Kein Halt mehr in Oberwinter Bahnkunden machen ihrem Ärger über den RE5 Luft

REMAGEN · Der Wegfall des Regional-Express in Oberwinter erhitzt die Gemüter. Der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (SPNV) hingegen rechtfertigt die Streichung des Haltepunktes.

Mit dem Fahrplanwechsel kommt es bei Bahnbenutzern insbesondere aus Oberwinter auch zum Gemütswechsel. Seit der Regionalexpress RE 5 nicht mehr die Bahnstation des Hafenortes anfährt, sind die Sympathiewerte für die Deutsche Bahn im tiefsten Keller angekommen. Besonders deutlich wird dies in unzähligen Leserbriefen, die den GA erreichen.

Oberwinter ist einer der sieben rheinland-pfälzischen Halte der Linie RE 5. Neben diesem Rhein-Express halten in Oberwinter die Züge der MittelrheinBahn (RB 26) und der Ahrtalbahn (RB 30).

„Der Fahrplan der Linie RE 5 ist zwischen Köln und Koblenz extrem angespannt, zusätzliche Halte sind daher nicht möglich. Im Stadtgebiet von Bonn ist eine zusätzliche Verkehrsstation gebaut worden, nämlich der Haltepunkt UN-Campus. Dort soll auch der RE 5 halten. Zwischen den für die RE 5 verantwortlichen Aufgabenträgern, dem Nahverkehr Rheinland (NVR) und dem Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (SPNV-Nord), gibt es eine Vereinbarung, dass die Realisierung des RE 5-Halts in Bonn am UN-Campus ermöglicht wird, indem in Rheinland-Pfalz auf einen Halt verzichtet wird“, berichtete Thomas Nielsen, der stellvertretende Leiter der SPNV.

Dieses Zugeständnis sei der „Preis“ dafür, dass die nordrhein-westfälische Seite vor Jahren der Bedienung des damals neuen Halts Koblenz-Stadtmitte durch den RE 5 zugestimmt habe. „Unter den rheinland-pfälzischen Halten der RE 5 weist Oberwinter mit Abstand die geringsten Fahrgastzahlen auf. Zudem ist Oberwinter ein Stadtteil von Remagen, das als RE-Halt natürlich „gesetzt“ ist. Zwei RE-Halte auf dem Gebiet einer relativ kleinen Stadt sind eher ungewöhnlich und lassen sich verkehrlich nur schwer begründen“, führte Nielsen aus. Mit den vorhandenen Linien behalte Oberwinter eine gute Bedienung.

Seit jeher, so GA-Leserin Isabel Neumann, habe der RE 5 in Oberwinter angehalten. Da es keinen Rückgang der Einwohnerzahl gegeben habe und die Zahl der Bahnnutzer ihrer Beobachtung nach dort nicht rückläufig sei, könne nicht nachvollzogen werden, was die Bahn bewogen habe, den kleinen Bahnhof einfach links liegen zu lassen.

Ärger bei Pendlern

„Zu Beginn des Jahres hieß es seitens der Politik, dass die Rhein-Wupper-Bahn RB 48 zukünftig wieder bis Remagen fahren würde, so wie es früher der Fall war, selbstverständlich mit einem Halt in Oberwinter. Doch auch dieses Versprechen wurde gebrochen“, ärgert sich die Remagenerin per Leserbrief. Es sei skandalös, dass im Laufe der Jahre der Nahverkehr immer weiter beschnitten worden sei. Immer mehr Menschen würden so dazu gebracht, aufs Auto auszuweichen.

Der offensichtliche Grund für diese desaströse Lage liege in der völligen Überlastung der linksrheinischen Bahnstrecke durch Güterzüge. Neumann: „In der Realität wird der Nahverkehr kaputt gespart, der Güterfernverkehr sorgt für den Profit.“

Auch Christoph Weber aus Remagen ist sauer auf die Bahn: „Es ist unerträglich, wie die Bahn mit den Menschen umspringt.“ Wenn die Politik wolle, dass die Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen, dann müsse das Angebot im Nahverkehr der Bahn verbessert und nicht verschlechtert werden.

Was den eingerichteten Haltepunkt "Campus" anbetrifft, so spricht Weber von einer „zweifelhaften Entscheidung“, denn es verkehrten schließlich alle paar Minuten U-Bahnen der Linien 16, 63 und 66 zwischen Bonn-Hauptbahnhof und ehemaligem Regierungsviertel. „Hier geht es allein um einen Komfortgewinn, der keine Autos von der Straße holen wird“, meint Weber.

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