30. Jahrestag in Remagen Die „Schwarze Madonna“ ist ein Symbol des Friedens

REMAGEN · Rund 50 ehemalige Kriegsgefangene des Lagers "Goldene Meile" begingen am Samstag den 30. Jahrestag seit der Errichtung der Friedenskapelle in Remagen. Es war das mittlerweile 15. und wohl auch letzte Treffen dieser Art.

 Hans Peter Kürten (rechts) sprach beim Festakt „30 Jahre Kapelle Schwarze Madonna“ im Foyer der Rheinhalle. GAUSMANN

Hans Peter Kürten (rechts) sprach beim Festakt „30 Jahre Kapelle Schwarze Madonna“ im Foyer der Rheinhalle. GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

„Wir lagen in Löchern, nur Hunger und Leid, in Lumpen gehüllt, kein festes Kleid, kein Dach überm Kopf“, zitierte Ferdi Meyer am Samstag im Foyer der Rheinhalle aus einem seiner Gedichte. In ihm hat er die unbeschreiblichen Qualen verarbeitet , die er – wie etwa 250 000 andere deutschen Soldaten, die zwischen Frühjahr und Sommer 1945 im Kriegsgefangenenlager „Goldene Meile“ zwischen Sinzig und Remagen festgehalten wurden – erleiden mussten. Ferdi Meyer war einer von rund 50 ehemaligen Kriegsgefangenen, die der Einladung des Vereins „Friedensmuseum Brücke von Remagen“ und der Stadt gefolgt waren, um den 30 Jahrestag seit Errichtung der Friedenskapelle „Schwarze Madonna“ zu begehen.

Dass es das mittlerweile 15. und wohl auch letzte Treffen seiner Art sein wird, kündigte der ehemalige Bürgermeister von Remagen, Gründer des Friedensmuseums und Initiator des Baus der Friedenskapelle, Hans Peter Kürten, an. „Die Zeitzeugen sterben aus“, so der Altbürgermeister, der inzwischen selbst 88 Jahre alt ist. Als am 9. Oktober 1987 die Kapelle mit einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht wurde, waren mehr als 1200 Besucher nach Remagen gekommen. Diesmal waren es noch 50 hochbetagte Herren, die in Begleitung ihrer Angehörigen an die Stätte ihrer Leiden zurückgekehrt waren.

Kürten erinnerte daran, wie er 1984 auf die vom Lagerinsassen Adolf Wamper aus Lehm gefertigte Madonna aufmerksam wurde und ihm die Idee gekommen sei, auf dem damaligen Lagergelände eine Kapelle zu errichten. Über die „Deutsche Presse Agentur“ habe er in der Weihnachtszeit 1984 einen Spendenaufruf veröffentlichen lassen.

Das Echo war überwältigend. Innerhalb eines halben Jahres waren Spenden in Höhe von 320 000 Mark eingegangen. Und schon am 22. Juni 1985 konnte der Grundstein für die Kapelle gelegt und ein großes Erinnerungskreuz errichtet werden. Bereits zwei Jahre später war der Bau vollendet.

Alle Redner an diesem Tag dankten Hans-Peter Kürten für dessen jahrzehntelanges Engagement für den Frieden. So würdigte auch Bürgermeister Herbert Georgi dessen Lebensleistung. „Sie sind in all den Jahren der Versuchung widerstanden, das Friedensmuseum zu einem Kriegsmuseum zu machen“, lobte Georgi.

Der Bürgermeister monierte, dass Frieden heute als etwas Selbstverständliches genommen werde. „Sie als Zeitzeugen wissen noch, wie schwierig es sein kann, sich in einer Welt der Unfreiheit ein Stück Freiheit zu ergattern“, wandte sich der Bürgermeister an die ehemaligen Kriegsgefangenen.

Symbole des Friedens

Der Kreisbeigeordnete Horst Gies als Vertreter von Landrat Jürgen Pföhler würdigte Remagen als ganz besonderen Erinnerungs- und Geschichtsort. Der Name der Stadt werde stets mit der Einnahme der Rheinbrücke am 7. März 1945 durch die Amerikaner und dem riesigen Kriegsgefangenenlager in der Goldenen Meile verbunden bleiben. „Solche Geschehnisse müssen in uns wach gehalten werden. Sie sollen erinnern und ermahnen“, betonte Gies.

Das Friedensmuseum „Brücke von Remagen und die Kapelle der „Schwarzen Madonna“ seien seit 37 beziehungsweise 30 Jahren Symbole des Friedens sowie Zeichen der Versöhnung und Völkerverständigung. Der Kreisbeigeordnete dankte Kürten für dessen beispielhaftes Engagement. „Der ehemalige Kriegsschauplatz in Remagen ist auch dank Ihnen zu einem Ort der Versöhnung und Friedensarbeit geworden“, lobte Gies, der Kürten als Zeichen der Anerkennung eine finanzielle Ehrengabe des Landrats überreichte.

Professor Andreas Ploeger, als jugendlicher Soldat einst selbst Gefangener in der Goldenen Meile, ging in seinem Vortrag der Frage nach „Was können wir für den Frieden tun?“. „Frieden beginnt in uns selbst, in unserer Überzeugung und unseren Handlungsweisen“, so Ploeger.

Friede müsse als ständige Aufgabe betrachtet werden. Nur so könne eine Stabilität erreicht werden, wie sie in Europa seit nunmehr 72 Jahren zu erleben sei. „Wir, die hier fast das Leben verloren, haben gemeinsam uns geschworen: Nie wieder Krieg, Schluss mit dem Morden, nur der Frieden verdient einen Orden“, schloss Ferdi Meyer seine Rede mit einem weiteren Zitat aus seinem Gedicht „Remagen 1945 – überlebt“.

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