Remagener Rheinhalle 450 zufriedene Zuschauer beim Auftritt des Millowitsch-Theaters

REMAGEN · Wo Millowitsch draufsteht, da ist seit 1846 auch feinste Unterhaltung in Sachen Komödie drin. Von der Gültigkeit dieses Zusatzartikels zum rheinischen Grundgesetz konnten sich am Samstagabend 450 begeisterte Zuschauer in der Remagener Rheinhalle überzeugen.

 Lachsalven produzierten die Schauspieler des Millowitsch-Theaters.

Lachsalven produzierten die Schauspieler des Millowitsch-Theaters.

Foto: Martin Gausmann

Auf dem Programm stand "Der Fernsehkoch", eine Krimi-Komödie aus der Feder von Barbara Schöller und Theaterchef Peter Millowitsch. Und das beliebte Ensemble um Millowitsch gab dem Theateraffen dabei so richtig Zucker. Das Gagfeuerwerk kam von den Theaterprofis perfekt getimt und in breiter Vielfalt. Satirisch Hintersinniges wechselte da mit Slapstick, der a uch schon mal mit der "Methode Holzhammer" präsentiert wurde.

Das Stück selbst zeigte sich irrwitzig turbulent und temporeich. Aufs Korn genommen wurden die zahlreichen TV-Kochshows, die wie Pilze aus den Fernsehprogrammen schießen.

Pizzabäcker Anton braucht das Spezial-Rezept "Pizza-Paradiso" bei dem wohl auch Flönz eine gewichtige Rolle spielt, seiner Dauerverlobten Donata, da er dies ohne Wissen seines Augensterns bereits an die Firma Pizza-Frost verscherbelt hat.

Doch Donata will das Rezept nicht rausrücken. Ihr "vielleicht" mit einer endgültigen Tendenz zum Nein, wird mit dem schönen Satz "Vielleicht fällt morgen ja auch der Dom um", erklärt. Zudem ist das kommunikative Miteinander der beiden Dauerverlobten von gewissen atmosphärischen Störungen unterlegt. Sie nennt ihn gern "Amateurkoch" oder gar "Düsseldorfer". Er antwortet mit liebreizenden Kosenamen wie "Sizilianische Suppenschlampe" oder "römisches Risotto-Flittchen".

Da nun guter Rat teuer ist, wird die verrückte Idee, Fernsehkoch Horst Lichter zu entführen, in die Tat umgesetzt. Der bekannteste "Schnäuzer" Kölns, der je über einen Kochtopf schwebte, soll die Zutaten herausschmecken. Und in diesem Zusammenhang kommt dann ein akustisch-technischer Trick als Running Gag ins Spiel. Denn Lichter ist nicht zu sehen, sondern in der Küche schaffend zu hören. Seine Stimme kommt, der Fernsehkoch sehe die Formulierung nach, aus der Konserve. Nach Medienberichten ist Horst Lichter richtig stolz, auf diese Art im neuen Millowitsch-Stück mitzuwirken.

Kriminal-Komödie hin oder her, scharf geschossen wird eigentlich nur auf die Lachmuskeln der Zuschauer. So richtig Fahrt auf nimmt das Ganze, weil Kellner Oswald in seinem Chatroom einen Swingerklub im Untergeschoss der Pizzeria erfunden hat und damit zuhauf liebeshungrige Damen anlockt.

Aus den massenweise ausgelegten Fallstricken in den flotten Dialogen verdichtet sich zudem das abstruse Gerücht, dass sich just Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Essen angesagt hat.

Den Zuschauern machte es einfach Spaß, wie das Profi-Ensemble es bei der abstrus bis teilweise absurd verstrickten Geschichte schaffte, für jeden Pott noch das richtige Deckelchen zu finden. Millowitsch-Theater eben, auch ein richtig gutes Gesamtrezept wenn das Kölner Kult-Theater auf Tournee ins Umfeld geht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort