Marktplatz in Remagen Quintett Swinging Fundus Jazz Band brachte die Leichtigkeit

REMAGEN · Ohne Ansage legten sie los. Zum Sound-Check am Rand des Platzes verließ Volker Albrecht kurz die Kollegen. Offenbar zufrieden, kehrte der Posaunist auf die "Bühne", den Treppenaufsatz vor dem Rathaus, zurück, um sich mit einem Solo in die laufende New Orleans-Nummer einzuklinken.

 "Lebendiger Marktplatz" in Remagen: Die Swinging Fundus Jazz Band animierte zum Tanz.

"Lebendiger Marktplatz" in Remagen: Die Swinging Fundus Jazz Band animierte zum Tanz.

Foto: Martin Gausmann

So locker, wie sie begannen, so lässig fuhr die Swinging Fundus Jazz Band aus Bonn mit dem Instrumentalstück "Exactly like you" fort. Sie machte ihrem Namen alle Ehre und brachte durch Swing- und Tanzmusik der 1930er und frühen 1940er Jahre, mit einem Repertoire von New Orleans über Swing bis Bebop, Leichtigkeit in Remagens Mitte.

Die wohl populärste Variante des Jazz lockte, auch zur Freude des veranstaltenden Vereins "Lebendiger Marktplatz", sogar mehr Zuhörer, als Sitzplätze vorhanden waren. In der klassischen Quintett-Besetzung schmeichelten sich Albrecht (Posaune, Gesang), Stefan Kurze (Tenor-, Alt-, Baritonsaxofon), Oliver Richters (Piano, Akkordeon), Armin Runge (Kontrabass) und Christoph Weber (Schlagzeug) mit ihrem zeitlosen Swing-Programm eingängiger Jazzmusik ins Ohr.

Charlie Shavers "Undecided" erklang, ein Stück, das seine Bezeichnung einem Missverständnis verdankt. Denn "undecided", unentschlossen, war der Komponist, als sein Verleger ihn um den Namen fragte und dessen Zögern als Antwort akzeptierte. Bluesige Töne im Shuffle-Rhythmus wurden mit "Baby Won't You Please Come Home" laut.

Dazu sang Albrecht so traurig, dass es an die Anfänge des Jazz erinnerte, als die Schwarzen über ihr Los in den Baumwollfeldern klagten. In der Ballade "Blue and Sentimental" traten Albrecht und Saxofonist Kurze auf einem Klang-Teppich der Kollegen wunderbar einvernehmlich als Duo auf. Plötzlich fuhr nach einem Tempowechsel vitaler, dynamischer New Orleans Jazz in die Beine. Flott dann auch der Übergang zum bekannten Swing-Standard "Bei mir bist Du schön". Dabei spendete das Publikum nicht nur Oliver Richters, der sein Piano ausnahmsweise gegen das im Jazz selten gehörte Akkordeon eintauschte, Zwischenapplaus.

Melodisch und schwungvoll arrangiert, sorgten die Stücke der 2004 aus versierten Amateuren und Berufsmusikern gegründete Band für Dauervergnügen. Ob Klassiker wie "It Don't Mean A Thing", die frühe Swing-Nummer "Honeysuckle Rose" oder der melancholische, 1944 von Louis Jordan komponierte Song "Is You Is Or Is You You Ain't My Baby", den Piano, Bass und Schlagzeug als Trio übernahmen - die Musik wehte frisch und klangrein über den Platz. Das passte zum Erfolgshit "My Blue Heaven", genoss das Publikum den Abend doch bei milder ungetrübter Witterung.

Die Musiker fanden in einer der beiden Pausen ihrerseits lobende Worte für den Ort und die Gäste: Sie attestierten eine "Super-Akustik", Saxofonist Kurze begeisterte sich für die "schöne, warme Atmosphäre" und Schlagzeuger Weber unterhielt munter "Blickkontakte" mit den Zuhörern.

Die ließen es sich, zusätzlich verwöhnt durch die Gastronomie, mit Wasser, Wein und Bier, Bruschetta, Pizza und Spaghetti, gutgehen. Doch die Band, deren Perlen des Swing erst weit nach Einbruch der Dunkelheit verklangen, entließen sie nicht, bevor die patenten Interpreten einige Zugaben zu ihrer ohnehin abwechslungsreichen Darbietung beisteuerten.

Info: Weitere Musiktermine der Sommersaison "Lebendiger Marktplatz": European Dance Night, 17. August, 18.45 Uhr, Italienische Nacht, 24. August, 19 Uhr, J.EU's Kellerband, 31. August, 19 Uhr.

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