Info-Veranstaltung in Oberwinter zum Thema Flüchtlinge Mehr als 250 Menschen informieren sich

OBERWINTER · Nicht ging mehr im Saal des evangelischen Gemeindehauses in Oberwinter. Bis ins Treppenhaus saßen und standen mehr als 250 Bürger bei der Informationsveranstaltung, zu der Gotthard Oppenhäuser vom Ökumenischen Ausschuss des Hafenortes, Christiane von Essen, Nisa Punnaparamtil und die Moderatorinnen Monika von dem Knesebeck sowie Annette Doerpinghaus eingeladen hatten.

 Mehr als 250 Menschen besuchten in Oberwinter die Info-Veranstaltung zum Thema Flüchtlinge.

Mehr als 250 Menschen besuchten in Oberwinter die Info-Veranstaltung zum Thema Flüchtlinge.

Foto: Martin Gausmann

Mit dabei Remagens Sozialamtsleiterin Eva Etten und Hans-Joachim Dedenbach von der Ökumenischen Flüchtlingshilfe. "Geplättet" ob des Andrangs war Ortsvorsteher Norbert Matthias, der irgendwann aufgehört hatte die Besucher zu zählen. "Das zeigt, dass das Thema unter den Nägeln brennt und die Leute Zahlen und Fakten wissen wollen", sagte er dem General-Anzeiger.

Die Zahlen lieferte Eva Etten. So sind in Remagen aktuell 183 Flüchtlinge untergebracht. "Wobei die Mehrzahl Einzelpersonen sind, denn dafür haben wir die meisten Unterkünfte, sagte die Sozialamtsleiterin. 81 Flüchtlinge leben in Kripp, 70 in Remagen, elf in Oberwinter, fünf in Bandorf, einer in Unkelbach und acht in Rolandseck. Den größten Posten machen Einzelpersonen mit 121 aus. Dazu kommen 17 Familien mit 34 Erwachsenen und 28 Kindern. In der Unkelbacher Mühle nahe Oberwinter leben 16 Menschen, die von der Oberwinterer Flüchtlingsaktion um Oppenhäuser betreut werden, aber wegen des Standortes in Remagen gezählt werden.

Nackte Zahlen, hinter denen aber jeweils Einzelschicksale stehen. Wie das von Mohammed, der in der Unkelbacher Mühle lebt. "Um uns herum waren nur Mord und Gewalt. Menschen wurden getötet. Und wir sollten gezwungen werden, auch Menschen zu töten. Deshalb sind wir geflogen", sagte der Syrer auf Englisch, wurde übersetzt von Nisa Punnaparamtil vom Oberwinterer Verein Schatzkammer, der sich auch um Flüchtlinge kümmert.

"Bis Ostern haben wir noch Kapazitäten", sagte Eva Etten. Wenn alle eingeleiteten Verhandlungen über Wohnraum gelängen bis zum Sommer. Die Sozialamtsleiterin rechnet für 2016 mit weiteren 30 Flüchtlingen pro Monat, die der Stadt vom Kreis (Quote 12,72 Prozent) zugeteilt würden. Um weiter für Wohnraum sorgen zu können, arbeite die Stadt Remagen eng mit dem Finanzamt zusammen. Denn dort würden Häuser, für die es keine Erben gibt, gemeldet, denn diese fielen an den Staat. Da gehöre die Stadt dann ebenso zu den Bietern wie bei Zwangsversteigerungen, um den Bedarf an Wohnraum zu decken. "Denn was wir nicht wollen, ist auf öffentliche Einrichtungen zurückgreifen", sagte Etten. Auf eine mögliche Kooperation machte Hans-Joachim Dedenbach (Flüchtlingshilfe) aufmerksam. Denn in der Verbandsgemeinde Adenau seien Kapazitäten frei. Diese habe Bürgermeister Guido Nisius angeboten. Zudem werden im Ahrweiler Kreishaus an einem Wohnraummanagement für Flüchtlinge gestrickt.

Für Oberwinter, wo an dem Abend spontane Hilfsangebote vom Sprachunterricht bis zu Fahrdiensten und Begleitungen zu Behörden und Ärzten zur Sprache kamen, wird im Februar eine erneute Aufstockung erwartet. So soll Ende des Monates die Unkelbrücker Mühle, ein früheres Gasthaus, mit 36 Flüchtlingen belegt sein. "Das sind dann rund fünf Quadratmeter für jede Person", sagte Oppenhäuser, verwies aber auch auf zwei Küchen und einen Gemeinschaftsraum. Die Moderatorinnen wiesen auch auf die Möglichkeit hin, dass minderjährige Flüchtlinge von Pflegefamilien aufgenommen werden könnten. Die Zuständigkeit dafür sei vom Bundesamt für Migration an das Landesjugendamt übergeben worden.

Oppenhäuser wies darauf hin, dass in Remagen Kirchen und Moscheegemeinde ökumenisch zusammenarbeiten und auch Raum zur Verfügung stellten. Im Remagener Pfarrhaus sollen Möglichkeiten geschaffen werden, und wenn Pfarrer Frank Klupsch von Oberwinter nach Remagen ziehe, stehe auch das Oberwinterer Pfarrhaus zur Disposition. Dass dennoch etwas "Druck aus dem Kessel ist", machte Dedenbach klar. In den zwölf Erstaufnahmestellen des Landes seien aktuell 6000 Plätze frei, so dass die Kommunen "Luft für einige Wochen haben, um die Menschen unterzubringen". Dennoch zeigten die Zuteilungen an den Kreis, im vergangenen Jahr waren es 1100, im Jahr zuvor 439, dem Engagement der 1994 gegründeten Ökumenischen Flüchtlingshilfe Grenzen auf. Auch deshalb warb Dedenbach um weitere Ehrenamtler, die sich einbringen möchten.

Wer im Stadtgebiet von Remagen freien Wohnraum hat, kann sich bei Eva Etten im Sozialamt unter 0 26 42/2 01 30 melden.

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