Comedy in Remagen Echse lästert über Gott und die Welt

REMAGEN · Nicht ohne Grund gilt Michael Hatzius als der „Echsorzist“ der deutschen Comedyszene. Seit der gelernte Puppenspieler mit seinem mannshohen Urviech auf der Bühne steht, fliegen ihm die Preise ebenso zu wie die Herzen des Publikums.

 Ein Augen- und ein Ohrenschmaus in Remagen: Michael Hatzius mit seiner Echse. FOTO: GAUSMANN

Ein Augen- und ein Ohrenschmaus in Remagen: Michael Hatzius mit seiner Echse. FOTO: GAUSMANN

Foto: gausmann

Mittlerweile ist der Berliner mit seinem zweiten Soloprogramm „Echstasy“ auf Echse. Jetzt hat er auch in der Remagener Rheinhalle gezeigt, dass er weit mehr zu bieten hat als das großmäulige Schuppenmonster.

So eröffnet nicht die Echse, sondern ein Rammler den Abend. Es blitzt, zischt und raucht, als der Hase mit zwei durchgenagten Kabelenden auf der Bühne erscheint. Doch bevor das Riesenkarnickel noch mehr Schaden anrichten kann, hat es bereits die ebenfalls von Hatzius gespielte Security-Möhre am Schlafittchen gepackt, um den Übeltäter abzuführen.

Auf der Leinwand schwebt der Star des Abends ein. Begleitet von hymnischen Klängen, die Zigarre in der einen und den Steuerknüppel in der anderen Klaue, setzt die Echse mit dem knatternden Helikopter in bester „Airborne“-Manier zur Landung an. Ein roter Teppich wird ausgerollt und schon steht sie vor den 450 Besuchern.

Die Begrüßung fällt standesgemäß aus: „Ich habe mich am Nachmittag mal in der Stadt umgeschaut. Ihr habt ja die Brücke, aber nee, nich mal die – nach 'ner halben Stunde war ich wieder im Hotel“, lästert das berühmteste Reptil Deutschlands.

Das Konzept ist ein Volltreffer. Wenn Hatzius mit der Riesenechse auf dem Schoß in seinem Bürostuhl lehnt und dieser zigarrenschmauchenden Mischung aus Ekel Alfred, allwissendem Macho und dem Paten Leben einhaucht, schwelgt der Zuschauer im Rausch der Sinne. Mit lakonischem Humor und einem guten Schuss Sarkasmus sinniert das dickbäuchige Reptil im graugrünen Lederanzug über Gott und die Welt.

So fabuliert die Echse über gesunde Lebensweisen („Hanteltraining ist schlecht, zu viel Eisen“), sinniert über den Untergang der Dionosaurier und macht sich über die Dialekte der Schwaben („Die haben nen Fehler im Konsonantenzentrum“) und Österreicher („Geh i mitm Beppi in Biba eini? Naaa“) lustig.Dass Hatzius für sein extravagantes Spiel bekannt ist, zeigt sich spätestens dann, wenn er mithilfe eines guten Dutzend Quietsche-Entchen die Welt erklärt („Bumm-Bumm, Flücht-flücht, gluck-gluck, Tod: Viel zu tun!“). Die skurril-alberne Geschichte vermag auch die Angela-Merkel-Ente nicht mehr zu retten.

In der zweiten Hälfte gibt es ein Wiedersehen mit altbekannten Figuren wie dem depressiven Huhn, dessen berührende Leidensgeschichte in der Bodenhaltung das Publikum zum Schweigen bringt. Und mit der Berliner Klappmaul-Zecke hat Hatzius sein Repertoire um einen ganz neuen Charakter ergänzt.

Der wehleidige Blutsauger beklagt, dass er in der ätzenden Hitze ausharren muss, bis mal ein Wanderer vorbeikommt, in den er sich verbeißen könnte („Aber es wandert ja kaum noch eena“). Wenn auch nicht alle Pointen zündeten und das Programm mitunter auch mal zäh daherkommt.

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