GA-Winterwanderung Hoch über Remagen informiert ein Waldlehrpfad über Bösch, Bäume und mehr

REMAGEN · Alles Kappes, oder was? Wer über die Remagener Waldburgstraße den Wanderparkplatz auf dem Reisberg erreicht hat, staunt nicht schlecht. Rechter Hand nichts als Kappes. Soweit das Auge reicht. Oder zumindest bis zum Hubertushof, dem Herrschaftssitz über Kohl, Kraut und Rüben.

 Mit Hund auf Tour: Ein Jogger auf dem Waldlehrpfad in Remagen.

Mit Hund auf Tour: Ein Jogger auf dem Waldlehrpfad in Remagen.

Foto: Günther Schmitt

Geht der Blick nach Osten oder Süden, dann sieht der Naturfreund den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und das ist gut so. Denn sonst wäre dort ein Waldlehrpfad wohl fehl am Platz. Geballte Infos zu Bösch, Baum und Boden gibt es am Wegesrand, wenn sich der geneigte Wanderer auf den Waldlehrpfad einlässt.

Und das tun viele: Auch Jogger, Walker und normale Spaziergänger. Letzteren sei dennoch festes Schuhwerk empfohlen, denn der Weg, der mit einem großen blauen "W" auf weißem Grund an Bäumen gekennzeichnet ist, verleitet durch Hinweistafel auch mal kurz zum Verlassen desselben. Und Highheels oder Slipper machen sich halt schlecht im Gras und auf bemoostem Waldboden.

Direkt am Wanderparkplatz "sagen" Hinweistafeln, wo's die nächsten knapp zweieinhalb Kilometer lang geht. Informieren darüber, dass es 1,8 Kilometer zur Apollinariskirche sind oder dass der Naturfreund von der B 9 aus 1,2 Kilometer über Bergstraße und Waldburgstraße angefahren ist.

Wer Steilstrecken mag, kann aber auch über Bergstraße, Viktoriaweg (das letzte Stück ist eine Treppenverbindung) und Waldburgstraße den Reisberg hinauf keuchen. Und sich dann, wenn noch Puste da ist, auf den Rundweg machen. Das tun jedoch die wenigsten. Denn Natur genießen macht ausgeruht doch etwas mehr Spaß.

Obwohl es nur ein Rundweg mit einer relativ kurzen Strecke ist, sollten Wanderer eine gute Stunde einplanen. Denn am Wegesrand gibt es viel Wissenswertes. Dafür hat der Verschönerungsverein Remagen schon 1991 gesorgt. Damals wurde der Waldlehrpfad, in den 27.000 Mark investiert worden waren, eröffnet; und erst vor einigen Tagen ist eine fast komplett neue Beschilderung vorgenommen worden.

Insgesamt 42 Stationen informieren die Wanderer über Baumarten, Geologie oder heimische Tierarten und auch über den Brandschutz im Wald. Auch wird um ein der Natur angepasstes Verhalten gebeten. So heißt es direkt zum Start: "Bitte achten Sie auf die hier lebenden Reptilien. Es sind die seltene Ringelnatter und die mit den Eidechsen verwandte Blindschleiche. Beide Spezies stehen unter Naturschutz. Der Wald ist ein natürlicher Lebensraum, nehmen Sie bitte Rücksicht auf Tiere und Pflanzen."

Ein Appell, dem sich Rolf Lembke als Geschäftsführer des Verschönerungsvereins anschließt. Er erläutert auch die Intention des Lehrpfades: "Viele Tafeln mit Informationen, wie zum Beispiel zu den Tieren des Waldes oder die Zusammenhänge der Abhängigkeiten innerhalb der Pflanzengesellschaften bieten dem Besucher einen guten Einblick. Aber auch in die Waldwirtschaft wird der Blick gelenkt, indem über die Verwendung als Industrie-, Stamm- oder Schichtholz informiert wird."

Aber auch die Historie kommt für die Wanderer nicht zu kurz. Denn schon nach einigen hundert Metern ist vom Start "Auf der Neide" der alte jüdische Friedhof von Remagen erreicht. Historische Grabsteine zeugen mitten im Wald von der einstigen israelitischen Gemeinde in Remagen, deren Synagoge im der Pogromnacht 1938 ein Raub der Flammen wurde. Hoch über dem Rhein sind heute noch 20 Grabsteine erhalten.

Sie stammen überwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der jüngste erhaltene und lesbare Stein stammt aus dem Jahr 1900. Wie alt der Friedhof ist, ist heute nicht mehr zu klären. In einem Rathausbericht aus dem Jahr 1853 heißt es lediglich, der Friedhof diene "seit sehr langer Zeit der israelitischen Gemeinde als Begräbnisstätte": Bis 1853 gehörte der Friedhof der Stadt, die ihn der jüdischen Gemeinde, die ihren Ursprung im 13. Jahrhundert hat, in jenem Jahr unentgeltlich überließ.

Zurück auf den Weg: Dieser eignet sich für fast jedes Wetter. Wenn es doch mal von oben nass wird, laden zwei Waldschutzhütten zur Pause ein. Das geht aber auch ohne Regen.

Und wenn die Sonne scheint, dann gibt es zum Abschluss der Wanderung fast nichts schöneres als einen Abstecher auf die Rheinpromenade. Denn dort kann Wandersmann und Wandersfrau relaxen, die Gedanken treiben lassen oder sich einfach nur einen guten Kaffee gönnen. Wem noch nach mehr gelüstet: In der Innenstadt gibt es zahlreiche Galerien, die auch an Sonn- oder Feiertagen geöffnet haben.

Kurz und knapp

Anfahrt: Mit der Bahn bis zum Bahnhof Remagen, die B 9 überqueren, dann Bergstraße, Victoriabergweg und Waldburgstraße zum Wanderparkplatz auf dem Reisberg (1,2 Kilometer, steil). Mit dem Auto über die B 9, Bergstraße und Waldburgstraße zum Wanderparkplatz auf dem Reisberg. Die Waldburgstraße ist eine Sackgasse.

Schwierigkeitsgrad: Der Waldlehrpfad auf dem Reisberg ist für jedes Alter geeignet.

Einkehr: Rheinpromenade und Innenstadt.

Infos: Tourist-Info Remagen, Telefon 02642/20187 oder www.stadt-remagen.de/Tourismus.

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