Konzert in der Sankt-Anna-Kapelle Japanischer Jugendchor zu Gast in Remagen

REMAGEN · Der japanische Tokushima Jugendchor hat viele Zuhörer in die Sankt-Anna-Kapelle in Remagen gelockt. Die jungen Sänger präsentierten eine Mischung aus europäischer und japanischer Tradition.

 Der japanische Chor, der schon Messen im Vatikan mitgestaltet hat, begeisterte in Remagen.

Der japanische Chor, der schon Messen im Vatikan mitgestaltet hat, begeisterte in Remagen.

Foto: Martin Gausmann

Wer dachte, dass er zu einem Konzert unter der Woche auf den letzten Drücker kommen könne, der sah sich am Dienstagnachmittag in der Remagener Sankt-Anna-Kapelle getäuscht. Schnell waren nicht nur die Sitzplätze komplett besetzt, sondern auch alle Stehplätze an den Wänden des Gotteshauses. Letzte Nachzügler quetschten sich in den Eingang, um die jungen Sänger des japanischen Tokushima Jugendchors zu hören, die mit einer chormusikalischen Mischung aus europäischer und japanischer Tradition und punktgenauen Choreografien nicht nur ein einwandfreies Konzert ablieferten, sondern das Publikum auch zu begeistern verstanden. Das spendete nach jedem Stück herzlichen und immer längeren Beifall.

Nach einer kurzen Einführung durch Organisatorin Kerstin Wegen und einem Grußwort von Beigeordnetem Volker Thehos schritten die Sänger in ihren dunkelblauen Roben mit dem markant weißen Kragen auf die Stufen vor den Besuchern. 1963 von Shuho Ueda gegründet, umfasst der Chor heute 28 Mädchen und zwei Jungen im Alter von neun bis 17 Jahren. Seit 1993 unternehmen die Sänger, die schon Friedensmessen im Vatikan mitgestaltet haben, regelmäßig Konzertreisen nach Deutschland.

In diesem Jahr stehen neben Remagen noch Bonn, Weimar und Königstein im Taunus auf dem Tour-Programm. Das Programm eröffnete „O sacrum convivium“ des spanischen Renaissance-Komponisten Tomás Luis de Victoria. Aus Himmels Höhen schwebte der Klang auf das Publikum hernieder, das direkt in andächtiges Schweigen verfiel. Wie aus einem Guss erfüllte das über 400 Jahre alte Stück die altehrwürdigen Mauern.

Es folgten zwei Stücke in Vorbereitung des regional bedeutsamsten Komponisten-Jubiläums 2020. Beethovens „Die Ehre Gottes in der Natur“ spielte gekonnt mit Fortissimo und Pianissimo. Wuchtige Akkorde gesellten sich neben punktgenaue Lautstärkewechsel. „Freude, schöner Götterfunken“ überraschte mit einer selten gehörten Zweistimmigkeit. Nach dem brillanten Schlussklang war der Applaus noch einmal so begeistert. Der zeitgenössische Komponist Hermann Baumgartner, der zahlreiche Motetten für den Chor angefertigt hat, erklang mit „Cantate Domino“, einem Werk voller schwebender Harmonik, die durch den Chor hin und her wogte. Die Sänger bewiesen, dass sie sich auch in der Musicalwelt sicher bewegen können. „Do Re Mi“ aus Richard Rodgers „Sound of Music“ ließ die Füße unter den Stühlen wippen und „Hello, Dolly“ von Jerry Herman endete mit einem Meer von Hüten in der Luft. Nach einer kurzen Pause zum Umziehen zogen die Sänger, in farbenfrohe Kimonos gekleidet, an den Besuchern vorbei wieder zur Bühne.

Das Kinderspiellied-Medley „Nippon no Warabeuta“ wurde rhythmisch begleitet von aufschlagenden Plastikbällen und untermalt durch Jonglagen. Auch das Teepflückerlied „Chakkiri Bushi“ von Yoshiaki Machida gab mit seiner ausgefeilten Choreografie nicht nur den Ohren einen Hochgenuss. Im Laufe des zweiten Programmteils wurden sowohl Instrumentation als auch Choreografien komplexer. Zum Volkslied „Nippon no Asobiuta“ wurde ein Rundtanz aufgeführt. Flöte und Schlagwerk komplettierten „Awaodori Matsuri“ von Nobuyoshi Koshibe, eine groß angelegte Tanzmusik, nach deren Ende der Applaus nicht mehr aufhören wollte.

In mehreren Zugaben stand das Ziel der Völkerverständigung im Fokus. Deutschland- und Japanflaggen wurden geschwungen, die deutsche Nationalhymne gesungen und Volkslieder wie „Horch, was kommt von draußen rein“ gemeinsam gesungen. Stehende Ovationen waren dem Tokushima Jugendchor nach diesem beeindruckenden Konzert sicher.

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