Sonderpreis des Kreises Ahrweiler an Nonnenwertherinn Lena Seifert „Ehren-Dadas“ mit Biss

ROLANDSECK · Berufsverband Bildender Künstler verleiht im Arp Museum den 19. Jugendkunstpreis.

 Jugendkunstpreis BBK Preisverleihung Volles Haus im Arpmuseum

Jugendkunstpreis BBK Preisverleihung Volles Haus im Arpmuseum

Foto: Martin Gausmann

Trotz Überflutungsschock im Kreis Ahrweiler blitzten auch freudige Ereignisse auf. Junge Künstler erlebten eine große Ehre. Denn das Arp Museum zeigt im historischen Bahnhof 69 Arbeiten 15- bis 19-jähriger Teilnehmer am 19. Jugendkunstpreis des Berufsverbands Bildender Künstler (BBK) Bonn, Rhein-Sieg von zehn Schulen aus Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis, den Kreisen Ahrweiler, Rhein-Erft und Euskirchen.

Im Jubiläumsjahr „100 Jahre Dada“ sollten die Jugendlichen aus ihrem heutigen Kunstverständnis heraus den Dadaismus interpretieren und Ideen sowie Techniken dieser Kunstbewegung anwenden.

Nun gipfelten der Einsatz der Gymnasiasten und das Engagement ihrer Grund- und Leistungskurslehrer in der Preisverleihung und Eröffnung der professionell durch Ulrike Ankirchner (BBK) mit Annette Krapp (Museum) kuratierten Ausstellung an einem renommierten Ort der Kunst.

Museumsdirektor Oliver Kornhoff begrüßte hunderte Gäste in der Lobby des Neubaus. Bis auf die Kunst heute strahle die Kunstbewegung Dada aus, betonte er und zückte neue Titel: Gäste und Künstler nannte er „Ehren-Dadas“, den Schirmherrn Landrat Jürgen Pföhler, stellvertretender Landes-Stiftungs-Vorstandsvorsitzender des Museums, „Ober-Dada“ und den moderierenden Kabarettisten Konrad Beikircher „Lieblings-Dadasoph“. Der quittierte dies mit einem Gedicht des Dadaisten Hugo Ball.

„Oberdada“ Pföhler aber hielt dem Kunstnachwuchs das Erreichte vor Augen: „Ihr habt geschafft, was viele renommierte Künstler nicht geschafft haben: ins Museum zu kommen.“ Die jungen Talente griffen gesellschaftskritische und kunstrebellische Dada-Impulse auf, um sie ernst oder witzig, symbolstark und hintersinnig umzusetzen. Manchmal artikulierten sie drastisch, etwa mit solchen Objekten: einer braunen „Wurst“ auf Samtkissen oder dem Teddybär der Kindheit, der auf den Reifen künftiger flotter Flitzer thront. Medial breit aufgestellt, nutzten die jungen Leute Gemälde und Collagen, Skulpturen und Video, um zu transportieren, was sie bewegt.

Schwer hatte es die Jury, wie Almuth Leib, BBK Bonn, Rhein Sieg-Vorsitzende, darlegte. Rund fünf Stunden berieten unter dem Vorsitz Dierk Engelkens (BBK) neben Kornhoff die Kreis-Kulturreferentin Marita Cwik-Rosenbach, Hildegard Ginzler, freie Journalistin aus Sinzig und Rolf Mallat, BBK/Kunsthaus Troisdorf. Um einen Preisträger zusätzlich zu ehren, initiierten sie sogar den Jury-Sonderpreis. Er geht an Maria Welter vom Bonner Konrad-Adenauer-Gymnasium (KAG) und ihr peppig mit Zeitung collagiertes Fabeltier „Fuck the World I‘m a Unicorn“. Dessen Einhorn erinnert an einen gezückten Mittelfinger, was Welters Kritik an den Zuständen in der Welt unterstreicht. Den Sonderpreis des Rhein-Sieg-Kreises erhalten Yannik Limbach und Jannis Zimmermann vom Gymnasium am Oelberg in Königswinter-Oberpleis. In ihren Stop-Motion-Film haben sie mit animierten schwarzen Papierschnipseln dadaistische Zufallscollagen digital fortgeführt.

Den Sonderpreis des Kreises Ahrweiler übergab Landrat Pföhler an Lena Seifert, Gymnasium Nonnenwerth, für ihre eindrucksvoll bewegte Tänzerin in Stein.

18 Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums Sankt Augustin freuen sich über den 4. Preis. Sie verwandelten Styroporköpfe höchst individuell, um Aussagen etwa zu Schönheit, kultureller Identität und Geschlechterrollen zu treffen. Mit Luca Therese Tietz geht der 3. Preis wieder an eine Schülerin des KAG. Von ihr kommt die ironische Großplastik „Krönchen richten“ aus Holzlatten und Klebeband, welche jenseits von Prinzessinnen-Ästhetik ermutigt, nach Tiefschlägen wieder aufzustehen. Der 2. Preis zeichnet das Objekt „Am seidenen Faden“ von Vivienne Garbe, Amos-Comenius-Gymnasium Bonn, aus. Sie reflektiert den getakteten Schüler-Alltag mit einer vollgeschriebenen Wanduhr, die ihren Sekundenzeiger am Gängelband hinter dem Minutenzeiger herzieht.

Erste Preisträgerin ist Carla Blickle von derselben Schule. Sie beklebte eine Spielzeugpuppe mit Zeitungsnotizen und machte aus ihr einen fliegenden Putto, dem sie Flügeln aus Plastikmessern gab. So entwickelt er sich in seiner kindlichen Unschuld zum „Todesengel“, der das Leid der Welt spiegelt. ⋌Während der Laufzeit der Ausstellung bis 31. Juli wird ein Publikumspreis ermittelt. Geöffnet ist sie dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr. Eintritt: Bahnhof vier Euro, ermäßigt zwei Euro; ganzes Museum neun Euro, ermäßigt sieben Euro, Familien: zwölf Euro, Kinder bis zwölf 12 Jahre frei. (ga)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort