Galerie M.A.SH Künstler in Remagen zeigen traditionelle Druckgrafik

REMAGEN · Vergangenes Jahr erklärte die UNESCO vier Drucktechniken zum Immateriellen Kulturerbe. Nun zeigten 16 Künstler in der Remagener Galerie M.A.SH, wie lebendig das Kulturerbe ist.

 Bei der Vernissage (v.l.): Kuratorin Michaela Winter mit den Künstlerinnen Cornelia Gyárfás und Rosmarie Feuser.

Bei der Vernissage (v.l.): Kuratorin Michaela Winter mit den Künstlerinnen Cornelia Gyárfás und Rosmarie Feuser.

Foto: Martin Gausmann

Keine Bilder an den Wänden, dafür Druckstöcke im Schaufenster und reichlich Druckkunst in Ständern zum Durchschauen, Innehalten und „als Diskussionsgrundlage“. So hatte Kuratorin Michaela Winter die Ausstellung „Traditionelle Druckgrafik“ konzeptioniert, die in der Galerie M.A.SH, Modern Art Showroom, eröffnete und dem Publikum die Auseinandersetzung mit den künstlerischen Drucktechniken ermöglichte.

Die vier Klassiker – Tiefdruck, Durchdruck, Flachdruck und Hochdruck – sind 2018 offiziell als Immaterielles Kulturerbe durch die Deutsche UNESCO-Kommission anerkannt worden. Ausstellungsanlass war somit der erste Jahrestag dieser Adelung, sagte Almuth Leib, die für das M.A.SH-Team begrüßte.

240 Ausstellungen zur Drucktechnik bundesweit hat der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) kurzfristig ausgeschrieben. Der BBK Bonn/Rhein-Sieg, dem Leib vorsteht, stemmt allein zwei davon. „Wir sind Streber“, kommentierte sie die Remagener Präsentation sowie die folgende in der Bonner Galerie „alter ego“ von BBK-Kollege Dirk Engelken am Wochenende des 15. bis 17. März.

Ausstellung feiert die Techniken, nicht die Künstler

Was macht in einer Welt des Digitaldrucks den Reiz traditioneller Drucktechniken aus? „Die Kombination von Einschränkung und Freiheit“, urteilte Kuratorin Winter. Und weshalb sah man nicht einzelne Arbeiten der 16 Aussteller an den Wänden? Die Rednerin aus Berlin, BBK-Mitglied und Mitglied im Künstlerforum Remagen, argumentierte folgendermaßen: „Wir feiern ja die Technik und nicht die Künstler.“

Letztere legten den Gästen ambitioniert dar, wie und warum sie bestimmte Spielarten des Drucks umgesetzt hatten. Cornelia Gyárfás, ausschließlich druckgrafisch unterwegs, beeindruckte mit plakativen Porträts im Weißlinienschnitt, einer Unterart des Holzschnitts. So hatte sie prägnant den Schriftsteller Fernando Pessoa auf rotem Grund konturiert.

Malerisch wolkig erschienen dagegen die abstrakten Impressionen der Marlene Leal da Silva-Quabeck, hervorgerufen durch die Monotypie, bei der Papier die Farbe von der bemalten Fläche abnimmt. Kollegin Rosmarie Feuser – O-Ton: „Ich bin eine begeisterte Druckerin“ – zeigte gewundene Linien und Gitterstrukturen. Die entsprangen der Strichätzung, kombiniert mit dem Druckverfahren Chine-Collé, das Papier einbindet, in diesem Fall Feusers selbst per Hand geschöpftes Papier.

Reichtum der Drucktechniken überrascht

Immer wieder überraschte der Reichtum der Drucktechniken. Einfache Formen hatte Eva M. Töpfer mit der Kaltnadel in die Druckplatte geritzt. Auf Interesse stießen besonders ihre Holzschnitte von Masken. Ironisch formulierte Janko Arzenšek seine Aussage „Was bleibt“ mit amorphen Gebilden, die zu Fischen werden bis hin zum zwischen Kopf und Schwanz skelettierten Fisch.

Einzelradierung, Aquatinta und Prägedruck kamen dabei gemeinsam zur Anwendung. Mit seiner ureigenen Technik der „Lithostrotografie“, wie Ludger Große Wilde sein Druckverfahren mit zertrümmertem Stein, sprich Schmirgel, nennt, bringt er Hochdruck, Tiefdruck und Prägedruck in einem Prozess zusammen. Nicht nur Große Wilde war begeistert, wie, einem Sandsturm gleich, sich dann „Weltenstaub“ bündeln oder die „Olive auf Pag“ sich dynamisch erfassen konnte.

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