Jugendtheatergruppe in Remagen Tohuwabohu um ein Ohrläppchen

REMAGEN · Lautstarker Applaus mischt sich mit überschwänglichem Jubel, als sich die strahlenden Akteure der Jugendtheatergruppe der Evangelischen Kirchengemeinde Remagen „Oscar and the Diamonds“ nach drei Stunden erschöpft, aber glücklich vor ihrem Publikum verbeugt.

 Turbulent ging es auf der Bühne der Jugendtheatergruppe im evangelischen Gemeindehaus zu.

Turbulent ging es auf der Bühne der Jugendtheatergruppe im evangelischen Gemeindehaus zu.

Foto: Gausmann

Das junge Ensemble hat vor rund 60 Besuchern im voll besetzten Saal des Gemeindehauses eine glanzvolle Premiere hingelegt. Denn mit dem Stück „Gerüchte, Gerüchte“ von Neil Simon haben die zehn Schauspieler eine turbulente Boulevardkomödie bravourös gemeistert.

Die Geschichte spielt im Milieu der New Yorker High Society. Der stellvertretende Bürgermeister Charley Brock und seine Ehefrau Myra haben anlässlich ihres zehnten Hochzeitstages zu einer Party eingeladen. Sie werden die Zuschauer allerdings nie zu Gesicht bekommen. Stattdessen eröffnen die ersten Gäste Chris Gorman (Johanna Klahn) und Ehemann Ken (Henry Schmerer) den im Luxus-Appartement spielenden Einakter.

Der leicht cholerische Anwalt und dessen Frau haben den Gastgeber blutüberströmt mit durchschossenem Ohrläppchen vorgefunden. Von dessen Frau Myra und dem Personal fehlt jede Spur. Sie sind sich einig, dass es sich nur um einen Selbstmordversuch handeln kann, den es gilt, unter allen Umständen zu vertuschen.

Nach und nach treffen die anderen Gäste ein. Alle ahnen, dass etwas nicht stimmt. Doch weil Sonnyboy Lenny Ganz (Sebastian Gilles) und dessen versnobt-schnippische Partnerin Claire (Rebecca Sell), der geistreiche Analytiker Ernie Cusack (Peter Schüller) mit seiner unbedarft-gutmütigen Ehefrau Cookie (Tamara Chmura) und der um lässige Souveränität bemühte Politiker Glenn Cooper (Paul Zachäus) und dessen labile Gattin Cassie (Sofie Hain) einen Skandal vermeiden wollen, wird getäuscht, geschwindelt und vertuscht, bis sich alle Beteiligten in einem Netz aus Lügengeschichten heillos verstrickt haben.

Hektisches Katz-und-Maus-Spiel

Als schließlich auch noch die Polizisten Welch und Pudney, glänzend gespielt von Paul Hiller und Christoph Goldschmidt, die Szenerie betreten, ist das Chaos perfekt. Eigentlich wollen die beiden Officer lediglich einen Autounfall aufklären, riechen aber schnell Lunte, dass die Party-Gesellschaft etwas zu verbergen hat. Das hektische Katz-und-Maus-Spiel gipfelt in einem fulminanten Monolog von Lenny, indem der vorgibt „Charley“ zu sein und sämtliche Irrungen und Wirrungen des Abends zu einer vermeintlich plausiblen Version des Tathergangs zusammenschustert.

Der abschließende Wortschwall steht für die Leistung des gesamten Ensembles, das es in sechsmonatiger Probenarbeit nicht nur zu beeindruckender Textsicherheit gebracht, sondern mitunter auch vollen Körpereinsatz gezeigt hat.

Dabei sorgte Regisseur und Souffleur Nils Braunschädel dafür, dass die Akteure im zeitweisen Tohuwabohu weder Überblick noch Anschluss verloren. „Wir haben eine Menge Leidenschaft und Herzblut reingesteckt“, sagt Braunschädel, der seit der Gründung der Theatergruppe vor sechs Jahren dabei ist und seitdem an allen sechs Stücken mitgewirkt hat. Auch die meisten der 16- bis 19-jährigen Gymnasiasten haben ihr Debüt bereits hinter sich.

Lediglich Peter Schüller, Paul Zachäus, Paul Hiller und Christoph Goldschmidt haben diesmal ihre gelungene Bühnenpremiere gefeiert. Davon können sich Theaterfreunde dann auch bei der letzten Vorstellung am Mittwoch, 25. Mai, ab 18 Uhr überzeugen. Der Eintritt kostet sechs Euro (ermäßigt vier Euro).

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