Kammerorchester Mainz im Foyer der Rheinhalle Virtuoser Blick auf Europa

REMAGEN · Mit seinem Konzert "Virtuosissimo", das die ganze Bandbreite an europäischer Tonsetzkunst präsentierte, hat das Kammerorchester Mainz im Foyer der Rheinhalle Remagen gastiert.

 Begeisterungsstürme löste das Spiel des Kammerorchesters Mainz in Remagen aus.

Begeisterungsstürme löste das Spiel des Kammerorchesters Mainz in Remagen aus.

Foto: Martin Gausmann

Passend dazu trat mit Katalin Hercegh an der Solovioline eine gebürtige Ungarin auf. Renate Kehr und Saskia Worf übernahmen die Solo- und Duettpassagen an den Querflöten. Das Publikum sparte nicht an Begeisterung und Bravo-Rufen.

Den Anfang machten zwei opernbegeisterte Komponisten. Aus der lyrischen Komödie "Thaïs" des Franzosen Jules Massenet erklang die ruhige "Meditation". Gioacchino Rossini lieferte mit Variationen den italienischen Blick auf die Oper. Die Romanze des Böhmen Antonin Dvorak war nicht frei von tragischen Ausbrüchen, welche die osteuropäische Schwere selbst in der Liebe charakterisierten. Salonmusik zum Schmunzeln bot das "Andante und Rondo" des österreichisch-ungarischen Komponisten Franz Doppler, der als Flötist mit seinem Bruder Karl umfeierte Tourneen im 19. Jahrhundert bestritt.

Das Andante mit großer Geste und das Rondo mit seinen jagenden und feurigen Passagen entlockten dem Publikum spontane Bravo-Rufe. Dass sich die Musik Osteuropas auch einmal schräg anhören kann, zeigten die "Rumänischen Volkstänze", gesammelt und arrangiert von Bela Bartok. Neben tragischer Melancholie paaren sich in dieser Komposition wuchtige Tiefen mit Wutausbrüchen. Der Mittelteil, in dem Hercegh im fiepsenden Falsett über ruhigen Dissonanzen spielte, war für das Publikum merklich gewöhnungsbedürftig.

Mit der lieblichen Darstellung einer Ostermesse im "Intermezzo sinfonico" des Italieners Pietro Mascagni und der ruhig-freudigen Hirtenmusik des Franzosen Héctor Berlioz aus dessen Oratorium "Die Kindheit Jesu", waren die Ohren des Publikums aber wieder versöhnt.

Wie früh es in der Geschichte der Musik schon zu Urheberrechtsstreitigkeiten gekommen ist, zeigten die "Zigeunerweisen" von Pablo de Sarasate - der spanische Beitrag für diesen europäischen Abend. Als der Komponist 1904 eine Schallplatte des Stückes - eine der ersten Schallplatten überhaupt - einspielen sollte, meldete der ursprüngliche Komponist der Melodie im Mittelteil seine Urheberschaft an, weshalb dieser Teil in der Aufnahme fehlt.

Bei seiner "Romanza andaluza" musste de Sarasate darauf nicht achten, da es rein seiner Feder entstammt. In Erinnerung an die Nonnen, die früher zahlreich die "Remagener Konzerte" besuchten, spielte sich das Kammerorchester abschließend mit dem Ave Maria von Johann Sebastian Bach und Charles Gounod erneut in die Herzen des Publikums.

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