Sakrale Kunst in Remagen Kreuzestod und Auferstehung

REMAGEN · Die Fresko-Malerei der Apollinariskirche im Dienste der frohen Botschaft und des Ostergeheimnisses.

 Am Ende, verzweifelt und ans Kreuz geschlagen: So sehr liebt Gott die Menschen, dass er seinen Sohn leiden ließ und das Leiden wandelte, um die Menschheit zu erlösen und reiches Leben zu spenden.

Am Ende, verzweifelt und ans Kreuz geschlagen: So sehr liebt Gott die Menschen, dass er seinen Sohn leiden ließ und das Leiden wandelte, um die Menschheit zu erlösen und reiches Leben zu spenden.

Foto: Martin Gausmann

„Hier werden Deine kühnsten Erwartungen übertroffen; denn hier bietet sich Dir ein geöffnetes Schmuckkästchen voller Kleinodien, den herrlichsten Fresko-Malereien (…) von den genialen Künstlern der Düsseldorfer Malerschule“, schrieb Johann Anton Birlo in „Der Führer in der Sankt Apollinariskirche bei Remagen und ihrer Umgebung“ (1857). Für ihn war die 1839 bis 1843 vom Kölner Dombaumeister Ernst-Friedrich Zwirner entworfene und von 1843 bis 1853 ausgemalte Wallfahrtskirche „unter den vielen und manchfaltigen Kunstschöpfungen unseres herrlichen Rheinlandes, ja ganz Deutschlands gewiss die schönste und ausgezeichnetste“.

Wer eintritt, den überwältigen monumentale Szenen, ein Bildprogramm mit 580 Figuren, biblische Anschauung in Fülle. Denn für die Ausmalung hatte Zwirner den neugotischen Bau, ein Hauptwerk der Romantik, geplant. Beauftragt durch den Bauherrn Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim schufen Ernst Deger, Carl und Andreas Müller sowie Franz Ittenbach die Fresken zum Leben Jesu, Mariä und des heiligen Apollinaris.

Damit entstand, wie Bettina Vaupel 2014 im Denkmalmagazin „Monumente“ erklärt, „das letzte große Gemeinschaftswerk der Nazarener, mit dem sie ihre Idealvorstellung vom Gesamtkunstwerk verwirklichen konnten“. Am Herzen lag ihnen die religiöse Erneuerung der Kunst.

Auf Karfreitag und das Hochfest Ostern eingestimmt, wird einem im himmelstrebenden Gotteshaus über dem Rhein der Kern der christlichen Heilsgeschichte sinnfällig. Nach ihm ist sogar die junge „Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe“ benannt, die auf Bitten des Trierer Bischof Reinhard Marx 2007 nach den 150 Jahre wirkenden Franziskanern Kirche und Kloster übernahm.

„Alle Bilder in der Kirche haben Teil am umfassenden Thema der Erlösung der Menschheit durch den Kreuzestod Christi“ betont Herbert Dellwing im Denkmalpflege-Band „Die Apollinariskirche in Remagen“ (2005). Deshalb überwiegt der Christuszyklus an der Nordseite den im Süden angeordneten Marienzyklus.

Die für die Erlösung zentrale Kreuzigung im Querhaus ist das größte Wandgemälde der Kirche und – dem großen Südfenster sei Dank – am besten von allen zu sehen: Zwischen den Schächern hängt Jesus am Kreuz, umgeben von einer Menschenmenge, vor ihm trauernde Frauen, neben ihm sein Lieblingsjünger Johannes, der das Kreuz berührt und zu seinen Füßen Maria Magdalena, die Arme verzweifelt erhoben, mit wallendem Haar.

Jesus betet, am Tiefpunkt angekommen „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!” Sein „Warum“ entspreche, so Pater Bartholomé von der Klostergemeinschaft, Rektor der Kirche, dem „‘Warum‘ so vieler Menschen, von damals und von heute, von überall, von allen Zeiten…Ein ‚Warum‘ der äußersten inneren Not, die sogar die Gottesbeziehung und die Gottesgegenwart in Frage stellt“. Jesus durchleide „in Solidarität mit uns Menschen“ diese Frage. Aber die Verzweiflung werde gewandelt in vertrauensvolle Hingabe: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist!” heißt es beim Evangelist Lukas. „Im Leiden, im Sterben, in der Not schenkt Gott-Vater seinen Kindern die Verwandlung des Herzens“, erläutert der Rektor der Kirche.

Die Menschen können Ostern feiern, weil das Ostergeheimnis über Jesu Tod hinausgeht. „Nicht Knechtschaft und Tod haben das letzte Wort, sondern Gott in seiner unendlichen und grenzenlosen Liebe und Barmherzigkeit siegt und schafft eine neue Zukunft, formuliert Pater Bartholomé im Osterwort des „Apollinarisboten“ 2017. Dies wird jenseits des Querhauses anschaulich, wo sich Jesu und Mariä Leben im Chor fortsetzen, freilich außerhalb der direkten Blickachse der Gläubigen. „Steigen wir nun die Chortreppen hinan und betreten den Chor“, riet daher Aloys C. Krumscheid, um in seinem Reiseführer „Die Sankt Apollinariskirche bei Remagen am Rhein und das romantische Ahr-thal (1860) fortzufahren: „Auf der linken Wand erfreuet uns die sehr ansprechende Darstellung der Auferstehung.“

Dräut über der Kreuzigung ein düsterer Himmel, so steht im Chor-Gemälde der Auferstandene auf lichtem Gewölk zwischen Engeln verklärt im goldfarbenen Oval. Er ging durch das dunkle Tal von Leid und Tod ins helle Licht des Ostermorgens. Die Wächter beim offenen Grab liegen geblendet am Boden, während ein weiß gekleideter Engel den Frauen, die Jesu Leib mit wohlriechenden Ölen salben wollen, verkündet: „Er ist auferweckt worden, er ist nicht hier.“

Wenn Tod und Auferstehung Jesu die verwandelnde Gnade Gottes für Jesus und für die ganze Menschheit bezeugen, dann heißt Ostern feiern auch, so Pater Bartholomé, „Ostern geschehen lassen in Deinem Leben“.

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