Verkehr am Rhein Initiative setzt sich für den Bahnhof in Oberwinter ein

OBERWINTER · 100 Bürger informieren sich bei der Gründungsversammlung in Oberwinter über ihren Bahnhof. Das Bahnangebot soll verbessert werden.

Die Verbesserung des Bahnangebotes am Bahnhof Oberwinter, die Verhinderung des Abrisses der Bahnsteigdächer und die Schaffung eines fahrgastfreundlicheren Bahnhofs - das sind die Hauptziele der Bürgerinitiative Bahnhof Oberwinter, die sich unter großer Beteiligung der Bevölkerung gegründet hat.

Gut 100 Oberwinterer waren zur Gründungsversammlung ins katholische Pfarrheim gekommen. Die große Mehrheit hat sich in die Mitgliederlisten eingetragen, die während der Versammlung rundgereicht wurden. Sie alle wenden sich gegen das Ausdünnen der Verbindungen und den geplanten Umbau des Bahnhofs.

Hintergrund

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember vergangenen Jahres verkehrt der RE5, der bis dahin als Rückgrat der Verbindungen Oberwinters galt, nicht mehr im Bahnhof Oberwinter. Davon ausgenommen ist lediglich die Zugverbindung um 6.45 Uhr in Richtung Bonn, die von montags bis samstags erhalten bleibt. Alle anderen bisherigen Verbindungen wurden ersatzlos gestrichen.

Die Mittelrheinbahn (RB26) hält einmal pro Stunde in beide Richtungen (Köln und Koblenz). Die Ahrtalbahn (RB30) in Richtung Ahrbrück hält zum ersten Mal um 8.04 Uhr. Nach Norden gibt es keinen sinnvollen Anschluss an den RE5.

„Der Quasi-Halbstundentakt ist weg, Reisende über Bonn haben nur noch Stundentakt“, erklärt Robert Schittko, der gemeinsam mit Philipp Rosenthal und Ingo Konrads die Initiative ins Leben gerufen hat.

Darunter litten insbesondere Pendler und Schüler. Der Schülerverkehr per Bahn Richtung Süden sei faktisch eingestellt worden. Viele seien gezwungen, aufs Auto umzusteigen. „Wir leben in einer Metropolregion und die Verlegung des Verkehrs auf die Schiene ist ein Megatrend. Wir aber werden Schritt für Schritt abgehängt - das ist ein Unding“, ärgert sich Konrads.

Nicht das einzige Ärgernis

Doch die Ausdünnung der Verbindungen ist nicht das einzige Ärgernis in Oberwinter. Für kollektives Kopfschütteln sorgten am Freitagabend auch die Umbaupläne der Deutschen Bahn AG für den Oberwinterer Bahnhof. So sollen die beiden Treppenaufgänge entfernt und durch zwei jeweils knapp 100 Meter lange Rampen ersetzt werden. „Die langen Rampen verlängern die Laufwege – auch für mobilitätseingeschränkte Menschen – erheblich, sodass auf Gleiswechsel kaum reagiert werden kann. Außerdem ist die Gefahr groß, dass Menschen unter Zeitdruck über die Gleise laufen“, befürchtet Konrads.

Vor allem aber sollen die vorhandenen Bahnsteigdächer abgerissen und durch sogenannte „Wetterschutzhäuschen“ ersetzt werden. Die Bahnsteigdächer, so Konrads weiter, seien keineswegs baufällig. Vielmehr erfolge der Abriss auf Grundlage der Richtlinie, dass Bahnhöfe unter 3000 Ein- und Aussteigern keine Dächer haben sollen. Oberwinter zählt täglich 1200 Ein- und Aussteiger.

Die Wetterhäuschen ähnelten einer Bushaltestelle und seien viel zu klein und kostenintensiv, weil sie – wie andernorts zu beobachten – regelmäßig Ziel von Vandalismus seien. „Einem vergleichbaren Gutachten zufolge würde die Sanierung der Dächer rund 200.000 Euro kosten, die Wetterhäuschen sind mit 84.000 Euro plus Folgekosten veranschlagt“, rechnet Schittko vor. „Wir befürchten, dass der geplante Umbau zu einem kundenunfreundlichen Bahnhof dazu führt, dass noch mehr Menschen der Bahn den Rücken kehren und aufs Auto umsteigen“, führt Konrads aus.

Weil die Ausschreibung zum barrierefreien Umbau zu keinem Ergebnis geführt hat, sollen sich die für Juni geplanten Arbeiten um etwa fünf Monate verzögern. Die Zeit möchte die Initiative nutzen, um gemeinsam mit Stadt und Kreis eine Überarbeitung der Bahnhofspläne, aber auch eine Verbesserung der Verbindungen zu erreichen – etwa durch einen abwechselnden Halt RE5/RRX in Oberwinter beziehungsweise UN-Campus sowie dem Erhalt der Ahrtalbahn auf der Rheinstrecke. Darüber hinaus soll geprüft werden, ob die alten Gleiswege neu genutzt werden können. „Wir wollen konstruktive Kritik üben und auch Lösungen vorschlagen“, betont Ingo Konrads.

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