Zygmunt Gajewski und Denise Steger stellen aus Künstlerforum Remagen zeigt "Im Fluss der Zeiten"

REMAGEN · Arbeiten des polnischen Fotografen Zygmunt Gajewski und der in Linz am Rhein lebenden Malerin und Objektkünstlerin Denise Steger unter dem Titel „Im Fluss der Zeiten“ sind bis 3. September im Künstlerforum Remagen zu sehen.

 "Operiert" mit Papierkörpern: Die Objektkünstlerin Denise Steger im Künstlerforum Remagen.

"Operiert" mit Papierkörpern: Die Objektkünstlerin Denise Steger im Künstlerforum Remagen.

Foto: Martin Gausmann

Hier analoge Landschaftsaufnahmen in Schwarz-Weiß, dort Konzept gesteuerte, gedeckt farbige Bildarrangements – im Medium und in der Herangehensweise unterscheiden sich die Arbeiten des polnischen Fotografen Zygmunt Gajewski und der in Linz am Rhein lebenden Malerin und Objektkünstlerin Denise Steger ganz entschieden. Aber beide eint, dass sie sich „Im Fluss der Zeiten“ empfinden, so heißt ihre Ausstellung, die sie auf Einladung des Künstlerforums Remagen ausrichten. Die Künstler schaffen dabei Ruheposten im Fluss des stetigen Wandels.

Steger, Künstlerin und promovierte Kulturwissenschaftlerin, begeisterten Gajewskis Fotos im Internet. Sie nahm Kontakt auf, der zur Duo-Ausstellung führte und einer noch folgenden Präsentation des Fotografen in Linz. In Zielomy an der deutschen Grenze kam Gajewski 1948 zur Welt, 100 Kilometer von Pozna (Posen), wo er heute lebt. Der Bauernsohn, der Chemie und Quantenphysik studiert hat, wurde im selben Haus geboren wie vier Generationen vor ihm. „Aus der Region schöpft er seine künstlerische Kraft“, weiß Steger.

„Die Bilder sind so tief, die haben eine Seele; all die Strukturen, das sind auch Strukturen, die sein Inneres wiedergeben.“ Große Fotos zeigen Gajewskis Sohn mit dem Großvater auf dem Hof. Im Alltag vor dem Schuppen mit Gerätschaften lichtete der Fotograf seine Eltern ab, denen ein arbeitsreiches Leben und ehrliche Freundlichkeit anzusehen sind. Gajewski präsentiert auch seine Serie von einem Friedhof aus dem 17. Jahrhundert. „Ich fand nur gebrochene Grabplatten, weil dort in kommunistischer Zeit ein Schweinemarkt abgehalten wurde“, erzählt er. So liegt im Gras der hebräisch und deutsch beschriftete Grabstein eines Magnus First oder Kirst, „tief betrauert von seinen Eltern und Freunden“.

Steger operiert nach der Technik von Takahama

Ruhe und Frieden verströmt eine Aufnahme, wo der Wind über eine weite Wiese, ein Grab und einen Mann geht. Nicht zuletzt bewegt, wie Gajewski Feldwege portraitiert: einsam, oft gesäumt von Kopfweiden und anderen verwachsenen Baumheroen, die, wie die Menschen im einstigen Polen, manchen Unbilden standzuhalten hatten.

Steger operiert in einer abgeschlossenen Werkgruppe mit Papierkörpern, unzähligen unregelmäßigen Fünfeckigen nach der Technik von Toshie Takahama. Die lassen sich schier unendlich variieren, etwa verkantet in einem Metallgitter, getitelt „Wolkenkratzer“, auch als „Belag“ für kleine „Farbfelder“, deren Relief „wie mit der Harke bearbeitet“ daherkommt oder als Ketten über eine quadratische Leinwand gehängt.

In diesem Lieblingsformat Stegers erscheint desgleichen „Grey“, wo die Körper wie Granulat wirken, „Ausdruck von Zeit und Ewigkeit sind und aufzeigen, dass die Welt aus ganz vielen Elementen zusammengesetzt ist.“ Die Wandinstallation „Kunst beginnt vor der Geburt und geht über den Tod hinaus“ lässt die Elemente in vier Lagen von der Decke bis zum Boden rauschen. „Rechnungen, Kataloge, Steuererklärungen, alles, was ich in meinem Haus gefunden habe“, verflocht Steger zu dieser eindrucksvollen Kaskade.

"In der Farbe ist die Freiheit"

Beharrendes und Flüchtiges kommen bei ihren „Objektsystemen“ zum Tragen. In den streng gegliederten und mild getönten Wandarbeiten – „wir leben in Systemen, aber in der Farbe ist die Freiheit“ – korrespondieren kleine Objekte und halbwegs gegenständliche Bilder zu Raum und Zeit überspannenden Verknüpfungen. Heiter stimmt „Das andere Buch“, eine Objektschrift aus kleinsten Teilen der Dingwelt. Steger zeigt einzelne Seiten, die den Betrachter zum „Lesen“ eigener Geschichten einladen.

Die Arbeiten sind an der Kirchstraße 3 bis 3. September samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr zu sehen.

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