterstrich er: „Ich bin parteilos.“ Köbbing betonte, „breit aufgestellt“ zu sein und verwies auf kommunalpolitische Erfolge der Vergangenheit. Ein „Weiter so!“ sei vor dem Hintergrund der guten Entwicklung, die Remagen in den vergangenen Jahren durchlaufen habe, völlig in Ordnung.

Wickord, Neuling in der kommunalpolitischen Szene, warf seinen Erfahrungsschatz in der Privatwirtschaft in die Waagschale und erklärte etwas unverbindlich: „Gemeinsam können wir viel erreichen.“ Und Peter Wyborny präsentierte sich als „Querdenker mit Kreativpotenzial“, der „positive Impulse“ geben könne.

Verkehr und Bahnlärm im Fokus

Wenig konkret wurde es dann, als das in Remagen nicht gerade unwichtige Thema „Verkehr“ und „Bahnlärm“ angeschnitten wurde. Sabine Junge verlangte ein „Gesamtkonzept“ gerade für die Bundesstraße 9, Ingendahl prangerte ein „fehlendes Radnetz und Parkleitsystem“ an. Wickord plädierte für ein Parkdeck am „Park and Ride“-Parkplatz am Bahnhof, Köbbing verwies indes auf Zuständigkeiten, die nicht bei der Stadt lägen. Mit dem Land und der Polizei habe man oft genug über den Verkehr auf der B 9 gesprochen. Ein Handlungsbedarf werde dort nicht gesehen. Er gehe davon aus, dass die ab dem 1. Juli auf der B 9 geltende Lkw-Maut Entlastung bringe. „Dann sind wir schon ein Stück weiter“, so der CDU-Kandidat. Zum Bahnlärm erinnerte er daran, dass dieser nicht im Remagener Rathaus abgestellt werden könne und verwies darauf, dass bereits zahlreiche Häuser an der Bahntrasse mit Lärmschutz ausstaffiert worden seien.

Angerissen wurde auch die Situation des Einzelhandels. Wickord bemängelte den hohen Leerstand und den mit Kunstwerken in den Schaufenstern kaschierten Leerstand: „Es bedarf einiger Geschäfte mehr in der Innenstadt, damit Touristen von der Rheinpromenade angelockt werden können.“ Junge beanstandete den Umstand, dass der zuständige Stadtentwicklungsausschuss nur einmal im Jahr tage: „Das zeigt ein bisschen den Stellenwert, den dieses Thema im Rathaus hat.“ Ingendahl vertrat die Auffassung, dass in diesem Zusammenhang nicht nur über den Stadtkern, sondern auch über die Ortsteile und deren Nahversorgung gesprochen werden müsse: Ein kleiner „Stadtbus“ könne die Remagener Ortsteile besser miteinander verbinden.

Walter Köbbing rief dazu auf, das Angebot des örtlichen Einzelhandels auch zu nutzen. Es sei zum Sport geworden, Waren in den Geschäften zu begutachten und zu probieren, um sie dann im Internet zu kaufen. „Je mehr der Einzelhandel frequentiert und dort gekauft wird, desto höher sind seine Überlebenschancen“, so das Credo des Remagener Ortsvorstehers.

Wie den Tourismus in Remagen fördern?

Zurückhaltend zeigten sich alle Amtsbewerber, als es um den Tourismus und den geplanten, angeblich 42 Millionen Euro teuren Hotelbau an den Remagener Brückenköpfen ging. Dass der Tourismus in Remagen noch viele Potenziale in sich berge, befanden alle Bewerber für das Bürgermeisteramt. Auch, dass eine „übergreifende Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen“ vonnöten sei. Die Chancen des Hotel-Projektes wurden indes unterschiedlich bewertet. „Wenn man den in Rede stehenden Investor und Bauträger googelt, und sich über dessen bisherige Arbeit und Projekte sachkundig macht, dann kann man schon erschrecken“, sagte Ingendahl. Er mahnte zur Vorsicht.

Peter Wyborny zeigte ebenfalls nur wenig Euphorie. In der Innenstadt werde derzeit gerade ein Hotel gebaut, das dann in Konkurrenz zu dem geplanten Hotel am Rhein stehe.

Gereon Wickords Befürchtung: Die Investoren könnten nach Baufertigstellung eine Nutzungsänderung – beispielsweise in Eigentumswohnungen oder in eine Seniorenresidenz – vornehmen. „Dieses Vorhaben löst bei mir große Zweifel aus“, sagte er, während Sabine Junge mitteilte, dass sie sich auf das Hotel freue.

Walter Köbbing verwies auf die finanziellen Vorlagen des Investors und zeigte sich deshalb optimistisch, dass das Projekt auch zustande komme. Es sei bekannt, dass es sich bei dem Architekten und Projektentwickler um einen „Paradiesvogel“ handele. Allerdings: Die genannten „finanziellen Vorlagen“ wären natürlich auch bei einem nicht als Hotel genutzten Gebäude erforderlich, wie Peter Wyborny im Anschluss gegenüber dem General-Anzeiger erklärte.

Die Stärkung der Ortsteile haben sich alle Kandidaten auf die Fahne geschrieben. „Hier kann mehr getan werden“, so die einhellige Meinung. Das dürfte auch auf die Anbindung und Integration der Fachhochschule zutreffen. Es mangele an „kleinteiligem Wohnraum“ für die Studenten, sagte Köbbing in Übereinstimmung mit Gereon Wickord.

Ingendahl lobte, dass die Studierenden ihren Beitrag leisteten, die Stadt lebendig zu erhalten. Es sei bedauerlich, dass deren Studentenkneipe „wegen merkwürdiger Beschwerden aus der Innenstadt vertrieben worden ist“. Anlieger waren seinerzeit wegen Lärmbelästigungen bei der Stadt vorstellig geworden. Peter Wyborny meinte abschließend hierzu: „Eine Hochschulstadt sieht wohl anders aus.“

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