Remagener Galerie M.A.SH. Kathedralen und Zugreisen

REMAGEN · Manchmal reisen die Künstler, manchmal ihre Werke. Gerade haben Kompositionen des druckgrafisch versierten Adam Pociecha sowie Bildgestaltungen seines Künstlerkollegen Damian Pietrek einen „Zwischenstopp“ im Remagener ModernArt Showroom, M.A.SH., eingelegt.

 Ausstellung in Remagen mit Almuth Leib (rechts).

Ausstellung in Remagen mit Almuth Leib (rechts).

Foto: Martin Gausmann

Unterdessen weilen ihre Schöpfer im heimatlichen Polen. Denn, so erklärte Almuth Leib vom Galeristen-Quartett des M.A.SH. am Samstag den Gästen der „Zwischenstopp“-Vernissage: „Die Maler sind deshalb nicht hier, weil sie am Mittwochabend eine Ausstellung mit Arbeiten von Mitgliedern des Berufsverbandes Bildender Künstler BBK Bonn, Rhein-Sieg in einem Museum bei Kattowitz eröffnet haben.“

Bereits 2006, zu Beginn der Entwicklung Remagens zur Kunststadt, haben die polnischen Künstler in der Stadt am Rhein ausgestellt. Nun zeigen sie im M.A.SH. danach entstandene Arbeiten. Beide leiten als Erste und Zweiter Vorsitzende den Verband Land Oberschlesien im polnischen Künstlerverband ZPAP in Kattowitz, eine mit dem deutschen BBK vergleichbare Organisation. Die wechselseitigen Ausstellungen sind nur ein Teil der inzwischen gewachsenen Verbindungen zwischen Oberschlesien und der Rhein-Sieg-Region, die auch daher rühren, dass der Bonner BBK seit zehn Jahren eine zweiwöchige Begegnung mit internationalen Künstlern in St. Annaberg (polnisch Góra w. Anny) veranstaltet. Mehr als 100 Künstler haben an diesen Begegnungen teilgenommen, die von der BBK Bonn, Rhein-Sieg-Vorsitzenden Almuth Leib und Damian Pietrek seitens des ZPAP-Vorstands Katowice geleitet werden.

Viele helfen mit, den künstlerischen Austausch im Fluss zu halten. So hat ein aus Polen stammendes BBK-Mitglied nach einem Heimatbesuch die Bilder ins M.A.SH. mitgebracht. Zurückblickend auf 2006, attestierte Leib den Radierungen Adam Pociechas eine große Werktreue. Vom 1958 geborenen Professor der Akademie der Bildenden Künste Kattowitz, „einem klassischen Vertreter der meisterhaften polnischen Radierung“ sind geheimnisvolle Sakralarchitekturen zu entdecken. Im Zyklus „Kathedrale“ steigen aus dunstigen Räumen Türme, Rundkuppeln und Zwiebelhauben. Über einem Meer düsterer Kuppelrundungen ragen säulenumstandene Turmbauten auf, die von Licht erfüllt scheinen.

Hinter ihnen setzt der Künstler, wie mit Röntgenblick erschaut, Gebäudestrukturen bis ins Unendliche fort. Ein andermal lässt seine Fantasie die Kuppeln förmlich zusammenwachsen zu einem Berg, der in den Himmel strebt. Oder Kirchenbauten drängen sich in allen Höhen über einer lichten Zone aus Traufen und schiefen Regenrohren. Zwischen Erhabenheit und unkontrollierbarem Wuchern bewegen sich diese magischen Kathedralen-Sphären.

„Das ist der Klassiker und Damian Pietrek ist der junge Wilde“, spitzte Leib die Positionen zu. Pietrek, Jahrgang 1975, promovierter Künstler, der sich gerade seine Professur einreicht, verarbeitet in Mischtechnik aquarelliert und gezeichnet Eindrücke, die er auf seinen Zugfahrten von Gleiwitz nach Kattowitz erfährt. Die Bilder tragen als Titel die Abfahrtzeiten der Züge.

So, wie man in der Bahn beim Vorbeirauschen nur Fetzen der Wirklichkeit erhascht, hat der Maler Partien von Häusern, ein Stück Dach, Mauerwerk, dekorhafte Verschlingungen, in einem Bild zusammengesetzt. Das gekonnt frei Gestückelte wird gestalterisch vertieft, indem Pietrek Skizze und Malerei, Schwarz-Weiß und Farbverläufe sowohl miteinander verwebt als auch nebeneinander stellt. Die Dinge wirken unverbunden, scheinen noch der Einordnung zu harren, auch ablesbar am Serienmotto „Auf der Suche nach der verlorenen Identität“.

Die Ausstellung ist bis 4. September geöffnet: samstags und sonntags 14 bis 17 Uhr, im Anschluss in der Bonner Galerie Alter Ego von Dierk Engelken in der Kurfürstenstraße 48.

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