Geschenk für die Pfarreiengemeinschaft Remagen Eine Bibel von 1577 für Sankt Peter und Paul in Remagen

REMAGEN · Die Pfarreiengemeinschaft Remagen freut sich über ein ganz besonders Geschenk: eine seltene Bibel aus dem 16. Jahrhundert. Eduard Krahe übergab die Rarität. Er berichtete, wie sein Vater das Buch 1945 auf der Straße neben einem Panzer entdeckte.

 Übergabe beim Festhochamt: Eduard Krahe (von links) überreicht die Bibel im Beisein von Michael-Josef Wetzler an Pastor Frank Klupsch und Ursula Gemein vom Pfarreienrat.

Übergabe beim Festhochamt: Eduard Krahe (von links) überreicht die Bibel im Beisein von Michael-Josef Wetzler an Pastor Frank Klupsch und Ursula Gemein vom Pfarreienrat.

Foto: Martin Gausmann

Das diesjährige Festhochamt zu Christi Himmelfahrt wurde von Pfarrer Frank Klupsch in der Remagener Pfarrkirche Sankt Peter und Paul nicht nur mit viel Weihrauch und festlichen Orgelklängen begangen, sondern mit einem besonderen Geschenk gekrönt. Eduard Krahe übergab der Pfarreiengemeinschaft eine seltene Bibel aus dem 16. Jahrhundert.

Weiß gewandet tritt Klupsch an die Schranken des Altarraums. Krahe trägt einen schwarzen Folianten in seiner Hand und geht in ehrfürchtigen Schritten nach vorne, wo er schon freudig erwartet wird.

Szenenwechsel: Albert Krahe jr., Vater von Eduard Krahe, fährt mit seinem Fahrrad durch Remagen, um Bombenschäden zu reparieren. Wir schreiben das Jahr 1945 und in Remagen gibt es kaum noch ortsansässige Anwohner. Die meisten sind Richtung Unkelbach oder Westerwald geflohen. Amerikanische Soldaten prägen das Stadtbild zu dieser Zeit. So auch in der Sinziger Straße, wo der Installateurmeister bei genauerem Hinsehen etwas auf dem Boden neben einem der Panzer entdeckt. Er schlägt das Buch auf und erkennt sofort, dass es sich um eine Bibel handeln muss. Zuhause bei genauerem Hinsehen werden dann die Hintergründe dieser Schrift deutlich. Zum einen ergibt sich, dass es sich um eine katholische Bibel aus der Gegenreformation handelt, genauer gesagt von 1577.

Als Reaktion auf die Lutherübersetzung ins Deutsche, hat sich dort der Übersetzer Johann Dietenberger daran begeben, eine „besserung viler verrückter wort und sprüch“ zu schreiben, um den braven Katholiken wieder auf Spur zu bringen. Letzter Besitzvermerk dieser Dietenberger-Bibel ist in schwer lesbarem Sütterlin eingetragen und berichtet von der Hochzeit eines Unkelbachers mit einer Sinzigerin in der Remagener Pfarrkirche 1830.

Bei den Krahes hatte die Bibel ihren festen Sitz zu Weihnachten, wenn im Kreise der Familie die Geburtsgeschichte Jesu vorgelesen wurde. Ende der 1970er Jahre wurde das gute Stück vom Freund der Familie Fritz Zilliken mit nach Marburg genommen, wo dieser eine Professur für Medizin innehatte. Ein dortiger Antiquar schätzte die Bibel auf 3000 D-Mark. Sie enthält zwar keine Kolorierungen, dafür gibt es weltweit nur noch ein paar Hundert Stück davon. Ins Auge stechen besonders die Kunstvoll mit Tusche gezeichneten Anfangsbuchstaben der Kapitel.

Wieder in die Gegenwart: Vor einiger Zeit entschied sich Krahe, dass die Heilige Schrift im Bistum Trier und am besten in Remagen verbleiben solle. „Die Bibel ist zu schade, als dass sie nur auf dem Regal liegt.“ Pfarrer Klupsch reagierte begeistert auf diese Entscheidung: „Ein einmaliges und großartiges Geschenk.“ Auch die Gemeinde stimmte in diesen Dank mit ein und begleitete die Übergabe der Bibel nicht nur mit zweimaligem Applaus, sondern auch mit dem Kirchenlied „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“. Klupsch sagte zu, dass sich in Kürze mit dem Bistumsarchiv in Trier in Verbindung gesetzt wird, was die Restaurierung und ordnungsgemäße Lagerung der Prunkbibel angeht, der momentan noch arg der Zahn der Zeit anzumerken ist. Danach soll die Bibel einen Ehrenplatz in der Pfarrgemeinde erhalten.

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