Literaturperformance und Fotografien Stefan Zajons in der Remagener Galerie M.A.SH

REMAGEN · Doppelte Premiere in der Remagener Galerie M.A.SH: Zum einen eröffnete die Galerie nach längerer Renovierungspause, zum anderen stand zum ersten Mal das Werk eines langen Begleiters der Galerie im Fokus einer Ausstellung: Fotograf und Lyriker Stefan Zajonz.

 Stefan Zajonz bei der Vernissage in Remagen.

Stefan Zajonz bei der Vernissage in Remagen.

Foto: Martin Gausmann

Die Interessierten kamen zahlreich und ließen sich vom Künstler in sein Werk einführen. Sie lauschten gebannt seiner Literaturperformance, die zahlreiche seiner Gedichte umfasste.

Wer die Galerie durch die neue Tür betrat, dem sprangen nicht nur optisch die Bilder von Zajonz entgegen, sondern auch eine leicht betörende Geruchsmischung aus frischer Farbe und unterschiedlichen Erdtönen. Ein Blick nach rechts unten gab Klarheit, woher dieser Geruch kam. Zajonz geht es in seinem Werk nicht nur um die Abbildung von Wirklichkeit, sondern auch um die Realität selbst.

Aus diesem Grund hat er etwas Waldboden in die Galerie gebracht, den Galeristin Almuth Leib scherzhaft als „M.A.SH-Wald“ bezeichnete. So entwickelte sich der Abend zu einem Fest für alle Sinne, denn der Waldboden hatte auch nichts gegen ein neugieriges Betasten.

Für das Auge boten die ausgestellten Fotografien einiges. „Die Fotografie kann sowohl Dokumente hervorbringen als auch Kunst schaffen“, so der gebürtige Pole zu seinen Kunstwerken, die er allesamt in diesem Jahr vollendet hat. Der sechsteilige Schwarz-Weiß-Zyklus „Stein.Fels“ lädt dazu ein, sich in den grafischen Elementen der Steinformationen der Bretagne zu verlieren.

Austausch zwischen Künstler und Besucher

„Gras.Block“ stellt Gräser aus Masuren in ein neues Licht. An seiner beruflichen Wirkungsstätte Bonn und in seiner künstlerischen zweiten Heimat Warschau hat Zajonz immer die Kamera im Anschlag.

Schlussendlich hat ihn jedoch keines der Tagbilder überzeugt. Erst in der Nacht werden Dinge in ein bestimmtes Licht getaucht, womit ihnen Orientierung, aber auch Geheimnisvolles verliehen wird. So verschwimmen in den Bildern Statik und Bewegung zu einem Panorama, an dem man sich nicht sattsehen kann. Zwei Gedichte rahmen die Ausstellung ein, wovon eines mottogebend ist: „sein.ort“.

Mit diesem und anderen lyrischen Werken begeisterte der Dichter zum Ende des offiziellen Teils der Vernissage. Er rezitierte aus dem Bild- und Gedichtband „lang genug“, den er 2014 mit Alexandra Hinz-Wladyka herausgegeben hat.

Darin befinden sich neben expressionistischen Gedichten wie dem mystischen „Augen der Eifel“ auch eine Reihe von Haikus, eine Kurzform rein beschreibender Gedichte, die typisch für das chinesische Mittelalter gewesen ist. Vor gebanntem Publikum setzte Zajonz seine Lyrik szenisch um und überzeugte mit dadistisch-surrealistischen Wortschöpfungen wie „Sax-O-phonchen im Steppenbrand“ im Gedicht „Jan Garbarek“. Es folgte ein langer Abend des intensiven Austausches zwischen Künstler und Besuchern.

Die Ausstellung kann noch bis zum 2. November samstags und sonntags, 14 bis 17 Uhr, und nach telefonischer Vereinbarung unter 01 74/2 00 30 30 besucht werden.

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