Galerie M.A.SH. Konzentriertes Geschiebe der Bilder im Kopf

REMAGEN · Gewundene und eckige helle Bänder sprengen das Blau-Schwarz der Nacht. Sind es Boote? Von fern her leuchtet etwas. Nahen Helfer, die das Meer nach Flüchtlingen absuchen? Wenn sie sich nicht von eigenen Ideen leiten lässt, widerfährt Malerin Ursula Adrian-Rieß Magisches.

 "Es passiert einfach": Kontrastreich sind die Werke, die Ursula Adrian-Rieß in Remagen zeigt.

"Es passiert einfach": Kontrastreich sind die Werke, die Ursula Adrian-Rieß in Remagen zeigt.

Foto: Martin Gausmann

Die von Almuth Leib im ModernArt Showroom (M.A.SH.) begrüßte Bonner Künstlerin, die mit ihren Bildern das Ausstellungsjahr eröffnet, holt absichtslos das aus dem Malgrund, was sie an zeitgenössischen Themen umtreibt: "Ich beginne mit der Farbe, es entstehen Formen. Ich erkenne etwas in den Formen, das verstärke ich." Drei Formaten verhalf sie per Spachtel zum dramatischen Hell-Dunkel. "Es passierte einfach, plötzlich waren da Bootsfragmente", erklärt sie.

Gewöhnlich aber malt Adrian-Rieß in Acryl mit Flachpinseln, so auch, als sie drei Formen, rosa, düster und grün-gelb, in den Farbraum "hängte". Obgleich nicht identifizierbar, tippt eine Betrachterin beim rosa Gebilde auf "Schweinehälfte". Die Malerin relativiert, "etwas Organisches" und erläutert, sie verarbeite gelegentlich berufliche Eindrücke aus ihrer Zeit in der Unfallambulanz. Seit 1970 hat sie sich neben der beruflichen Tätigkeit in Porträt- und Aktmalerei, Grafik und Kalligraphie weitergebildet. 2010 bis 2014 studierte sie an der Europäischen Kunstakademie Trier und 2015 an der Kunstakademie Allgäu in Kempten mit Schwerpunkt Malerei.

Im M.A.SH. zeigt sie zudem Zeichnungen. Die bewegen sich zwischen real Gesehenem und einem "konzentrierten Geschiebe der Bilder im Kopf". Heraus kommen flotte Porträts von Menschen, die Adrian-Rieß "blind", ohne aufs Blatt zu schauen, festhielt. Auf dieselbe Weise fixierte sie mit Feder, Weißkreide, Filz- und Farbstiften Ausblicke in die Landschaft, mal Gräser, mal verschneite Rebflächen oder Abholzareale. An geologische Strukturen erinnern Rest-Linoldrucke, die sie mit Feder, Tusche oder Fineliner ergänzt. Bleiben die kleinen Collagen zu erwähnen, welche ihre Schöpferin "Beiwerk" nennt, weil deren Gestaltung so entspannend, "ja meditativ" ist.

Darin recycelt sie Partien früherer Malerei und Abbildungen von Printmedien. Zunächst erscheinen die Kompositionen dieser mittig verdichteten Elemente gegenstandslos. Doch stiftet die Ausstellerin ab und an schalkhafte Verwirrung, indem sie Möbel, wie Schränke oder ein Sofa einschleust.

Die Ausstellung in der Kirchstraße 25/Ecke Drususplatz ist bis 24. Januar samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Sonntags ist die Künstlerin anwesend.

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