Von der Kunst, falsch zu spielen Junge Musikstudenten überzeugten in der evangelischen Kirche

OBERWINTER · Mit einem teils spontan zusammengestellten Klassikkonzert haben acht Studenten der Kölner Hochschule für Musik und Tanz mit Stücken der beiden großen Komponisten der Wiener Klassik Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven brilliert. Die Oberwinterer dankten es ihnen mit vollem Haus und anhaltendem Applaus - und das, wo ein Stück absichtlich falsche Passagen enthielt.

 Volles Haus beim Klassik-Konzert in Oberwinter.

Volles Haus beim Klassik-Konzert in Oberwinter.

Foto: Martin Gausmann

Beinahe hätte es für das Konzert "entfällt" geheißen. Zur Generalprobe noch bei bester Gesundheit, musste Violinistin Judith Stapf aus Krankheitsgründen ihre Teilnahme absagen. Doch mit guten Kontakten und einigen Umstellungen im Programm konnte dennoch ein überzeugender Klassikabend auf die Beine gestellt werden.

Michael Dartsch aus Unkelbach sprang für die erkrankte Stapf ein und mit der Oboistin Juliane Klisch und Javier Huerta Gimeno am Violoncello konnte mit dem Quartett für Streicher und Oboe F-Dur KV 370 von Mozart ein gänzlich neues Stück auf das Programm gestellt werden.

Aber auch zwei Stücke des regulären Programms konnten dank der eingesprungenen Musiker aufgeführt werden: das Sextett Es-Dur für Hörner und Steichquartett op. 81B von Beethoven und das Divertimento in F-Dur KV 522 von Mozart mit dem schönen Titel "Dorfmusikanten-Sextett".

Das Konzert deckte die gesamte Spannbreite musikalischer Sprechweise ab: die weitgespannten Melodien für Horn aus dem zweiten Satz des Beethoven-Sextetts; die typisch Mozart'sche Melancholie aus dem zweiten Satz des Oboenquartetts, die Spielfreude anklingen lässt, diese aber in lang gehaltenen Tönen immer wieder ins Stocken bringt; die wie betrunken spielenden Hörner aus dem "musikalischen Spaß" von Mozart. Gerade dieses Stück forderte den Interpreten einiges ab, da seine Noten mit voller Absicht an vielen Stellen falsch gesetzt sind. Damit niemand seine absichtlichen "Fehler" heimlich korrigieren konnte, übernahm Mozart während der Drucklegung das Notensetzen, das ihm sonst verhasst war, sogar selbst.

An den Musiker stellt das Stück die große Herausforderung, exakt falsch zu spielen. Wer das Stück nicht auf jede Note genau spielen kann, der kann auch die herrlich verpatzten Einsätze und ausbrechenden Melodien nicht in der Ironie umsetzen, die Mozart gewollt hat. Zur Freude des Publikums war dies für die jungen Musiker jedoch kein Problem.

Charlotte Johnen (Violine), Sophie Rasmussen (Viola), David Schütte (Violoncello), Rosa Schell und Valentin Kahlhoff (beide Horn) meisterten alle Passagen mit Bravour: Sei es das Streit-Motiv aus dem dritten Satz des Beethoven-Stücks mit den tragischen Hörnern und den versöhnlichen Geigen oder das fiese Ende des Dorfmusikanten-Sextetts.

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