Rechtsradikale marschieren zur Friedenskapelle „Trauermarsch“ in Remagen verläuft störungsfrei

REMAGEN · Rund 230 Neonazis sind am Samstag zur Remagener Friedenskapelle marschiert. 350 Gegendemonstranten begleiteten den rechten Aufmarsch. Die Polizei hatte die Lage trotz vieler verbaler Attacken jederzeit im Griff.

 Der Aufmarsch der Rechten in Remagen verlief dank eines starken Polizeiaufgebotes friedlich.

Der Aufmarsch der Rechten in Remagen verlief dank eines starken Polizeiaufgebotes friedlich.

Foto: Martin Gausmann

Rechte Gruppierungen aus dem gesamten Bundesgebiet, vornehmlich jedoch aus Nordrhein-Westfalen, sind am Samstag zum neunten Mal in Folge nach Remagen gereist, um ihren „Gedenkmarsch für die Toten in den alliierten Rheinwiesenlagern“ zur Friedenskapelle „Schwarze Madonna“ durchzuführen. In diesem Jahr hatten etwa 230 Neonazis den Weg nach Remagen gefunden.

Ihnen gegenüber standen rund 350 Gegendemonstranten des „Bündnisses Remagen Nazifrei“, die mit einer sogenannten Tanzdemo ein lautstarkes Gegengewicht zum Aufmarsch bildeten. Unter dem Motto „NS-Verherrlichung stoppen“ hatten sich zudem rund 35 meist antifaschistische Gruppierungen zusammengeschlossen.

Ihre Botschaft hatten sie auf zahlreiche Schilder und Transparente gebannt: „Kriegsverbrecher, Nazis sind keine Helden“, „Gegen Naziterror und rechte Gewalt“, „Opfermythen ins Wanken bringen“, „Deutsche Täter sind keine Opfer“ war dort zu lesen. Mit mehr als 600 Beamten – erheblich weniger als in früheren Jahren – sorgte die Polizei dafür, dass es zu keinerlei Konfrontationen oder gar Ausschreitungen zwischen den beiden Gruppierungen kam.

Die Demonstrationswege wurden einmal mehr so gewählt, dass sich die Wege der beiden Demonstrationszüge nicht kreuzten. Lediglich am jüdischen Friedhof bestand Sichtkontakt zwischen Linken und Rechten.

Dennoch versuchten kleinere Gruppen von Gegendemonstranten ein ums andere Mal zu den Neonazis durchzubrechen. Doch mit konsequentem Einschreiten drängten die Beamten sie zurück. Während die Rechten ihren Weg zur schwarzen Madonna schweigend zurücklegten, begleiteten ohrenbetäubende und basslastige Technoklänge den Demonstrationszug der Linken. Außer einigen verbalen Attacken blieb alles friedlich.

Auch an der Friedenskapelle standen sich beide Lage nur in Hörweite gegenüber. Während die Gegendemonstranten ihren Unmut über den Aufmarsch der Neonazis mit lauter Musik und Sprechchören zum Ausdruck brachten, hatten auch die FH-Studenten und das Remagener Bündnis für Frieden und Demokratie die Störenfriede gebührend empfangen.

Die Fenster der Fachhochschule an der Joseph-Rovan-Allee wurden mit großen Porträts von NS-Opfern aus der Region verhängt, so dass die meist in schwarz gekleideten Rechten kaum verhindern konnten, in deren Gesichter blicken zu müssen. Zudem säumten meterlange Banner die Allee.

Unter dem Motto „Ge(h)denken an die Opfer der NS-Zeit“ wurde unter anderem an 5,7 Millionen Juden, 3,3 Millionen in Kriegsgefangenschaft ermordete russische Soldaten, 1213 Tote auf dem Friedhof Bad Bodendorf und getötete 15 000 Homosexuelle erinnert. Und neben dem Rednerpult der Neonazis hing ein Transparent von „Exil Deutschland“ mit Tipps und Hilfen für rechte Aussteiger.

Der Rückweg der Neonazis verlief weitgehend störungsfrei. Gegen 15 Uhr waren beide Gruppen am Bahnhof angekommen, um sich wieder auf den Heimweg zu machen. Remagen hatte wieder seine Ruhe. Bis zum nächsten Jahr.

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