Jugendfeuerwehr Remagen 16 Einsätze in 24 Stunden

REMAGEN · Dass das Aufsehen erregen würde, war klar, und neugierige Blicke waren programmiert. Die blieben denn auch nicht aus, als am Samstagnachmittag dicker Qualm aus dem Gebäude eines Fahrzeugaufbereitungsunternehmens in Remagen drang. Das Martinshorn ertönte und Blaulicht blitzte. Die Polizei sperrte die Goethestraße ab und befragte einige Wehrleute nach dem Vorfall.

 Ein Verletzter wird bei der Übung geborgen.

Ein Verletzter wird bei der Übung geborgen.

Foto: Gausmann

Deren Kameraden widmeten sich nach dem Kommando "Wasser marsch" der Brandbekämpfung und legten unter anderem Atemschutzgeräte an, um ins Gebäudeinnere vorzurücken. Ein Be- und Entlüftungsgerät ratterte und sorgte für bald einigermaßen freie Sicht, denn in der Fahrzeughalle brannte nicht nur ein Auto, es wurden auch drei Arbeiter vermisst, die nach und nach in Sicherheit gebracht wurden.

Wer genau hinsah, wunderte sich dennoch über das junge Alter der Kameraden. Was aussah, fast wie echt, war ein Einsatz der Jugendfeuerwehr Remagen. Genauer gesagt: Einer von 16 Einsätzen, die die Zehn- bis 17-Jährigen der 18 Mitglieder zählenden Jugendfeuerwehr Remagen zwischen Samstag- und Sonntagvormittag zu bewältigen hatten. Berufsfeuerwehrtag war angesagt.

Das hieß 24 Stunden Bereitschaft für den Nachwuchs der Freiwilligen Feuerwehr unter Leitung von Jugendfeuerwehrwart Dirk Schorn, der erklärte: "Die jungen Kollegen sollen erleben, wie es bei einer Berufsfeuerwehr so zugeht."

Deshalb verbrachte die Wehr 24 Stunden im Feuerwehrhaus, wo die Einsatzglocke auch nachts nicht still blieb, und sogar in der Einsatzzentrale ein Nachwuchskamerad begleitet von einem Erwachsenen Dienst schob. Aber der beliebteste Arbeitsplatz war der "ganz nah dran am Feuer oder Unfall", wie ein Junge erklärte.

Lageerkundung, Verstärkungsanforderung, Wasserversorgung und Menschenrettung lagen unter anderem in den Händen der Jugendlichen. Beim Brand in der Fahrzeughalle mit drei Vermissten, die vorher von Angehörigen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Remagen effektvoll als verletzt geschminkt worden waren, hatten Gruppenführer Maximilian Harst und Tim Balas bald die Lage im Griff.

Die älteren Kollegen, die den Einsatz beobachteten, zeigten sich zufrieden mit dem Vorgehen des Nachwuchses. Der hatte jedoch nach dem geglückten Lösch- und Bergungsmanöver noch längst nicht Feierabend.

Die Einsatzmacher Carsten Röhrig und Marc Lüdenbach hatten zu diesem Zeitpunkt noch elf weitere Szenarien an Schauplätzen in Remagen vorbereitet. Dazu zählten Unfälle am Feldweg und am Schwimmbad mit vermeintlich mehreren verletzten Personen, eine Tierrettung in der Nähe der "Schwarzen Madonna", ein Containerbrand an der Zeppelinstraße, eine angeblich brennende Grillhütte, eine unter Brennholz verschüttete Person, ein brennendes Feld und eine Personensuche im Wald.

Monatelang haben die Planungen für den Berufsfeuerwehrtag der Jugendwehr gedauert. "Die Einsätze wollen so gestaltet sein, dass alle beschäftigt sind, und erst mal müssen Requisiten wie etwa alte Autos und Schauplätze, etwa bei Firmen, gefunden werden", sagte Schorn und dankte allen Unterstützern.

Berufsfeuerwehrleute hätten nach so einem 24-Stunden-Dienst 48 Stunden frei, bevor die nächste Schicht anstünde, fügte er zudem an. Für "seine" Jugendfeuerwehrleute heißt es warten bis zum nächsten Jahr: bis zum nächsten Berufsfeuerwehrtag der Wehr, der für viele Nachwuchskameraden gar nicht schnell genug kommen kann, trotz des Schlafmangels.

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