Oberwinter Regen schützt nicht vor Entmachtung

OBERWINTER · Vor dem alten Rathaus ging sein Blick zum Himmel, dann entschied Claus Wiest "eng ist besser wie nass" und rief "kommt alle rein". Das ließen sich die närrischen Formationen vom Vorsitzenden des Fördervereins Oberwinterer Karneval (FOK) nicht zweimal sagen.

 Als Möhn übergab Ortsvorsteher Norbert Matthias (von links) den Schlüssel an Prinzessin Alexandra I. und Prinz Frank II.

Als Möhn übergab Ortsvorsteher Norbert Matthias (von links) den Schlüssel an Prinzessin Alexandra I. und Prinz Frank II.

Foto: Martin Gausmann

Dem klingenden Spiel des Tambourkorps Oberwinter folgten eine Abordnung der KG Grün-Weiß mit Sitzungspräsident Ralf Otto, das Kinderprinzenpaar Matthias I. Profitlich und Pia I. Pöpping, die Möhnen um Kirsten Heck, die Fährnarren Rolandseck samt Vorsitzendem Harald Pöhler, die Hafengardisten mit Kommandant Daniel Scheil und das aus ihren Reihen hervorgegangene Prinzenpaar Frank I. und Alexandra I. Gilles.

Da erkannte Oberwinters Ortsvorsteher Norbert Matthias, dass ihn der Regen nicht vor der Entmachtung schützen würde. Vergebens versuchte er vorzugaukeln, - wie üblich bei Politikern, wenn es brenzlig wird - zur Schlüsselübergabe seine Putzfrau geschickt zu haben. Schließlich bekannte er, selbst in dem schönen Kleid zu stecken, gab sich sogar handzahm auf der ganzen Linie. Obermöhn Heck und Garde-Kommandant Scheil, die ihn bis Aschermittwoch seiner Amtsgeschäfte entheben wollten, brauchten keinen Finger zu rühren.

"Der Schlüssel muss heraus", begriff Matthias angesichts der närrischen Überlegenheit. Er hängte dem Prinzen nicht nur freiwillig die Insignie um den Hals, sondern lobte auch dessen Tanz- und Sangeskünste sowie die "Schönheit ihrer Lieblichkeit Alexandra im tollen Ornat". Das Volk jubelte über seine mit neuer Macht ausgestatten Regenten.

Immer wieder schmetterte es "Wölle Alaaf". Es applaudierte Hofmarschall André Merken-Schönebeck, der zum Ruhme Franks und Alexandras markig reimte, "Von Norden, Süden, Westen, Osten, sprengen sie in jedem Saal die Pfosten" und lauschte den beiden Prinzenpaaren, die je elf närrische Paragrafen vortrugen. Demnächst seien etwa die Oberwinterer Ortsschilder gegen Wölle-Schilder auszutauschen und die Bahn müsse mehrere im elf-Minuten-Takt anzufahrende lokale Haltestellen einrichten. Frank I. versprach: "Ab jetzt wird alles besser."

Als er mit den Untertanen "Oberwinter, Du Juwel am Rhein" sang, erfüllte lückenloses Schunkeln den Raum. Alles wogte, und wenn es nicht so schön gewesen wäre, hätte man seekrank werden können. Gegen derlei Anfechtungen aber sind offenbar selbst die jüngsten Einwohner des Hafenortes immun. Denn nach der Schlüsselübergabe hatte der FOK zum Kinderball mit großem Programm in den Glaspalast eingeladen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort