Skandal auf Motorradmesse Piaggio erhebt Vorwürfe gegen Remagener Rollerfirma

REMAGEN · Die Konkurrenz ließ in Mailand den Messestand von Kumpan Electric aus Remagen räumen. Piaggio wirft dem Unternehmen aus dem Kreis Ahrweiler vor, Plagiate produziert zu haben. Kumpan weist die Vorwürfe von sich, Piaggio sagt nichts.

„David gegen Goliath“ kann man da nur sagen. Auf Europas größter Motorradmesse EICMA in Mailand hat der italienische Roller-Hersteller Piaggio („Vespa“) die Guardia di Finanza eingeschaltet und ausgestellte Elektro-Roller des Remagener Konkurrenten „Kumpan electric“ abholen lassen. Grund: ein angeblicher Plagiatsvorwurf. Eine GA-Anfrage beim italienischen Zweiradproduzenten in Pontedera blieb bislang unbeantwortet.

Pünktlich zur Einführung des Modells „1954 Ri Sport“ wurde die Vorstellung des Pioniers Kumpan electric nach Meinung des Remagener Unternehmens „schamlos sabotiert“. Der deutsche Innovationsführer in der E-Mobilen Scooter-Klasse stellte dort nach eigener Mitteilung „einen Meilenstein der Elektromobilität“ vor. Die technischen Daten, wie Reichweite und Beschleunigung des neuen Modells machten den Kumpan zum leistungsstärksten E-Scooter am Markt und überträfen die des gleichzeitig vorgestellten Fahrzeugs der Firma Piaggio, der Vespa Elettrica, teilte Kumpan auf Anfrage des General-Anzeigers mit.

Das deutsche Team um Kumpan-Geschäftsführer Patrik Tykesson habe mit anschauen müssen, wie der Branchen-Gigant Piaggio nach dem Vergleich der Leistungsdaten kurzerhand das Ergebnis jahrelanger Entwicklung vom Messestand des jungen Unternehmens räumen ließ. „Die gegenstandslose Behauptung seitens Piaggio in Form einer Strafanzeige ohne richterlichen Beschluss, das Design der Vespa nachzuahmen, reichte aus, die Elektroroller 1954 Ri electric durch die italienische Finanzpolizei beschlagnahmen zu lassen“, ärgert sich die Firmenleitung, des im Remagener Gewerbegebiet ansässigen Unternehmens.

Es gibt keinerlei Ähnlichkeiten der Fahrzeug-Designs

Noch mehr wunderten sich die Rheinländer darüber, dass Piaggio die beschlagnahmten Fahrzeuge direkt zu sich abtransportieren lassen wollte. „Anstatt lediglich ein Fahrzeug zur Prüfung sicherzustellen, wurden entgegen der üblichen Vorgehensweise gleich alle Kumpane von Piaggio mitgenommen“, so Tykesson. „Es besteht keinerlei Ähnlichkeit der Fahrzeug-Designs, der Konstruktion und der Systeme. Dies kann man bei einem gründlichen Vergleich der Spezifikationen und Leistungsdaten deutlich erkennen“, stellte er gegenüber dem General-Anzeiger klar. Er wundere sich darüber, dass die Behörden in Italien „das Spiel mitspielen“.

Die italienische Polizei hält nun die Fahrzeuge in Beschlag, um die Angelegenheit zu prüfen. Tykesson: „Wer in Goliaths Territorium eindringt, der bekommt es meist nicht leicht gemacht. Dass Piaggio das Strafrecht anstelle des Zivilrechts nutzt, um die Kumpan electric Roller umgehend vom Messestand zu befördern, halten wir für einen feigen Schachzug. Kurios ist neben der Vorgehensweise Piaggios die Tatsache, dass der Platzhirsch versuchte, die Fahrzeuge zu sich in Gewahrsam zu nehmen.“

Der Kumpan werde in Deutschland designt, entwickelt und gefertigt. Das Unternehmen habe acht Jahre Erfahrung am Markt und zuletzt mehrere Jahre auf den leistungsstärksten Elektroroller der Welt hingearbeitet. „Unser ganzes Team ist natürlich enttäuscht, wir hatten uns alle auf die Messe gefreut. Der Vorgang zeigt auch, dass wir offensichtlich unter den Großen der Branche angekommen sind.“ Der Kumpan 1954 Ri gilt als der reichweitenstärkste E-Roller.

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