Künstlerwohnungen am Humboldtturm Naturschützer gegen Bauvorhaben nahe Rodderberg

Remagen · Der etwas versteckt liegende Humboldtturm, 1848 von einem Kölner Zuckerfabrikanten unweit des Rolandsbogens erbaut, erinnert an die Zeit der Rheinromantik. Nun sollen dort Bauarbeiten stattfinden. Grüne und Naturschützer sind nicht einverstanden.

 Im Vordergrund steht der 1848 erbaute Humboldtturm, dahinter liegen der Rolandsbogen und die Insel Nonnenwerth.

Im Vordergrund steht der 1848 erbaute Humboldtturm, dahinter liegen der Rolandsbogen und die Insel Nonnenwerth.

Foto: Martin Gausmann

Das untere Mittelrheintal zwischen Bad Breisig und Rolandswerth hat nicht nur in Zeiten der Rheinromantik dank landschaftlicher Dramatik die Aufmerksamkeit von Reisenden und Künstlern geweckt. Auch Alexander von Humboldt war begeistert. Vom Rodderberg aus auf Honnef schauend, taufte er den Ort auf der anderen Rheinseite „rheinisches Nizza“. Das Plateau am Rodderberg, oberhalb von Rolandswerth, bezeichnete der Weltreisende als „den schönsten Ort auf Erden“. Der etwas versteckt liegende Humboldtturm, 1848 von einem Kölner Zuckerfabrikanten erbaut, erinnert an die Schwärmereien der damaligen Zeit. Nun sollen dort Bauarbeiten stattfinden. Das passt nicht jedem.

Bereits vor fünf Jahren wurde der 66-jährige Kölner Arzt Klaus Schmidt-Thomé in Remagen vorstellig. Er hat den Turm und den dazugehörenden Park 1985 in desolatem Zustand gekauft und wiederhergestellt. „Ich habe alles mit viel Liebe restauriert“, so der Mediziner aus der Domstadt damals zum General-Anzeiger. Sowohl er als auch seine Frau, eine Malerin, seien der Kultur- und Kunstszene sehr verbunden. Und deshalb wolle er am Humboldtturm „bis zu drei Wohnungen“ und Ateliers für Künstler schaffen. Eine Garage, eine Waldkapelle oder auch ein beheizbarer Wintergarten sind ebenso in der Planung wie der Bau einer Hackschnitzelheizung.

Irgendwann sei die Idee geboren worden, an jener Stelle, an der Rheinromantik pur erlebbar sei, junge Künstler zu fördern. Regelmäßig sollen drei oder vier Künstler in den neuen Ateliers ungestört arbeiten können. „Ich will was Gutes tun“, meinte der Turmbesitzer zum GA. Insbesondere die Remagener Grünen glauben das nicht so ganz. Deren Befürchtung: „Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich hier jemand ein komfortables Wochenendrefugium schaffen möchte.“

Da der überwiegende Teil des Areals als private Grünfläche definiert ist, bedarf es nun der Ausweisung eines „Sonstigen Sondergebietes“. Flächennutzungsplan und Bebauungsplan müssen geändert werden. Da die Zufahrt über das Naturschutz- und FFH-Gebiet Rodderberg erfolgt, zudem dem Landschaftsschutzgebiet Rhein-Ahr-Eifel eine besondere Beachtung zukommt, ferner in einem Grünzug im Wald gebaut werden soll, ist die Sensibilität groß. Nicht nur bei den Grünen. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) will sich mit dem Projekt des Kölner Arztes nicht anfreunden: „Das Vorhaben ist mit einer vermehrten Störung der Tierwelt und einer weiter fortschreitenden Urbanisierung verbunden“, schrieb der BUND.

„Alle Einwände wurden in den vergangenen fünf Jahren ausgeräumt“, befand Norbert Matthias (CDU) im Remagener Stadtrat. Auch die FDP teilte mit, dem Projekt wohlwollend gegenüberzustehen. Christina Steinhausen: „Wir sehen das positiv.“ Ähnlich sieht es die SPD. Es werde keine Beeinträchtigungen für das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet geben, unterstrich die SPD-Fraktion. Im 31.000 Quadratmeter großen Plangebiet werde für die neuen Bauten nur eine geringe Fläche benötigt, führte SPD-Ratsherr Hans Metternich aus.

„Wir kommen zu einer völlig anderen Bewertung“, erklärte Grünen-Sprecher Frank Bliss. Neben grundsätzlichen Bedenken befürchtet er auch zusätzlichen Verkehr auf dem Rodderberg. „Außenbereich soll auch Außenbereich bleiben“, erklärte der Grünen-Vertreter. Besonders ärgere ihn, dass es in der Vergangenheit am Humboldt-Turm „Schwarzbauten“ gegeben habe, die nun mit wenigen Federstrichen legalisiert würden.

Grundsätzlich gab der Stadtrat grünes Licht für die Pläne von Schmidt-Thomé. Die Weichen für einen Feststellungsbeschluss zum Flächennutzungsplan sowie ein Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan wurden gestellt, sodass nun die Planreife hergestellt ist.

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