Ahrweiler Freiheitswochen Celia Sasic gewinnt Ahrweiler Freiheiter-Preis

ROLANDSECK · Die Förderer der Freiheitswochen in Ahrweiler haben die Ex-Profifußballerin Celia Sasic für ihr soziales Engagement geehrt. Doch die Preisträgerin zeigte sich bescheiden.

 Preisverleihung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck: (von links) Ghazel Wahisi, Jürgen Pföhler, Henning Scherf, Theo Zwanziger, Celia Sasic, Horst Gies und Wolfgang Grambs.

Preisverleihung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck: (von links) Ghazel Wahisi, Jürgen Pföhler, Henning Scherf, Theo Zwanziger, Celia Sasic, Horst Gies und Wolfgang Grambs.

Foto: Martin Gausmann

Mehr Glanz für die Eröffnung: Der festliche Start der 40 Veranstaltungen umfassenden dritten Ahrweiler Freiheitswochen im Arp Museum schloss erstmals die Verleihung des Freiheiter-Preises ein, mit dem die ehemalige Profifußballerin Celia Sasic für ihr soziales Engagement geehrt wird.

Allein schon die aktuelle Ausstellung über die Freundschaft von Hans Arp und Kurt Schwitters wies das Arp Museum erneut als passenden Ort aus. Erschüttert von den Zerstörungen des Ersten Weltkrieges, reagierten Arp und Schwitters nach 1918 mit der Kunst von Dada und Merz, „Kunstbewegungen, die mit Lachen die bestehende Geisteshaltung hinterfragen“, so Museumsdirektor Oliver Kornhoff.

Er hob in seiner Begrüßung auch den „Freiraum Museum“, gleich bedeutend mit „Schutzraum“ hervor, „wo man hoffentlich auch zukünftig ohne Eile, frei, ohne Handlungspflicht unterwegs sein kann“.

Gies: Sasic lebt Freiheit und Toleranz

Horst Gies, Vorsitzender des Fördervereins Ahrweiler Freiheitswochen, schickte seinen Dank an die Unterstützer voraus, allen voran Projektleiter Wolfgang Grambs, „ohne den es die Freiheiter nicht gäbe“. Stolz sei man, Henning Scherf, früherer Bürgermeister von Bremen, als Schirmherrn gewonnen zu haben und froh über Celia Sasic, „die Freiheit und Toleranz in jungen Jahren lebt“. Er wies auf das Programm der Freiheitswochen vom Roboter bis zum Kammerchor Bad Neuenahr hin, mit der Pflanzung des Freiheiterbaums bei der Gedenkstätte Regierungsbunker, Kunstausstellungen und, neu hinzugekommen, einem Freiheitercamp in Altenahr.

„Das sind die richtigen Impulse“, betonte Gies. Ziel sei es, „immer mehr den ganzen Kreis Ahrweiler einzubinden; wir sind uns bewusst, dass es dauert, bis alle Bürger das wahrnehmen.“ Gerade das Umsetzen der Veranstaltungen „in der Breite“ lobte Landrat Jürgen Pföhler, der allen dankte, „die der Eröffnung einen würdigen Rahmen geben“. Das waren mit Gesang und Gitarre Stephan Maria Glöckner und Winfried Schuld am Keyboard vom klangvitalen Menino Duo.

Dazu zählte für Pföhler, zugleich stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums Arp Museum, aber ebenso das Museum, „wo die Idee der Freiheit praktiziert wird und das Gebäude selbst, das den Geist der Freiheit atmet“.

Scherf ruft auf, Freiheit zu leben

„Wir fühlen uns mit den Freiheitern verbunden“, bekundete der erste Beigeordnete Remagens, Rolf Plewa, mit Verweis auf die Brücke von Remagen, das Friedensmuseum in ihren Türmen und das bunte Fest, das man gegen den jährlichen Aufmarsch der Rechten setze.

Vollends in den Bann schlug Henning Scherf die Gäste. Die mitreißende Rede des 79-Jährigen Freiheiters par excellence, der mit seiner Frau seit 30 Jahren in einer Senioren-Wohngemeinschaft lebt, eine Schule mit 70 Prozent nicht muttersprachlichen Kindern besuchte und beglückt berichtete, welches Vertrauen sie ihm entgegenbringen, wenn sie nicht diszipliniert und bevormundet werden, war ein einziger Appell, die Freiheit zu leben und zwar generationenübergreifend.

„Wir müssen das loswerden, was wir an Schrecken im Krieg und als Gefahr in der Nazizeit erlebt haben, damit sich das Schlimme nicht wiederholt“, sprach er die „Weißhaarigen“ im Publikum an.

Er mahnte: „Gemeinsam mit den Jungen in Respekt und Toleranz zu leben, das ist eine Basisaufgabe. Wenn wir das zu irgendwelchen Festveranstaltungen herunterbeten, dann geben wir das demokratische Sehnsuchtskonzept auf. Wenn wir es aber schaffen mit den Jungen zusammen, geht eine Botschaft für andere Länder aus.“

Sasic: "Mache, was selbstverständlich ist"

Der bejubelten Rede schloss sich die Laudatio des früheren Präsidenten des Deutschen Fußballbundes, Theo Zwanziger, an. Celia Sasic, DFB-Integrationsbotschafterin, die zehn Jahre für den SC 07 Bad Neuenahr kickte, zweimal Deutschlands Fußballerin des Jahres und einmal Europafußballerin des Jahres war, beschrieb er als engagiert gegen Diskriminierung und Rassismus, „mit vielen Begabungen und einem eigenen Kopf“.

Er attestierte ihr „Charakter, innere Stärke, kann mit Siegen und Niederlagen umgehen“. Dass sie 2015 ihre Fußballkarriere zugunsten der Familie aufgab, freute Zwanziger nicht gerade, rang ihm jedoch Respekt ab, denn, „sie hört zu, aber entscheidet selbst“.

Die erfrischenden Worte von Sasic nach Empfang des Freiheiter-Preises, einer Klangschale des Künstlers Friedhelm Pankowski, bestätigten Zwanziger. Sie sagte Dank und erklärte als Tochter eines Kameruners und einer Französin, verheiratet mit einem Serbokroaten und Mutter einer Tochter, schnörkellos: „Ich glaube, ich mache nur, was selbstverständlich ist. Es macht mir Spaß, so zu sein, einfach frei und heiter mein Leben zu führen und das aufzusaugen, was mich umgibt.“

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