Caritas zieht positives Zwischenfazit "Leben und Älterwerden in Remagen"

REMAGEN · "Heute werden die Menschen ja immer älter, was schön ist, aber auch Einschränkungen mit sich bringt", eröffnete Caritas-Geschäftsführer Richard Stahl eine erste Bestandsaufnahme des ambitionierten Projektes "Leben und Älterwerden in Remagen mitgestalten".

 Eine der Referentinnen: Birgit Kugel von der Caritas.

Eine der Referentinnen: Birgit Kugel von der Caritas.

Foto: Martin Gausmann

Alle wünschten sich, zu Hause älter zu werden, doch lebten die Familien oft räumlich getrennt. Da sei es gut, "sich auf den eigenen Sozialraum verlassen zu können". Im Studententreffpunkt Baracke begrüßte er die Diözesan-Caritasdirektorin Birgit Kugel, Hildegard Eynöthen, Altenhilfe-Referentin im Diözesan-Caritasverband Trier, Eva Etten, Stadtverwaltung Remagen, die evangelische Pfarrerin Elisabeth Reuter, Gemeindereferentin Sabine Gilles von der Katholischen Kirche, Mechthild Haase, Koordinatorin der Caritas Rhein-Mosel-Ahr sowie beteiligte Ehrenamtler.

Letzteren spendete Stahl ein dickes Lob: "Sie haben sich in Bewegung gesetzt, um ihr eigenes Umfeld mit Vereinen, Kirchen und vorhandenen Einrichtungen lebens- und liebenswert zu gestalten." Die Eigenaktivität ist sogar wesentlicher Bestandteil des Projektes, eines von neun im Bistum, die auch unter "Sozialraumorientierte Netzwerke für das Alter (SoNA)" firmieren. "Nicht wir sagen, was die Bewohner eines Sozialraums brauchen, sondern die sagen selbst, was sie benötigen, und wir müssen die Bewohner als Ressource ernst nehmen", betonte Direktorin Kugel. Ganz viele Ressourcen könnten gehoben werden.

Aufgabe der Caritas sei es, "die Ressourcen zu stärken, weiterzuentwickeln und nutzbar zu machen". Das bedeute auch einen wichtigen Rollenwandel für die Caritas, bislang Anbieter von sozialen Dienstleistungen, hin zum "Koordinator und Ermöglicher, der sich zurücknimmt, wenn Dinge in Eigeninitiative gut geleistet werden".

Mechthild Haase, Organisatorin und Anleiterin vor Ort, nannte das Treffen "ein kleines Bergfest", weil es auf und ab gehe. Nachdem die Wahl auf Remagen gefallen war, "wegen der guten Kontakte zur Stadt und der pastoralen Seite", startete Haase Ende 2014 für das insgesamt dreijährige Projekt eine Sozialraumanalyse mit 30 Einzelgesprächen vom Ortsvorsteher bis Pflegestützpunkt. Ortsbegehungen mit Einheimischen schlossen sich an. Bei einer "aktivierenden Befragung" unter Passanten wurden in einem Zuge bereits Projektteilnehmer aus der Bevölkerung rekrutiert.

Anfang 2015 äußerten beim Befragungstreff "Zukunftskaffee" Bewohner ihre Bedürfnisse hinsichtlich Begegnung und Wohnen. Ein Stammtisch, Mittagstisch, Lebensmittelversorgung und mehr Bänke in der Stadt zählten dazu. Profis monierten den Mangel an barrierefreiem Wohnraum. Haase lud sodann zu Schwerpunktthemen ein. Welche verblüffenden Früchte die intensive Vorarbeit trug, machten die Akteure der Arbeitsgruppen deutlich, denen durchweg ihre Begeisterung und Freude anzumerken war.

Hilde Sebastian vertritt die Besuchsgruppe "Mit Herz dabei". "Wir besuchen, begleiten, unterhalten uns, musizieren", erläuterte sie das kostenlose Angebot. Marlene von Lom, die das Team Stammtisch leitet, informierte über die offenen Treffen am ersten Donnerstag im Monat zum Kennenlernen, Austausch und Spiel in der "Baracke", weshalb auch ein Dank an die Studenten ging.

Acht abwechslungsreiche Touren mit dem Fahrrad hat Wilfried Voigt von der Radwandergruppe bereits ausarbeitet und begleitet. Otto von Lom und Frank Krajewski führen themenkonzentrierte Wanderungen. Demnächst steht eine wasserkundliche Wanderung an der Ahrmündung an, und der Pilzsachverständige Krajewski wird, sofern sich genügend Interessierte melden, am 8. Oktober unentgeltlich durch die Trüffelbuch-Ausstellung im Sinziger Schloss führen.

Marie Theres Austin-Sarmann fand heraus, welche Bringdienste für Lebensmittel existieren und stellte einen Flyer vor. Auch ein Mittagstisch (sieben Euro inklusive Getränk und Kaffee) ist eingerichtet. Er beginnt am 23. Oktober, 12 Uhr, im Evangelischen Gemeindehaus, wo auch Pfarrerin Reuter und die Frauenhilfe sich mit einbringen. Im Sinne der Barrierefreiheit erkundet Margarete Nölle das Stadtterrain. Die gelernte Betriebswirtin setzt berufliches Know-how ein, führt Gespräche mit Verwaltung und Politikern, um gezielt Verbesserungen herbeizuführen.

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