Galerie M.A.SH. Lehm nach Mathe-Formeln geformt

REMAGEN · Im ersten Beruf Malermeister, im zweiten Lehm-Fachberater, dann die Kür: Kunst aus Lehm. Von Elmar Döll, 1945 in Karlstadt in Franken geboren und dort lebend, kommen "Malerei und Objekte", die derzeit die Galerie M.A.SH. ModernArt Showroom zeigt.

 Künstler und Werk: Elmar Döll in der Galerie M.A.SH. vor einigen seiner Bilder.

Künstler und Werk: Elmar Döll in der Galerie M.A.SH. vor einigen seiner Bilder.

Foto: Martin Gausmann

In den Schaufenstern erblickt man Bildwerke, die mit wolkigen Formationen an Landschaften erinnern. Nebel scheint aus Erdspalten zu steigen. Dann wieder ist es, als schaue man von oben durch rauchiges und weißes Wabern auf festere Materie. Doch die Bilder lassen sich auch vertikal als Erdschichten lesen. Das legt der Lehm nahe, Dölls ungewöhnliches Material, das er in diese mehrere Zentimeter tiefen Arbeiten fest eingestampft hat und abschließend mit einer Platte presst.

Nicht nur die wechselnde Farbigkeit des Stampflehms bestimmt die Bildwirkung. Dazu tragen neben Beigaben wie Bergkristall, Edelsteine und Blattgold die unterschiedlich körnigen bis vollkommen glatten Oberflächen bei. Reizvoll lässt sich die grobe Stofflichkeit gleichfalls an Würfeln aus Lehm, komponiert in Graubraun, Ocker und Rot, wahrnehmen.

Weitere Exponate machen deutlich, Döll malt auch mit Lehm. Er trägt die Naturfarbe, die er mit Kreide und Kartoffelstärke mischt, auf verschiedene Untergründe auf. Als Maler ein Vertreter der Konkreten Kunst, überlagert er braun- und rotfarbigen Grund mit Farbfeldern und farbigen Linien nach dem Wachstumsmodell der Fibonacci-Folge, einer mathematischen Zahlenreihe. Seine treppenförmig sowie zentral ausgerichteten Rechteckanordnungen folgen dem Goldenen Schnitt, einer mathematischen Formel. Und die farbig abgesetzten Strich-Musterungen weißer Bilder, für die er Kaolin, Porzellanerde, verwendet? Sie scheren wohl ebenso wenig aus dem Konzept kalkulierter Gestaltung aus wie die diagonalen und spitzzackigen Formen in stimmigen Tönen von Elfenbein, Graubeige und Weiß.

Der Lehm-Künstler wird nicht müde, mit dem Material zu spielen. Er mischt es immer wieder neu, hat ihm schon Holz, Ziegelsplitter und den Saft vom Weinstock zugeschlagen. Er liebt den Lehm: "Alles ist natürlich, das können Sie essen." Seine Kunst verbessert sogar die Luft. "Das ist wie eine Klimaanlage. Jedes Bild nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab."

Die Ausstellung ist bis 31. Mai in der Kirchstraße 25 zu sehen: samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 01 74/2 00 30 30.

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