Kommentar zum Nahversorgungszentrum in Remagen Orakel der Nachbarn

Meinung | Remagen · Es kommt wohl nicht allzu häufig vor, dass sich eine Stadt in die Belange einer Nachbarstadt einmischt. Der Remagener Einzelhandel hat damit keine Probleme.

 Der Einzelhandel in der Remagener Innenstadt befürchtet Nachteile, wenn in Sinzig ein Nahversorgungszentrum gebaut wird.

Der Einzelhandel in der Remagener Innenstadt befürchtet Nachteile, wenn in Sinzig ein Nahversorgungszentrum gebaut wird.

Foto: Martin Gausmann

Er befürchtet nämlich Kaufkraftabflüsse, wenn in Sinzig ein fußläufig erreichbares Nahversorgungszentrum für die dort lebenden – auch älteren – Menschen in der Innenstadt gebaut wird.

Dass es sich dabei gar nicht um Neuansiedlungen, sondern um Verlagerungen bereits vorhandener Geschäfte handelt, spielt für die Werbegemeinschaft Remagen keine Rolle. Schließlich wolle sich Edeka in Sinzig ja vergrößern. Und deshalb – so das Orakel aus der Römerstadt – werde nicht nur der Einzelhandel in Remagen Schaden nehmen, sondern auch der Sinziger Innenstadt der „endgültige Todesstoß“ versetzt.

Dass Gutachter zu völlig anderen Ergebnissen kommen, ficht die Remagener Händler nicht an, da die Expertise der Experten „methodische Fehler“ aufweise.

Die Nerven beim Einzelhandel der kleineren Städte liegen in Zeiten des verstärkten Online-Handels und eines veränderten Kaufverhaltens der Kunden, die es in große Zentren auf der grünen Wiese mit ihren „Alles-unter-einem-Dach-Angeboten“ zieht, offensichtlich sehr blank.

Die eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, heißt es. Offenbar doch. Denn auch Edeka in Sinzig, Aldi oder Rossmann sind Vertreter des Einzelhandels, die für den Vorstoß ihrer Kollegen aus Remagen wenig Verständnis haben dürften.

Zur Erinnerung: Der Edeka-Markt in Sinzig will nur deshalb umziehen, weil er am vorhandenen Standort von den benachbarten großflächigen Märkten „Kaufland“ und Rewe erdrückt wird und expandieren muss, um überleben zu können.

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