Rheinhalle in Remagen Johann Strauß Ensemble füllt die Ränge

REMAGEN · Ein Kölner Ensemble spielte vor ausverkauften Rängen im Foyer der Rheinhalle. Auch im 15. Jahr hat es das Johann Strauß Ensemble Köln geschafft, die Ränge im Foyer der Remagener Rheinhalle bis auf den letzten Platz zu füllen.

 Remagen Neujahrskonzert Straußensemble

Remagen Neujahrskonzert Straußensemble

Foto: gausmann

Mit beschwingten Walzermelodien aus der Donaumetropole Wien, aber auch Seitenblicken über europäische Grenzen hinweg, bot das Kammerorchester einen abwechslungsreichen Abend und konnte das Publikum mit seinem Charme von der ersten Minute an einfangen.

Der erste Ton musste natürlich Johann Strauß gelten: „Wein, Weib und Gesang“ kann quasi als Überschrift gelesen werden. Pianist Gerd Winzer gab in seinen humorigen Moderationen zahlreiche Hintergrundinformationen und führte im steten Dialog mit den begeisterten Zuhörern durch den Abend. So wurden die Stücke der beiden anderen Strauß-Brüder Josef und Eduard, besser verständlich. Als Auftragskomposition für einen Post-Ball ging es in „Eingesendet“ auf flotten Schritten mit der Postkutsche über das Land, während „Bahn frei“ eine muntere Fiaker-Fahrt lautmalerisch umschrieb.

Zahlreiche Operetten-Melodien durchzogen den Konzertabend. Aus Albert Lortzings „Zar & Zimmermann“ erklang der „Holzschuhtanz“, ein Walzer, der auch mit tragischen Bläsern aufwarten konnte. Natürlich durfte die „Fledermaus“ nicht fehlen. Zum kapriziösen Uhrwerk in „Tik tak“ sah man überall im Raum die Füße wippen. Eine andere Art Walzer bot Charles Gounods „Faust Walzer“ aus der gleichnamigen Oper. Winzer klärte darüber auf, dass man einen französischen Walzer nicht so schnodderig spielen darf, wie es augenzwinkernd der Wiener fordert. Der Spielfreude tat dies jedoch keinen Abbruch. Neben fulminanten orchestralen Klängen taten sich im Konzert auch einzelne Musiker in kürzeren und längeren Solopassagen hervor.

Klarinettist Selcuk Sahinoglu gab dem Walzer „Künsterleben“ den besonderen Schliff, und Cellistin Beate Starken spielte das „Lied an den Abendstern“ von Richard Wagner als einen breiten Gesang. Frontfrau Anja Borchers an der Violine hatte besonders zu den ungarischen Kompositionen einige anspruchsvolle Passagen zu meistern. Das Medley „Ungarisch“ aus Motiven von Franz Liszt meisterte sie für das Publikum so überzeugend, dass es spontan in Bravo-Rufe ausbrach. In Moritz Moszkowskis feurigem „Bolero“ waren nicht nur die Fähigkeiten von Schlagwerker Moritz Winzer an den Kastagnetten gefragt: Durch alle Stimmen des Orchester wandt sich die Melodie wie ein südeuropäischer Lindwurm.

Nach dem letzten Ton wollten die Besucher ihr Ensemble natürlich nicht gehen lassen. Zur „Petersburger Schlittenfahrt“ von Richard Eilenberg nahmen die Musiker spontan ein neues Mitglied auf: Veranstalter Martin Tillmann gab ein brausendes Debüt an der Schlittenrassel. „Sie sind ja unersättlich“, schloss Winzer seine letzte Moderation vor der dritten Zugabe. Die Welle des Applaus wollte und wollte nicht abebben.

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