Tradition in Remagen Ein Heiliger vertreibt die Finsternis

REMAGEN · Mit einem breit aufgestellten geistlichen Programm hat die „Gemeinschaft von der gekreuzigten und auferstandenen Liebe“ am Wochenende die kleine Apollinaris-Wallfahrt in der Apollinaris-Kirche in Remagen begangen.

 Pater Bartholomé bei der Predigt in der Apollinaris-Kirche.

Pater Bartholomé bei der Predigt in der Apollinaris-Kirche.

Foto: Martin Gausmann

Die Remagener ließen sich dieses Fest nicht entgehen, das an die Rückkehr der Reliquien aus Düsseldorf im Jahre 1826 erinnert. Die Klostergemeinschaft konnte sich über zwei gut besuchte Tage freuen.

Die Türen der Gruft öffnen sich und das silberne Haupt des Heiligen Bischofs und Märtyrers wird die steinerne Treppe hinauf auf seinen rotummantelten Sockel getragen. Mit einem Rosenkranzgebet begann das Wallfahrtswochenende. Es schloss sich der erste von zwei Festgottesdiensten an. Die liturgischen Texte handelten besonders von dem Gegensatz zwischen Licht und Finsternis.

Im Alten Testament wird das Aufgehen des Lichtes über dem Volk Israel verkündet, im Matthäus-Evangelium wird diese Metapher auf die Botschaft vom nahen Reich Gottes übertragen, wie sie Jesus von Nazareth verkündigt hat. Das Eröffnungsgebet der Messe wiederum sprach das Licht der Predigt des Apollinaris zu, der noch von Petrus zum Bischof geweiht worden sein soll. Mit seinem öffentlichen Auftreten hat er die Finsternis aus seinen Mitmenschen vertrieben und für das Licht des Glaubens Raum eröffnet. Pater Bartolomé van Oudheusden, Rektor der Kirche über dem Rhein, spann diesen Faden in seiner Predigt weiter.

Er appellierte an die Gläubigen, sich eben diesem Licht zuzukehren, um Geist und Leben im Heiligen Geist zu erneuern. Wie die ersten Jünger Jesu und der Wallfahrtsheilige es vorgelebt haben, sollen sie Menschenfischer sein, die ihren Sinn aus der Nähe des himmlischen Reiches beziehen: „Auf dass wir uns in das Reich Gottes hineinfischen lassen.“ Er kam in seiner Predigt auch auf die schlechte Nachwuchssituation in den Priesterseminaren und die anstehenden Strukturreformen zu sprechen. In beiden Fällen empfahl er den Gottesdienstbesuchern das Gebet um ein erhöhtes Engagement, um ein „Leben des Geistes“, das eine wirkliche Veränderung bewirken könnte. Zum Abschluss der Messe strömten die Besucher nach vorne, um sich den persönlichen Segen erteilen zu lassen, indem Pater van Oudheusden ihnen die Büste des Heiligen ein paar Zentimeter über den Kopf hielt. Nach über zweistündigem Gottesdienst konnten sich Geistliche wie Gläubige bei einem klösterlichen Abendbrot stärken.

Der kommende Tag wurde wiederum vom Rosenkranzgebet eröffnet. Stand der Abend ganz im Zeichen der charismatischen Gitarrenmusik der Gemeinschaft, holte zur Festmesse am Morgen der Apollinaris-Chor sein ganzes Können hervor. Letzte Chance für einen Pilgersegen nebst Pilgerkarte unter dem Motto „Barmherzig wie der Vater“ bot die Pilgerandacht, nach der dann die Reliquie wieder in ihrem Sarkophag verschwand, wo sie bis zum 18. Juli ausharrt, bevor sie zur großen Apollinaris-Wallfahrt wieder hervorgeholt wird.

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